Jim
Tomecko (links) von der GTZ und Senator Dr. Meechai bei der Pressekonferenz.
In der Residenz des deutschen Botschafters in Bangkok
hielt der deutsche Botschafter Dr. Brümmer eine Pressekonferenz, um über
die Erfolge der Thai-Deutschen Partnerschaft und unzähliger Projekte für
die Opfer der Tsunami Katastrophe vom 26. Dezember 2004 zu berichten.
Mit anwesend waren Repräsentanten von
Hilfsorganisationen, Senator Dr. Meechai als Vertreter der PDA (Population
and Community Development Association), Jim Tomecko von der Gesellschaft
für technische Zusammenarbeit (GTZ), Projektleiterin Thai-Deutsche
Partnerschaft Stephanie Kage von der Deutschen Botschaft, Willi Kothny von
„Willi hilft e.V." und Dr. Franz Kluge von „Flutopferhilfe Khao Lak
e.V."
Seine Exzellenz Dr. Brümmer gab zunächst einen
Überblick über das Projekt und anschließend einen kurzen Rückblick.
Deutschland gehört mit zu den stark betroffenen Nationen, als jedes 10.
Opfer deutscher Nationalität war. 5395 Tote wurden nach Schätzungen von
offizieller Seite gezählt, darunter 520 Deutsche und 2.817 Menschen werden
noch immer vermisst. Die Katastrophe hinterließ 1480 Waisen und 2.900
Familien waren ohne jegliche Unterkunft.
Deutschland hat nach Aufrechnungen offizieller Seite an
die 50 Millionen Euro im Rahmen der Schnellhilfe der Vereinten Nationen
beigetragen. Im Rahmen der bilateralen Hilfe und der EU Hilfe, an der
Deutschland mit 22 Prozent der Beiträge beteiligt ist, sind nochmals
ungefähr vier Millionen Euro beigesteuert worden. Dazu kommen weitere
Hilfen und Projekte für von Regierungsstellen, wie der GTZ, DAAD, und
anderen Organisationen, unternommenen Projekte, die mit öffentlichen
Geldern finanziert sind. Aus dem privaten Bereich und über private
Organisationen und Initiativen wurden insgesamt fünf Millionen Euro
gespendet, darunter die Malteser Hilfe mit zwei Millionen Euro, die Deutsche
Welthungerhilfe mit 490.000 Euro, Caritas mit zwei Millionen Euro, die
Deutsch-Thailändische Handelskammer in Bangkok mit 84.000 Euro, und viele
andere.
Individuelle Hilfen und Beiträge von Privatpersonen und
Privatvereinen sowie deutschen Firmen werden auf insgesamt 9 Millionen Euro
beziffert. Dazu kommen etwa 10 Millionen Euro Spenden, die von deutschen
Privatleuten und Firmen an Unicef flossen und ebenfalls den Opfern in
Thailand zugute kamen. Insgesamt dürfte das Ausmaß sogar noch größer
sein, denn viele Spenden flossen auch direkt vor Ort in andere
Organisationen, und es ist daher nicht einfach, genaue Ziffern zu belegen.
Die deutsche Botschaft hat im Rahmen des
Partnerschaftsprojektes, das auf Vorschlag von Ex-Kanzler Gerhard Schröder
geschaffen wurde, eine Broschüre herausgegeben, die Einzelheiten zu dem
Projekt sowie den verschiedenen Aktionen und Tätigkeiten, die von den
jeweiligen Stiftungen, Vereinen und Organisationen erbracht wurden und
werden, beschreibt. Ziel der Initiative ist es, Projekte vor Ort zu
begleiten, Verbindungen mit thailändischer offizieller Seite herzustellen
und Hilfe bei Bedarf abzugleichen. Leitregeln für die Arbeit und
Hilfestellung sind dabei Transparenz, Dauerhaftigkeit und Vermeidung von
Korruption.
Wili Kothnys (Mitte mit
Rucksack) Projekt wurde vom Parlamentarier Kraus begutachtet. Stephanie Kage
(3. vom rechts) ist auch mit dabei.
Insgesamt werden 250 Projekte von der Partnerschaft
begleitet, wobei sich die Unterstützung auf die Formulierung und Gestaltung
vorgeschlagener Projekte, die Untersuchung und Bewertung der Machbarkeit und
Zweckmäßigkeit sowie Hilfe bei der Bearbeitung der Spenden
(Gütertransport, Geldtransfer, Zölle, usw.), Koordination mit
internationalen und lokalen Behörden und Organisationen sowie
Öffentlichkeitsarbeit konzentriert.
Die Deutsche Botschaft selbst hat ihre Haupttätigkeit
auf die Betreuung und Begleitung von Kindern und Schulen gelegt in Bezug auf
die strenge Auswahl von Umsetzern der Projekte, auf kommunale
Wiederherstellung mit Unterstützung dreier individueller Langzeitprojekte,
Krankenhaus- und Medizinbereich sowie Fischerleute und Seezigeuner in Bezug
auf Boote und Ausrüstung.
Anschließend berichtete Senator Dr. Meechai über die
Aktivitäten der PDA. Schlüsselpunkt aller Tätigkeiten – und das gilt
auch für die anderen Projekte und Organisationen – ist, dass die Hilfe
eine Hilfe zur Selbsthilfe ist: Ziel ist, dass die Betroffenen und
Unterstützten aus eigenem Antrieb und Dazutun die Folgen der Katastrophe
überwinden, und zum anderen als Multiplikatoren das Gelernte und Erreichte
anderen Opfern und Mitmenschen als Helfer zugute kommen lassen.
Dr. Meechai berichtete, dass in den 13 Projekten, die von
der PDA unterstützt werden, die Zielsetzungen 1. kurzfristig zur
unmittelbaren Verbesserung der Lage gleich nach der Katastrophe waren, dann
2. mittelfristig mit einem 3 Jahreshorizont sowie 3. langfristig auf 15
Jahre angelegt sind. Die Projekte zielen auf 3 Hauptbereiche:
1. Jugendentwicklung und -unterstützung, z. B. durch
Schulessen, wofür 300 Baht pro Monat pro Kind zur Verfügung gestellt
werden, z. B. durch Schulfarmen, in welchen Nahrungsmittel angebaut werden,
um Selbsterhaltung zu erreichen, dann 2. Einkommenserzielung, z. B. durch
Arbeit und Lohnzahlung, durch Bootbanken, welche Fischerboote für die
Gemeinschaft anschaffen und die Fischer die Boote gegen ein Entgelt mieten
können, um ihrer Arbeit nachzugehen, und 3. Umweltprojekte, z. B. die
Anpflanzung von Bäumen wie Mangroven, die – wo dicht bewachsen, viel von
der Wucht des Tsunamis aufgefangen haben.
Jedes Dorf hat etwa 140.000 US Dollar finanzielle Hilfe
erhalten. Die Aufgabe der PDA ist, die Spender mit den Empfängern über
Berichte, gemeinsame Aktionen und Besuche vor Ort zu verbinden, um
einerseits Nachweis über den Verbleib der Mittel zu geben, und andererseits
den Gemeinschaftsgedanken zu fördern. Trotz aller direkten Hilfe und guten
Vorsätze gibt es dennoch Berichte und Probleme mit Korruption, und Dr.
Meechai sagte, dass es leider Fälle gab, in denen Gelder verschwanden oder
zweckentfremdet wurden.
Am Rande bemerkte Dr. Meechai auch, dass sechs Millionen
Menschen in Thailand nicht mehr als einen Euro zum täglichen Leben haben,
und daher „Hilfe-zur-Selbsthilfe"- Projekte wichtig seien. Thailand
benötigt ebenso Hilfe von außen, im Gegensatz zu Kommentaren, die von
Regierungsseite gemacht wurden.
Jim Tomecko berichtete über die Aktivitäten der GTZ,
die mittlerweile seit 30 Jahren in Thailand präsent ist und
Entwicklungshilfe leistet. Im Zusammenhang mit der Tsunami Katastrophe, war
einer der Hauptpunkte, die Kleinunternehmer und Geschäfte mit
Beratungsleistung zum Wiederaufbau und Fortführung des Betriebs zu
unterstützen, damit Existenzen wieder aufgebaut würden oder gesichert
blieben.
Insgesamt sind über 500 Betriebe beraten worden – von
der Erlangung von Schnelldarlehen, was eines der Hauptprobleme war, ebenso
wie zur Erstellung von Alternativplänen und Überbrückungsaktivitäten bis
die allgemeine Geschäftslage sich verbessert hat. Neben der Unterstützung
der lokalen Wirtschaft waren die anderen beiden Hauptaktivitäten zum einen
Projekte, die sich mit Katastrophen und Notfallplanung und Management
befassten, sowie Arbeit zur Küstenbefestigung in Zusammenarbeit mit der
Universität Kiel.
Die Flutopferhilfe Khao
Lak vor Ort.
Dr. Franz Kugler berichtete über das Projekt
Flutopferhilfe Khao Lak e.V., eine Privatinitiative, die von den Familien
Kugler und Hehn, selbst betroffen während ihres Urlaubes auf Khao Lak,
unmittelbar nach dem schrecklichen Ereignis ins Leben gerufen wurde. Aus
Dankbarkeit über die selbst erhaltene Hilfe wurde beschlossen, den
Einwohner nach 13 Jahren regelmäßigen Besuchs bei der Überwindung der
Folgen zu helfen.
Die Kuglers und Hehns haben insgesamt 150.000 Euro
gesammelt und in den Wiederaufbau von Häusern, Stipendien für Ausbildung,
und Beschaffung von Gütern zur Wiederherstellung des Lebensumfeldes
gesteckt. Wichtig für den Erfolg des Projektes war, dass die Stipendien
über den Verein direkt an die Schule gingen, und nicht den Familien direkt
ausgezahlt wurden. Ebenso wurde der Wiederaufbau der Häuser durch die
Bereitstellung der Materialien, die von den Spenden selbst eingekauft
wurden, ermöglicht. Auf www.flutopferhilfe-khaolak.de berichtet der Verein
über sein Projekt. Kontakt: Flutopferhilfe Khaolak e.V., Marita Kugler,
E-Mail: info@ flutopferhilfe-khaolak.de
„Willi" Wiradech Kothny berichtete über sein
Projekt „Willi hilft". Willi Kothny wird vielen vom Sport her in
Erinnerung sein – er war der Bronzemedaillensieger in Sydney 2000 im
Säbelfechten. In Thailand geboren, und im Alter von drei Jahren von Eric
Kothny adoptiert und in Deutschland aufgezogen, hat er seine Wurzeln in
Thailand nicht vergessen.
Er war zum Zeitpunkt des Ereignisses in Thailand und
beschloss seinen Beitrag zunächst mit der Unterstützung deutscher Opfer
aufgrund seiner Zweisprachigkeit zu leisten. Nachdem die unmittelbaren
Folgen gelindert waren, richtete Willy Kothny seine Hilfe an die
See-Zigeuner, die Mitglieder der Moken Bevölkerungsgruppe. Er baute das
Dorf Ban Bang Sak wieder auf, sieben Kilometer nördlich von Khao Lak.
Unter den 1.600 Einwohnern gab es 62 Tote, 2 Vermisste,
10 Verletzte und 100 Häuser wurden zerstört. Die größte Herausforderung
war die Motivation zur Mitarbeit, denn nach Willis Worten sind die Mokens
eine Randgruppe der Bevölkerung, die über Generationen hinweg übersehen
wurde und gewöhnt ist, nicht selbständig zu handeln, weil ihnen von
offizieller Seite gesagt wurde, was zu tun und zu lassen sei.
Aber mit der tatkräftigen Hilfe Willis und etlicher Freunde wurde dies
überwunden und alle Mitglieder der Kommune sind mittlerweile tatkräftig
dabei sich gegenseitig zu helfen. Bis zum heutigen Tage hat „Willi
hilft" über 480.000 Euro für die Opfer der Flutkatastrophe gesammelt.
Auf seiner Webseite www.kothny.de berichtet Willi im Detail was der Verein
tut and getan hat. Kontakt per Email: willihilft @kothny.de