Im Frühjahr 1993 entschied eine Handvoll von Unternehmern
in Pattaya, dass die Stadt eine englischsprachige Zeitung bräuchte, die „unsere"
Seite der Geschichte zeigt. Pattaya begann immer mehr einen schlechten Ruf in
der internationalen Presse zu bekommen. Die Storys wurden von „Reportern"
geschrieben, die hierher kamen, um den vielfältigen Lebensstil und die
angebotene Unterhaltung zu genießen, machten sich über den erlebten Spaß
Notizen, bauschten es auf (das wollten die Verleger nämlich sehen) und
schrieben ihre Berichte. Eigentlich hatten sie nur einen bezahlten Urlaub an
einem spaßigen Platz und verließen ihn dann wieder. Die internationale
Presse nahm dies auf, und somit wurde Pattaya zum auf der Welt beliebtesten
„schlechten" Ferienort.
Diese Handvoll Unternehmer aus Pattaya wusste sehr gut,
dass Pattaya weit mehr zu bieten hat als das, was von den internationalen
Gazetten aufgegriffen wurde, und sie gingen frisch ans Werk. Sie bekannten
freimütig, dass Pattaya seine Schattenseiten hat, aber gleichzeitig machten
sie darauf aufmerksam, dass Pattaya nicht schlechter als viele andere Städte
auf dieser Welt ist.
Die Idee wurde in die Tat umgesetzt, ein Büro in der Soi
Diana Inn neben dem Cafe Kronborg gemietet und die ersten Mitglieder des Teams
eingestellt. Ein Redakteur wurde aus dem Ausland herbeigebracht.
Unglücklicherweise hielt er es nicht bis zur ersten Ausgabe durch, so wurde
ein anderer angeheuert, der Ideen und Konzepte in eine aktuelle Zeitung
umformen sollte. Eine kleine Verkaufsmannschaft wurde zusammengestellt, ein
Fotograf kam hinzu (er hatte zuvor bei der BBC gearbeitet), ein Sportreporter
und ein Thai Reporter wurden eingestellt. Mit diesem kleinen Team nahm langsam
die Pattaya Mail Gestalt an.
Von den ersten Monaten kann man nicht gerade sagen, dass
sie erfolgreich waren. Wenn nicht die Entschlossenheit und die ausgesprochene
Hartnäckigkeit des kleinen, aber schlagkräftigen Teams gewesen wäre, hätte
die Pattaya Mail Weihnachten nicht überlebt. Die Büroräume im Obergeschoss
sahen mehr wie nach einer Kneipenschlägerei aus als nach Geschäftsräumen,
da unterschiedliche Ideen und starke Temperamente aufeinander trafen. Die
meistgestellte Frage dieser ersten Monate hieß „Wird es eine Ausgabe in der
nächsten Woche geben?"
Aber offensichtlich war die Idee gut. Als die ersten
Ausgaben erschienen, gab es kein Zurück mehr. Es wurde um Überzeugungen
gekämpft und die Grenzen ausgelotet, manchmal zu heftig, aber die Nachrichten
kamen heraus. Auch wenn niemand von uns eine Vorstellung davon hatte, was wir
oder wie wir es machen sollten, bekamen wir es durch die Methode „Versuchen
ist alles" doch teilweise recht ordentlich hin.