Chiang Mais Bürgerrechtler protestieren gegen US-Thai Freihandelsabkommen
Volksbewegung erklärt Sieg
Chiangmai Mail Reporter
Rund 10.000 Demonstranten versammelten sich am 9. Januar vor dem Sheraton
Hotel in Chiang Mai, in welchem die letzte Runde der Verhandlungen um das
Thai-US Freihandelsabkommen stattfanden, um gegen das Abkommen zu
protestieren.
Die Anführer der Protestbewegung taten ihre Meinung gegen das geplante
Abkommen lautstark kund, und die Polizei musste 800 Sicherheitskräfte
aufbieten, um die Menge im Zaum zu halten.
Ein Sarg und eine
amerikanische Flagge werden vor dem Verhandlungsort, dem Sheraton Hotel in
Brand gesetzt.
Es gelang der Polizei, wiederholte Versuche der Demonstranten, in das Hotel
einzudringen, abzuwehren. Die Situation verschärfte sich, als eine Gruppe
von 20 Mitgliedern des Thai Netzwerkes von Aidskranken versuchte, das Hotel
durch den Ping Fluss schwimmend zu erreichen. Polizeikräfte am Ufer konnten
nur nach handgreiflichen Auseinandersetzungen, bei denen es auf beiden
Seiten Verletzte gab, dieses Manöver verhindern.
Die Polizei beim Versuch, die
Menge in Schach zu halten.
Die Menge vor dem Hotel verlangte lautstark nach Nit
Phiboonsongkram, Thailands Chefunterhändler für die Verhandlungen. Die
Bereitschaftspolizei wehrte die Anstürme auf das Hotel unter Einsatz von
Knüppel und Schild erfolgreich ab. Nit Phiboonsongkram erschien später und
teilte der Menge mit, dass er die Gespräche weiterführen würde und die
Interessen Thailands und seines Volkes zu seinem Besten bewahren wird. Als
Thai, wie er hervorhob, verstehe er es als seine vornehmste Aufgabe, die
Stellung und Vorteile Thailands zu bewahren und zu verbessern – am
Verhandlungstisch. Die Menge zeigte sich eher ungerührt von seinen Worten,
als nach ihrer Meinung die Verhandlungen seit einiger Zeit erfolglos
vorangingen und verlangte weiterhin einen Abbruch der Gespräche.
Im Verlauf der Proteste verbrannte die Menge einen Sarg mit Phiboonsongkrams
Namen darauf, ebenso wie eine amerikanische Flagge.
Die Polizei hatte jedoch mittlerweile die Teams beider Seiten als Touristen
verkleidet aus dem Hotel geschleust und zum neuen Verhandlungsort Chiang
Mai-Lamphun Golfkurs in Baan Thi gebracht.
Die Menge löste sich schließlich auf, den Sieg für ihre Sache beanspruchend,
da die Öffentlichkeit durch Proteste auf die Verhandlungen aufmerksam
gemacht wurde, und die Bewegung ihrer Meinung nach dafür sorge, dass die
Regierung den Willen des Volkes wahrnahm und aufgefordert ist, die
Interessen des Landes zu vertreten.
Die Demonstranten stellten die Erklärung Surapong Seub-wonglees, dass
„Premierminister Thaksin Shinawatra betonte, die Verhandlungsführer
verstehen die Interessen der Bürger unseres Landes als oberstes Prinzip und
Leitlinie und werden kein Abkommen schließen, welches nachteilig für die
Bevölkerung Thailands ist“ in den Vordergrund.
Kernprobleme des Abkommens sind nach Ansicht seiner Gegner Preiserhöhungen
für Medikamente aufgrund des Banns austauschbarer Marken sowie Nachteile für
die thailändische Landwirtschaft aufgrund der amerikanischen Position, die
Landwirtschaft nur eingeschränkt zu öffnen.
Die thailändische Regierung hatte allen Thais im Beisein von Journalisten
versprochen, keine Entscheidung zuzulassen, die sich negativ auf die
Position Thailands auswirke. Der Sprecher der Protestbewegung „Die elf
Völker“ erklärte, dass die Organisation den Verlauf der Verhandlungen bis
zum Abschluss im kommenden April aufmerksam verfolgen und beobachten werde.
Er fügte hinzu: „Sollte das Freihandelsabkommen zu Nachteilen oder
Belastungen führen, bedeutet dies, dass Premier Thaksin Shinawatras
Regierung ihr Versprechen gebrochen hat und unsere Bewegung wird dann in
stärkerer Zahl, bis in die Hunderttausende, vor dem Regierungssitz
erscheinen und mit den Protesten fortfahren, bis die Regierung Notiz nimmt.“
Night Safari erregt
noch mehr Ärgernis
Das umstrittene Gelände der
Chiang Mai Night Safari.
Saksit Meesubkwang
(Chiangmai Mail) Dawan Saosena, 48, eine Dorfbewohnerin des Baan Tong
Kai im Tambon Nong Kwai in Hang Dong, Chiang Mai, richtete eine Beschwerde
an Sunee Chairos von der Menschenrechtskommission. Sie beschuldigte die
Firma Chiang Mai Night Safari, dass diese behaupte, acht Rai von ihr gekauft
zu haben, obwohl sie ihnen nur sechs Rai für 25.000 Baht verkauft hatte.
Night Safari will darauf ein Wasserreservoir bauen.
Die Frau beschwerte sich, dass sie, als sie ihr verbliebenes Grundstück
bewirtschaften wollte, wegen unbefugten Eintrittes verhaftet und ihr ihr
Eigentum weggenommen wurde. Obwohl sie bereits 50.000 Baht bezahlt hatte, um
diesen Fall zu klären, konnte sie bisher noch keinen Erfolg verzeichnen. Im
Gegenteil, sie wurde verwarnt, sollte sie das Grundstück jemals betreten,
würde sie mit einer Gefängnisstrafe rechnen müssen.
Die Frau ist der Ansicht, dass die Verantwortlichen von Night Safari kein
Recht haben, ihr Eigentum zu beschlagnahmen, da sie damit gegen das Gesetz
verstoßen. Momentan befinden sich bereits Elefanten auf dem Grundstück.
Die Menschenrechtskommission kontaktierte die Eigentümer von Night Safari
und bat um Aufklärung und Vorlage der Verkaufsunterlagen.
Fliegender Holländer
in San Sai verhaftet
Polizei ließ seine Ballonflugträume
wie eine Seifenblase zerplatzen
Nopniwat Krailerg
(Chiangmai Mail) Informanten berichteten der Polizei, dass in Chiang Mai ein
nicht lizenzierter Betrieb Ballonfahrten an Touristen anbietet.
Einige Polizisten nahmen inkognito an so einer Ballonfahrt teil, die in
Wiang Ping, in der Nähe von Doi Saket, startete, trotz ihrer Ängste, dass
der Ballon vielleicht abstürzen könne. Daan Haskerland, der zusammen mit
Freunden das Geschäft betrieb, steuerte den Ballon selbst.
Wohlweislich erst nach sicherer Landung auf einem Feld nahm die Polizei die
Verhaftung Haskerlands wegen fehlender Fluglizenz, unerlaubter
Funkbenutzung, Unfallrisikos und möglicher Folgeschäden, wie dadurch
bedingter Imageverlust in der Touristik, vor. Haskerland wurde der
Einwanderungsbehörde übergeben, wo sich herausstellte, dass er mit einem
Touristenvisum nach Thailand eingereist war.
Mit dem Rad um die halbe Welt
Junger Deutscher zeigt Blinden den Weg
Elfi Seitz
Der junge „Europäer“, wie sich der Deutsche Sebastian Burger, 26, selbst
sieht, hat schon etliche Reisen hinter sich. Eine davon, eine Reise von
Frankfurt nach Peking im Jahr 1999, gleich nach seinem Abitur, schaffte er
mit dem Rad in der Rekordzeit von 120 Tagen. Wie? Ein Flugzeug ist doch viel
schneller. Ja, aber Sebastian fährt mit dem Fahrrad, meist mit einem Tandem,
wenn er einen Begleiter dabei hat. Um diese Begleiter aber auch wirklich zu
bekommen, hatte sich Sebastian bei seiner zweiten Reise ein Thema
ausgewählt, „Komm, fahr mit“, und nahm auf den Straßen zwischen Bolivien und
Argentinien alle mit, die mit wollten. Er meint, dass sei ganz ungefährlich,
denn wer wolle ihn denn schon ausrauben.
Sebastian (ganz links) und
seine Mannschaft. Hintere Reihe: Steffi, Stefan, Robert, Uwe und Roman
(sitzend) in Begleitung zweier Thaimädchen.
Nach dieser Reise studierte Sebastian drei
Jahre Fotografie weiter und wollte nun wieder Asien erkunden. Natürlich
wieder mit dem Tandem, da er dies besonders lustig findet. Da er aber
gleichzeitig ein junger Mann mit Idealen ist, dachte er sich, er könnte mit
dieser Reise Menschen Freude machen, die so etwas noch nie gesehen hatten.
Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Sebastians Reisebegleiter diesmal waren
alle blind. „Bei so einer Aktion kann man die Bedürfnisse anderer Menschen
verstehen lernen und feststellen, dass sie trotz Behinderung genauso
Menschen wie alle anderen sind“, sagt er.
Mit Hilfe der CBM-Christoffel-Blindenmission und Sponsoren wie Magura und
Buff fuhr er schließlich mit 18 blinden Deutsche in Bremen los, radelte
durch Frankfurt, Wien, weiter nach Budapest, Istanbul, Tabriz, Lahore,
Delhi, Kalkutta und kam schließlich in Bangkok an. Die Fahrt ist allerdings
noch nicht zu Ende, denn gleich nach kurzen eineinhalb Tagen Aufenthalt ging
es nach Singapur über Malaysia weiter. Dort wird er mit seinen Begleitern
wahrscheinlich Mitte März landen.
Die Fahrt durch die Wüstenstraßen des Iran war für Sebastian am schönsten.
Obwohl er dort mit seinen Begleitern für einige Stunden inhaftiert wurde.
Der Grund? Sie fuhren an zwei Atomreaktoren vorbei, ohne es zu wissen. „Das
war ganz schön aufregend, als Soldaten mit geladenen Gewehren auf uns
zustürmten. Zum Glück haben sie nur die kleine, unbedeutende Digitalkamera
untersucht und nicht meine große Kamera mit all den Fotos von der ganzen
Reise“, erzählt Sebastian. Nach 24 Stunden erkannte man, dass es sich um
harmlose, und zum Großteil blinde Globetrotter handelte und ließ sie weiter
ziehen. Indien hat er auch nicht in ganz guter Erinnerung. Obzwar das Land
wunderschön ist, war er doch leicht entsetzt über all den Schmutz und die
Armut.
Im Iran verabschiedete sich der Großteil seiner Reisebegleiter von ihm und
bis Indien machten noch sechs mit, die aber dann alle von dort wieder heim
flogen. Erst in Bangkok stieß er auf eine neue „Crew“, diesmal nur zwei
Blinde, Roman Kathrein, 24, aus Vorarlberg und Uwe Hahnewald, 28, aus
Freiburg und drei Helfer und Freunde aus der Heimat. Denn was bei so einer
Reise wichtig ist, sind die Helfer, sprich Piloten. Diese müssen die Augen
für die Blinden sein. Helfen beim Radeln, Schalten und Treten ist ganz
wichtig und das Lenken natürlich und überhaupt bei allem, was so anfällt.
Auch die Helfer waren Neuankömmlinge in Bangkok. Steffi Neumann, 26, stammt
aus Bremen und ist momentan die einzige Frau in der Gruppe. Sie hat mit
Reisen Erfahrung, war sie doch ein Jahr mit Freund und Wohnmobil in Europa
auf Fahrt. Robert Meyer, 22, studiert in Marburg und Stefan Bechthold, 22,
stammt aus Köln.
Uwe Hahnewald hat sein Augenlicht im Alter von sieben Jahren durch einen
Motorradunfall verloren. Aber, so sagt er, er kann sich noch genau an Farben
erinnern, und das hilft ihm, wenn seine Piloten die Gegend beschreiben.
Roman Kathrein hat es da schwieriger. Im Alter von sechs Monaten wurden
Tumore an beiden Netzhäuten entdeckt und im Alter von drei Jahren mussten
ihm beide Augen entfernt werden. Aber der hübsche Bursche aus Österreich mit
der wilden Haarmähne hat seinen Glauben und seine Zuversicht behalten. Auch
Uwe ist der Meinung und sagt, dass eine Stunde Selbstmitleid pro Tag genug
ist, dann wird es wieder abgestellt. Er findet diese Fahrt toll. „Ein
ideales Mittel zum Reisen, wenn man die richtigen Führer hat. Alles wird
einem erklärt und man kann sich die Landschaften dann schon deutlich
vorstellen“, sagt Uwe. Auch Roman stimmt ihm da leidenschaftlich zu. Sie
beide freuen sich schon ungemein auf die lange Fahrt nach Singapur. Aber
alle erkundigen sich bei mir, ob es denn nun wirklich so gefährlich im Süden
Thailands wäre. Ich beruhige sie und rate ihnen, dass sie sich auf den
Hauptstraßen aufhalten und kleine Wege meiden sollen. Alle Teilnehmer dieser
letzten Strecke, außer Sebastian, werden nach Singapur wieder nach Thailand
zurück fliegen und erst mal richtig Urlaub machen.
Sebastians Urlaub läuft nach Singapur aus und er muss zurück zum Studium und
kann sich nicht mehr erholen. Er, der Einzige, der die gesamte Strecke
geschafft hat, der sich um alles gekümmert hat, seien es Papierkram, Essen,
Reparaturen und die „Aufsicht“ über seine Mitradler hatte. Nach insgesamt
sechseinhalb Monaten Fahrt aber kann Sebastian stolz auf sich sein, dass er
diese Mammutreise locker und mit Humor geschafft hat und gleichzeitig vielen
Menschen, die von anderen als Behinderte abgetan werden, bewiesen hat, dass
sie vielleicht mehr können als so genannte „Normale“ und ihnen dadurch große
Freude bereitet hat.
Eine Postkarte von Sebastian
zeigt die Route der Tour.
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