Duncan Stearn
Teil 2
Die erste große zu bewältigende Hürde war die Nummerierung der
Häuser. Vorher unbekannt, mussten die Wohnsitze nun nummeriert oder in
irgendeiner erkennbaren Weise gekennzeichnet werden, um die Postlieferung zu
vereinfachen.
Es gab aber ein Problem des öffentlichen Widerstands gegen die Nummerierung der
Häuser, da viele Leute fürchteten, sie müssten Gebühren an den gerade
entstehenden Postdienst zahlen. Andere machten sich Sorgen, dass sie mehr
Steuern zahlen müssten.
Die Öffentlichkeit fügte sich aber, nachdem die Regierung eine Erklärung
veröffentlichte, in der die Ziele des neuen Postsystems dargestellt wurden. Man
erläuterte die Gründe der Einführung und versicherte der Öffentlichkeit, dass
sie keine neuen oder steigenden Steuern zu erwarten habe.
Mit der Öffentlichkeit an ihrer Seite wurde die Behörde für Post- und
Telegrafenwesen im Jahre 1883 gegründet. Generaldirektor war Prinz Bhanarungsi.
Eine Reihe von Europäern wurden zu Beginn als Beamte eingestellt, um den Service
zu überwachen. Schrittweise wurden sie dann von Thais ersetzt.
Das Hauptpostamt lag am Chao Phrya Fluss, nahe der Mündung des Ong Ang Kanals.
Eine Anzahl von Briefmarkenverkaufsläden wurde über die Stadt und auf dem Lande
verteilt, die als Postfilialen dienten. In den Anfangsjahren gab es keine
öffentlichen Briefkästen. Leute, die einen Brief abschicken wollten, mussten zum
nächstgelegenen Briefmarkenverkaufsladen gehen. Die Ladeninhaber wurden mit vier
Baht pro Monat dafür entlohnt, dass sie sich um den Briefkasten in ihrem Laden
kümmerten.
Der Postdienst stellte sich als sehr populär heraus und innerhalb kurzer Zeit
wurden durchschnittlich 127 Briefe pro Tag aufgegeben. Im Jahre 1885 wurde der
Postdienst schrittweise in ganz Thailand erweitert, und die erste Filiale auf
dem Lande wurde in Samut Prakan eingerichtet. Bald folgten weitere in Bang
Pa-in, Nakhon Pathom, Samut Sakhon, Samut Songkhram, Ratchaburi, Phetburi und
anderen Städten.
Ein Brief brauchte zwei Tage von Bangkok nach Nakhon Pathom und vier Tage
zwischen Bangkok und Phetburi. Pakete und Einschreiben waren in dem System von
Anfang an mit eingeschlossen, obwohl es Beschränkungen bei gewissen Dingen gab.
Zum Beispiel war die Versendung von Dynamit und anderen explosiven Stoffen
verboten. Jede Person, die ertappt wurde, dieses Gesetz zu verletzen, konnte mit
einer Strafe bis zu 800 Baht belegt werden.