Karnevalsgedanken

Franz Schmid
Manchmal mache ich mir Gedanken über den Karneval, Fastnacht, Fasching – oder wie man immer diese fünfte Jahreszeit bezeichnen möchte.
Es gibt noch immer Karnevals-Hochburgen in Europa. In Mitteldeutschland wird immer noch einige Tage lang gefeiert und in der Schweiz, trotz Präzisionsuhren, feiert man „nach“, in Basel wird das bunte Treiben eigentlich erst in der ersten Fastwoche begangen.
Ich habe mir schon alles selbst angesehen. Bei den Karnevalsveranstaltungen in Mainz und Köln geht es ja immer noch hoch her. Aber, ist diese zur Schau getragene Lustigkeit auch wirklich und wahrhaft „echt“? Mit kam es immer so vor, als würden die Menschen auch bei den Karnevalssitzungen dort „gesteuert“ werden. Der Redner spricht und immer nach einer Strophe lässt er die Augen der Eule, hinter der er steht, blinken, ein Tusch ertönt „tatata“ und das ist das allgemeine Zeichen zu ausbrechender Heiterkeit.
Die Leute klatschen, johlen und lachen – und sind dann wieder mucksmäuschenstill, um den Worten des närrischen Redners zu lauschen. Der närrische Rat sitzt in voller Pracht mit Narrenkappen angetan auf erhöhten Sitzen und betrachtet dieses Treiben. Jeden Tag und jeden Tag. Das muss doch wirklich langweilig werden oder, wenn die einzige Betätigung des Vorsitzenden darin besteht, das Publikum zu fragen „Wolle ma en reilasse“? Ich frage mich, was passieren würde, sollte das Publikum daraufhin einmal kräftig „Nein“ rufen.
In der Schweiz nimmt man es auch ziemlich ernst. Würdige Gestalten mit riesigen Holzköpfen wanken des Nächtens durch die Straßen. Ein schöner Anblick, aber ich habe niemals jemanden richtig fröhlich dabei gesehen. Die Menschen stehen herum, betrachten dies alles – und dann gehen sie wieder nachhause.
In Bayern und in Österreich lässt man zwar auch die Faschingsumzüge gelten, aber da gibt es wenigstens jede Nacht einen Ball, auf dem sich die Menschen mehr oder weniger vergnügen können. In elegantem Schwarz-Weiß oder in bunten Maskeraden. Allerdings spielt auch da immer jede Menge Alkohol eine große Rolle, um nur ja „lustig“ zu werden.
Ich frage mich nun ernsthaft, warum können wir Menschen nicht mehr einfach ohne Grund und aus tiefstem Herzen Fröhlichkeit verspüren? Warum können wir nicht einmal einfach nur Lachen um des Lachens willen? Ich glaube, da können wir Europäer noch eine ganze Menge von den Asiaten, speziell von den Thais lernen.