Aggressionen

Franz Schmid

Wohin man auch geht, man ist heutzutage Aggressionen ausgesetzt. Egal, ob man sich im Straßenverkehr fortbewegt, im Supermarkt oder an einer Kinokasse Schlange steht, es ist immer dasselbe: die Menschen sind aggressiv zueinander. Jeder will der Erste sein, keiner will warten, alle wollen nur wieder schnell weg von dort, wohin sie eigentlich vorher liebend gerne wollten.
Diese Situation griff bereits vor einigen Jahren auf das immer so langsame und gemütlich wirkende Leben in Thailand über. Auch hier sind die Menschen mittlerweile nur auf sich selbst und ihren eigenen Vorteil bedacht, rempeln wie die Chinesen, übervorteilen die Kunden wie auf einem Markt in Marrakesch, sind immer in Eile wie in Deutschland und fahren mit ihren Autos und Motorrädern als würden sie sich auf einer Formel 1 Strecke fortbewegen.
OK, werden Sie vielleicht sagen, das kommt daher, weil die Leute eben ebenfalls Stress ausgesetzt sind. Verständlich! Aber wieso kommt es, dass die Menschen hier gleichzeitig auch immer unfreundlicher werden, immer aggressiver im Umgang mit ihren Mitmenschen?
Neulich ging ich mit einem Freund auf der 2. Road, da ich in einem großen Geschäft Einkäufe zu erledigen hatte. Mein Auto war gegenüber der Soi Diamond geparkt. Als wir wieder zurück wollten und dabei natürlich die Straße überqueren mussten, fuhr ein Taxi mit voller Absicht, kaum dass ich den Fuß vom Bürgersteig (den es dort wirklich noch gibt) auf die Straße gesetzt hatte, als hätte er darauf gewartet, mit einem Affentempo im Rückwärtsgang auf mich zu. Ich lief einige Schritte rückwärts, um den Rädern seines Taxis zu entkommen. Als er ausstieg, sprach ich ihn daraufhin an und fragte ihn, ob er mich nicht gesehen hätte, obwohl die Straße dort hell erleuchtet ist.. Was aber tat er? Er tat es mit einem Achselzucken ab und erwiderte, dass er mich wohl gesehen hätte, aber ich sollte doch zur Seite gehen. Dabei hob er in drohender Gebärde den Arm als wolle er gleich zuschlagen. Da ich keineswegs streitlustig veranlagt bin und wusste, dass ich bei dieser Taxi-Mafia bestimmt den Kürzeren ziehen würde, drehte ich mich um und verließ unter dem Geschimpfe des Taxifahrers den Schauplatz. Was mich störte, war die Aggressivität hinter seinen Gesten und Worten, mit denen er zum Ausdruck gab, wie wenig ihm an Farangs liege. Nur nebenbei bemerkt, wenn es die vielen Farangs nicht gäbe, würden die Taxifahrer a) nicht so in Mengen auftreten können, b) viel weniger verdienen. Also warum aus lauter Aggressivität die Hand beißen, die einen füttert?
Ich glaube, diese Aggressivität sollte aufhören. Hier genauso wie auf der gesamten Welt. Wir leben doch alle gemeinsam auf diesem Planeten, der unsere Heimat ist. Wir sollten Länder, Nationalitäten vergessen. Wir sollten Fremdartigkeit von Gebräuchen und Kulturen oder voll und ganz akzeptieren, denn schließlich sind wir alle eins, egal welche Hautfarbe, Haarfarbe, Religion oder Nationalität wir haben.