Weiß man immer, neben wem man gerade sitzt?

Franz Schmid
Immer mehr Fälle von Straftätern, die in ihrem Heimatland gesucht werden, werden publik gemacht. Viele dieser Verbrecher gehen eine Zeitlang in Thailand einer geregelten Arbeit nach oder haben selbst eine Firma.
Es gibt hier in Thailand und speziell in Pattaya die verschiedensten davon: Pädophile, Bankräuber, kleine und große Betrüger, Diebe, Heiratsschwindler und was sonst noch alles. Hier haben sie oft lange Zeit Ruhe, werden nicht gejagt und gehetzt, können sogar oft ihrem schändlichen Treiben in aller Gelassenheit nachgehen. Erst wenn sie dann einmal wirklich etwas Schlimmes anstellen, wie zum Beispiel jemandem auf die Zehen steigen, dann wird man ihrer habhaft. In der Zwischenzeit allerdings leben sie mehr oder weniger im „Paradies“.
Es ist oft recht lustig, wenn man unsere Reporter beobachtet. Manchmal möchten sie Fotos machen, einfach so in die Menge hinein und regelmäßig gibt es jemanden, der sich sein Gesicht hinter den Händen versteckt oder gar böse wird und es den Leuten verbietet, ihre Arbeit zu erledigen.
Ich hoffe, dass diejenigen, die sich ihre Gesichter verdecken, nur Ehemänner sind, die hier einen geheimen Urlaub verbringen. Wie oft allerdings habe ich mir darüber Gedanken gemacht! Wissen wir eigentlich, neben wem wir im Restaurant sitzen? Ist es vielleicht ein Kinderschänder, ein Bankräuber oder gar ein Mörder?
Ich frage mich immer wieder, wie es möglich ist, dass solch gesuchte, oft gar durch die Interpol, Verbrecher sich hier so gut verstecken können, sich hier ins Mäntelchen der Unbedarftheit hüllen?
Wie kann ein Verbrecher, der schon Haftstrafen hatte, frei in andere Länder reisen und weiterhin sein Unwesen treiben? Die Thairegierung legt doch angeblich so großen Wert darauf, das Land „sauber zu halten“, es von „unliebsamen Elementen zu befreien“. Warum so frage ich mich, ziehen sie dann keine Erkundigungen über abgeurteilte Straftäter ein? Warum so frage ich mich, geben europäische oder auch amerikanische Regierungen keine Warnungen an andere Länder und deren Botschaften und Konsulate über Verbrecher, speziell Triebtäter, heraus? Wie kann sich ein Land wie Thailand vor solchen Verbrechern schützen oder sie von der Einreise abhalten, wenn es keine Informationen erhält? Ist der Datenschutz in solchen Fällen wirklich gerechtfertigt, wo die körperliche und geistige Gesundheit von jungen Menschen, die Zukunft jeden Landes, oder auch anderer Menschen, auf dem Spiel steht?
Wie kann es passieren, dass Verbrecher ein gültiges Visum ausgestellt bekommen? Wie kann es passieren, dass sie die Grenzen Thailands alle paar Monate überschreiten können, ohne in Gefahr zu geraten, endlich verhaftet zu werden? Wie kann es geschehen, dass solche Menschen eine gültige Arbeitserlaubnis erhalten? Wird denn nicht einmal dann in den Heimatländern der Antragstellenden nachgeforscht? Und die wichtigste Frage, wie kann es Verbrechern, gegen die ein Haftbefehl vorliegt, ermöglicht werden, Europa oder Amerika sang- und klanglos verlassen zu können?