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Shakespeares deutsche Vorfahren

Shakespeares deutsche Vorfahren

Die deutschen Wurzeln der englischen Sprache

Talea de Freese
London (IMH) Wenn Briten oder Amerikaner Deutsch lernen, bemerken sie meist schnell, dass ihre Muttersprache sehr mit dem Deutschen verwandt ist und davon direkt abstammt.
Im fünften Jahrhundert nach Christus wanderten die Stämme der Angeln und Sachsen aus dem heutigen Schleswig-Holstein und Niedersachsen auf die britische Insel. Auch heute noch gibt es die Region Angeln in Schleswig-Holstein. Die Vorfahren der heutigen Angeln hatten für die Auswanderung verschiedene Gründe. Zum einen gab es im dritten und vierten Jahrhundert n. Chr. in ihrer Heimat oft Kriege, zum anderen wurde die Lebensgrundlage der Angeln, die vor allem von der Landwirtschaft lebten, von klimatischen Veränderungen bedroht.
Die Briten, die nach dem Abzug der römischen Heere ohne Schutz vor den kriegerischen Kelten waren, baten die Angeln und Sachsen, als Schutztruppen nach Britannien zu kommen. Die germanischen Söldner ließen sich hier bald nieder und vermischten sich, was zu dem Begriff der Angelsachsen führte. Die Kelten wurden in die äußeren Teile des Landes, nach Wales, Schottland und Cornwall, verdrängt.
Die Angeln und Sachsen teilten das eingenommene Land nach und nach in kleine Königreiche auf, die später zu einem wurden. Ihnen gelang innerhalb eines Zeitraums von weniger als 300 Jahren, woran die Römer vor ihnen gescheitert waren: Es fand ein Sprachwechsel vom Keltischen zum Angelsächsischen bzw. Plattdeutschen statt. Ein anderes Wort für Angelsächsisch ist englisch, heute englisch. So bekam das Land den Namen England.
Ein Grund für die Dominanz der angelsächsischen oder plattdeutschen Sprache könnte sein, dass die Germanen über einen längeren Zeitraum die Insel besiedelten, das Land selbst bestellten und sich endgültig niederließen.
Auch wenn sich im Laufe der Zeit die englische Sprache immer wieder veränderte und auch durch die Wikinger und Franzosen beeinflusst wurde, finden sich noch heute viele tausend Wörter aus dem Angelsächsischen im modernen Englisch wieder. Diese Wörter weisen erstaunliche Ähnlichkeit mit dem heutigen Plattdeutsch auf.
Beispiele sind Messer (englisch = knife, plattdeutsch = Kniv), Fuß (englisch und plattdeutsch = foot), Wasser (englisch und plattdeutsch = water) oder Sonnenschein (englisch = sunshine, plattdeutsch = Sünnschien), aber auch Zahlen (zehn: englisch = ten, plattdeutsch = tein) oder Pronomen (er: englisch und plattdeutsch = he).
Sogar die deutsche Mehrzahl auf -en wurde bei vielen Wörtern beibehalten, wie bei ox, oxen (Ochse, Ochsen), child, children (Kind, Kinder) oder man, men (Mann, Männer).
Selbst in Bestsellern wie JRR Tolkiens „Herr der Ringe“ lebt die angelsächsische Sprache noch. So lässt der deutschstämmige Tolkien, Professor der angelsächsischen Sprache, im Roman das Volk der Rohan einen angelsächsischen Dialekt des fünften Jahrhunderts sprechen.
Auch in den englischen Wochentagen lässt sich erkennen, dass noch heute die germanischen Ursprünge aus der Sprache nicht wegzudenken sind. So stammt der Tuesday vom germanischen Gott Tiu (Tyr), der Wednesday (Mittwoch) von Wotan und der Thursday (Donnerstag) wie bei uns von Donar (Thor), dem Gott des Donners.