Die leidige Sache mit dem Wasserspritzen

Franz Schmid
Songkran ist eigentlich ein Fest, das die Zuneigung und den Respekt zueinander bzw. gegeneinander ausdrücken soll. Aber wo bitte bleibt der Respekt, wenn man mit vollen Wasserkübeln begossen wird?
Muss den alles hier in Gewalt und Grobheiten ausarten? Ich wünsche mir, wieder einmal ein schönes Songkran-Fest zu erleben, wo einem Reispuder mit den besten Wünschen sanft aufs Gesicht gestrichen und wenig Blütenwasser über die Hände gegossen wird.
Was wir während Songkran abkriegten, war Schmutzwasser, Eiswasser, dreckiges Puder, oftmals mit Gips vermischt und ohne Rücksicht im Gesicht verrieben. Wenn jemand eine Sonnenbrille trug, wurde diese mit Gewalt verschoben oder entfernt, damit man dieses Teufelszeug auch ganz sicher in die Augen abbekam. Ob dabei Gesundheitsschäden auftreten, ist den Vandalen absolut egal – so lange sie ihr Vergnügen dabei haben, andere Menschen gegen ihren Willen zu belästigen, zu traktieren und oftmals auch obszön zu betatschen. Wie oft habe ich gesehen, wie den Mädchen an den Busen gegriffen oder unter den Rock oder aufs Gesäß ein Schlag versetzt wird. Das Gekreische der Mädchen wird dabei von diesen verkappten Perversen mit Gelächter und bösen Scherzen abgetan. Sollte ein Mädchen mal eine Ohrfeige verteilen, wird oft zurückgeschlagen. Besonders Farang-Frauen sind begehrte Opfer solcher Perversitäten, da sie mit ihrem zumeist größeren Busen und Hüften eine erwünschte Besonderheit bedeuten.
Die Wassermassen, die auf die Menschen während mehr als einer Woche herabstürzen, könnten wahrlich anders verwendet werden, denn zur Zeit des Songkrans herrscht Hochsommer. Sollte es nicht viel während der Regenzeit regnen, dann fehlt dieses Wasser, dann geht es uns wahrscheinlich wieder so wie im letzten Jahr als Wasserknappheit an der Tagesordnung war. Von den Gefahren für motorisierte Opfer will ich gar nicht sprechen. Wie viele Verletzte gibt es, die durch einen Wasserschwall vom Moped gerissen wurden, ins Schleudern kamen und dadurch einen Unfall verursachten, der zu Verletzungen bei sich selbst, ihren Beifahrern oder jenen führten, denen sie wegen Sichtbehinderung hinein fuhren? Denn auch die Scheiben werden in Harakiri-Aktionen mit Reispuder beschmiert.
Manchmal sind die betrunkenen Farangs, die einmal im Jahr auf Urlaub kommen, noch viel schlimmer als die schlimmsten Einheimischen. Mit Konzentration und Mordlust in den Augen, füllen sie immer wieder die Eimer, die Maschinen-Wasserpistolen und bespritzen alles und jeden, was nur so an ihnen vorbeizieht. Tapfere Wassersoldaten!
Vielleicht kann die Stadt es endlich einmal durchsetzen, dass die schönen Feiern zum richtigen Zeitpunkt des Songkran durchgeführt werden und das Wasserspritzen auf einen einzigen Tag beschränkt wird. Nicht einen Tag in Jomtien, einen in Naklua und einen in Pattaya und sonst an jedem Tag einfach so zum drüberstreuen.
Oder man beschränkt dieses Wasserspritzen auf ein oder zwei bestimmte Gegenden, und wer sich dorthin begibt, der ist eben damit einverstanden, nass zu werden. Zuwiderhandelnde, egal ob Farangs oder Thais sollen bestraft werden, mit Gefängnis für wenigsten einen Tag und Geldstrafe.
Aber werden sich die Stadtregierung, die Polizei oder sonstige Behörden jemals gegen die Wasservandalen durchsetzen können, ohne ihren Finger aus der Nase zu nehmen? Ich bezweifle es!