Geschichtliche Streiflichter

Jim Thompson – der Mann hinter der Thai-Seide

Teil 4: Der Geschäftsmann und Dilettant (1946-1967)

Duncan Stearn
Als die 1950er Jahre zu Ende gingen, zog Thompson vom Oriental Hotel in ein kleines Haus. Aber bald war es voll gestopft mit seiner schnell wachsenden Kunst- und Antiquitätensammlung. Zu dieser Zeit durften nach thailändischem Recht Ausländer ein Rai Land zu Wohnzwecken erwerben, solange Thais in dem Land des Käufers das gleiche Recht hatten. Der amerikanische Bundesstaat Delaware entsprach diesen Regelungen. Thompson kaufte ein Grundstück, das genau dem Weberdorf an dem Kanal gegenüberlag. Er baute ein großes Haus darauf.
Als dieses 1959 fertig war, enthielt es Materialien sechs verschiedener Herkunftsarten. Einige stammten aus dem 19. Jahrhundert und kamen aus den Außenbezirken von Ayutthaya. Abgesehen von einer Innentreppe und Badezimmern in westlichem Stil, war das Haus in traditionellem Thaistil gebaut.
Im selben Jahr machte der berühmte englische Schriftsteller W. Somerset Maugham eine letzte Reise nach Asien. Bei seinem Besuch in Bangkok speiste er in dem erst vor kurzem fertig gestellten Haus, das von Anfang an eine Touristenattraktion war, mit Jim Thompson zu Abend.
Seit dem mysteriösen Verschwinden Thompsons im Jahre 1967 war eine Theorie über seinen Verbleib, seine angebliche Tätigkeit für die CIA. Die verfügbaren Beweise aber zeigen, dass Thompson, sollte er tatsächlich für den US-Geheimdienst gearbeitet haben, er diese Tätigkeit in den frühen 1950ern, wenn nicht früher, beenden hätte müssen. Denn er war mit seinem eigenen Geschäft so beschäftigt, dass es beinahe unmöglich erscheint, dass er noch Geheimdienst- oder Spionagetätigkeiten ausgeübt hatte.
Als Feldmarschall Pibulsongkram wieder an die Macht kam, verschlechterten sich die Beziehungen zwischen den ehemaligen OSS-Agenten Thompson und Alexander MacDonald zum neuen thailändischen Regime bedenklich. Sowohl Thompson als auch MacDonald waren mit Pibulsongkrams Erzrivalen Pridi Banomyong eng befreundet und wurden daher mit Argwohn beobachtet. Gleichermaßen scheint es auch so, dass sowohl Thompson als auch MacDonald nicht allzu sehr mit der US-amerikanischen Außenpolitik in der südostasiatischen Region einverstanden waren.