Ein vermeidbares Unglück?

Franz Schmidt
Der Brand in der Diskothek „Route 999“ wirft wieder einmal Fragen auf, die in Thailand leider immer wieder gestellt und bisher nicht beantwortet wurden. Der tragische Tod vieler Menschen und die hohe Anzahl von Verletzten sollten den Behörden zu denken geben, inwieweit sie ihren Pflichten nachgekommen sind.
Was haben die Behörden aus vorhergehenden Bränden in Gebäuden mit Publikumsverkehr gelernt? Am Heiligabend 2004 wütete im „Five Star“ Hotel ein Feuer, dass durch einen explorierenden Strommasten ausgelöst wurde. Damals versprachen die Behörden, ihr Möglichstes zu tun, um eine Wiederholung zu verhindern. Insbesondere wurden die Brandschutzmaßnahmen kritisiert und man versprach hoch und heilig, regelmäßige Inspektionen in betreffenden Gebäuden durchzuführen.
Vielleicht ist noch einigen der Hotelbrand in Jomtien vor mehr als zehn Jahren in Erinnerung. Hotelgäste konnten dem Flammen nicht entkommen, da die Türen zur Feuertreppe abgeschlossen waren und die Qualmentwicklung eine Fluchtmöglichkeit über die normalen Ausgänge verhinderte.
Allen Fälle ist gemeinsam, dass die anwesenden Personen regelrecht eingeschlossen waren. Gerüchten zufolge sollen angeblich auch beim letzten Brand im „Route 999“ die Notausgänge verriegelt gewesen sein. Die Eigentümer der beiden ersterwähnten Betreiber gaben als Grund dafür an, dass die Notausgänge dazu benutzt werden, sich aus dem Staub zu machen, um die Hotelrechnung bzw. die Zeche nicht zu begleichen. Es gehört schon eine ganze Portion Frechheit dazu, die eigenen Gäste als Zechpreller einzustufen. Wer seinen Gästen nicht traut, der sollte sich einem anderen Gewerbe zuwenden.
Viel wichtiger jedoch ist die Frage nach den Brandschutzmaßnahmen. Auch in Thailand unterliegt die Genehmigung von Bauten bzw. das Betreiben von Unterhaltungsbetrieben gesetzlichen Vorschriften. Vorbeugender Brandschutz soll im Vorfeld die Entstehung und Ausbreitung von Bränden verhindern oder einschränken. Dazu gehören im einfachsten Falle Feuerlöscher, bei Veranstaltung wird es immer wichtiger, ausgebildetes Personal für eine Art von Brandwache bereit zu halten. Gerade in Diskotheken kommt es bei Brandausbruch zur Panik. Wäre der Brand in der „Route 999“ zu einem späteren Zeitpunkt ausgebrochen, wären mit Sicherheit noch mehr Todesopfer zu beklagen.
Ein weiterer Punkt ist die Verwendung von Baumaterialien. Bei allen Baumaßnahmen sind eine Anzahl von Aspekten in Betracht zu ziehen. Dazu gehört das Brandverhalten und der Feuerwiderstand von Baustoffen sowie eine aktive Brandbekämpfung durch Sprinkler. Diese wesentlichen Grundsätze scheinen hier vernachlässigt worden zu sein. Der Rauchentwicklung durch brennendes oder schmorendes Schaumstoffmaterial fiel eine große Anzahl von Menschen zum Opfer. Inwieweit wurden diese Einbauten von der Baubehörde genehmigt? Auch eine Sprinkleranlage kam entweder durch Wassermangel nicht zum Zuge, vielleicht gab es aber auch gar keine.
Ein trauriges Fazit des letzten Brandunglücks in Pattaya ist zu ziehen. Nachlässigkeit der Behörden und des Betreibers der Diskothek haben zu einem Unglück geführt, das vielleicht nicht vermeidbar, aber doch in diesem Ausmaße nicht hätte stattfinden müssen. Es steht in den Sternen, ob die Behörden diesmal aufwachen und alles tun, um künftige Unglücke dieser Art zu verhindern.