Geschichtliche Streiflichter

Jim Thompson – der Mann hinter der Seide

Teil 6: Das Geheimnis seines Verschwindens (1967)

Duncan Stearn
Am Ostersonntag, den 26. März 1967, verbrachte Thompson den Morgen mit Frau Mangskau und den Lings beim Gottesdienst und begleitete sie zu einem Picknick in der Nähe. Sie kehrten gegen 14.30 Uhr in das Dorf zurück. Thompsons Begleiter entschlossen sich auf ihre Zimmer zu gehen und ein Nickerchen zu halten.
Aus den verfügbaren Informationen geht hervor, dass Thompson nicht sein Zimmer aufsuchte, um sich hinzulegen. Stattdessen unternahm er einen Spaziergang. Er wurde niemals wieder gesehen. In den darauffolgenden Tagen, dann Wochen, Monaten und nun Jahren wurden unzählige Gerüchte und Vermutungen über Thompsons Verschwinden in Umlauf gebracht. Bisher ist aber keines davon zufriedenstellend, um das Geheimnis zu lösen.
Eines der Teilstücke dieses Puzzles ist die Frage, warum er nicht seine Zigaretten und die Gallenstein-Medizin mit sich nahm. Eine einfache Antwort darauf mag sein, dass er nicht vorhatte sich allzu weit zu entfernen, vielleicht nur ein oder zwei Stunden. Vielleicht nahm er den gleichen Dschungelpfad, auf dem er von den Hornissen angegriffen wurde. Vielleicht wollte er auch herausfinden, wo und wie es dazu kam, dass er und Ling sich am Vortag verirrten.
Unter den Nachforschenden war auch der anerkannte Dschungelveteran Richard Noone. Er verbrachte 36 Stunden im Dschungel und sprach mit örtlichen Stammesangehörigen. Als er aus dem Dschungel kam, gab er bekannt: „Ich bin vollständig davon überzeugt, dass Thompson sich nicht im Dschungel verirrt hat.“
Charles Sheffield, Thompsons Freund und der verantwortliche geschäftsführende Direktor der Thai Silk, war aber gleichermaßen davon überzeugt, Thompson sei ein Opfer eines Unfalls im Dschungel geworden. Sowohl Noone als auch Sheffield starben 1973 und waren überzeugt, dass jeweils der andere Unrecht hatte.
War Thompson das Opfer eines Täuschungsmanövers, eines Unfalls, eines Mordes oder hatte er sein Verschwinden selbst inszeniert? Sein Schicksal bleibt eines der bleibenden Geheimnisse der Geschichte Südostasiens.