Flugkapitän der Deutschen Lufthansa im Ruhestand
Guido
Roth
Wolfgang Schulz wurde 1942 in Königsberg/Ostpreußen geboren, wuchs
aber im badischen Bruchsal auf, besuchte dort die Grundschule und bis
zum 15. Lebensjahr das Gymnasium. Dann wurde sein Vater, ein Offizier
der Bundeswehr, in das Verteidigungsministerium nach Bonn versetzt,
weshalb die gesamte Familien umziehen musste und Wolfgang absolvierte
sein Abitur in Siegburg/Bonn. Danach begann er, ebenfalls in Bonn, ein
Medizinstudium. Doch nach zweieinhalb Jahren war Wolfgang des
Studentendaseins und des „Lotterlebens“ an der Universität überdrüssig
und er schaute sich nach einem anderen Betätigungsfeld um. Hierbei stieß
er auf eine Ausschreibung für Piloten der Deutschen Lufthansa.
Er schickte sämtliche erforderlichen Unterlagen zur Lufthansa und bekam
die Zusage zur Teilnahme an der Aufnahmeprüfung. So stieg er zum ersten
Mal in seinem Leben in ein Flugzeug und reiste von Düsseldorf nach
Hamburg, wo der einwöchige Prüfungs-Marathon für Piloten stattfand.
Es wurde nicht nur Allgemeinwissen, sprachliche Fähigkeiten in Deutsch
und Englisch, technisches Wissen, insbesondere Physik und
Koordinationsfähigkeit geprüft, sondern es stand auch ein umfangreicher
Sporttest auf dem Programm, bei welchem in Mannschaftssportarten
indirekt die Teamfähigkeit der einzelnen Prüflinge gestestet wurde.
Außerdem mussten sich die angehenden Piloten einer Mehrfachbelastung
unterziehen, d. h. aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig mehrere
Anweisungen empfangen, koordinieren und entsprechend ausführen. Wolfgang
sagt noch heute: „Dies war Stress pur.“ Ferner mussten die Prüflinge
schon an einem Flugsimulator einfache Flugbewegungen nachvollziehen,
obwohl zuvor keiner je an solch einem Gerät saß. Am Ende der Woche wurde
das Prüfungsergebnis bekannt gegeben und von 15 Bewerbern hatte ein
einziger die Aufnahmeprüfung bestanden – nämlich Wolfgang. Beim Rückflug
nach Düsseldorf wusste Wolfgang, dass er das Medizinstudium aufgeben und
sich der Fliegerei bei der Deutschen Lufthansa zuwenden würde.
Ein halbes Jahr später begann, zunächst in Nürnberg und später in
Bremen, die Ausbildung an der Hauptverkehrsfliegerschule der Lufthansa.
Nach einem Jahr kompaktem theoretischen Unterricht ging es dann für neun
Monate in die USA. In San Diego fand dann die praktische Flugausbildung
statt und es wurde, wie Wolfgang erklärte, „auf Teufel und komm raus
geflogen“. Jeder Auszubildende absolvierte Hunderte von Flugstunden.
Danach ging es wieder nach Deutschland zurück, und Wolfgang erwarb in
Bremen mit Erfolg den Verkehrsflugzeugführerschein. In Frankfurt wurden
die Piloten auf besondere Flugzeugtypen geschult. Für Wolfgang war es
die Boeing 737. Nach weiteren drei Monaten Schulung war es endlich
soweit und Wolfgang konnte als Flugbeobachter in einer offiziellen
Verkehrsmaschine mitfliegen. Nach einigen Flügen als Beobachter kam sein
Debüt als Copilot auf der Strecke Frankfurt-Bremen. Drei Jahre lang flog
er als Co-Pilot auf innereuropäischen Strecken, bevor er sich auf den
Flugzeugtyp Boeing 707 umschulen ließ und auch Langstreckenflüge
bestreiten konnte. Sein erster Langsteckenflug führte ihn von Frankfurt
über Hongkong und, wie könnte es anders sein, nach Bangkok. Schon damals
hatte er seine Liebe zu Thailand entdeckt und war mit diesem Land
seither immer eng verbunden. Nach wiederum drei Jahren „Langstrecke“ als
Co-Pilot drückte Wolfgang noch einmal die Schulbank und absolvierte
seine Ausbildung zum Flugkapitän der Deutschen Lufthansa. Er schloss
1975, in dem für Flugkapitäne zarten Alter von 33 Jahren, seine Prüfung
erfolgreich ab und lenkte nur einen Tag später seinen ersten Flug als
Flugkapitän von Frankfurt nach Wien. Doch Wolfgang liebte
Langstreckenflüge, insbesondere diejenigen mit Zielort Bangkok. Aber
nicht nur er, und deshalb ließ der Arbeitgeber eine
„Gerechtigkeitsliste“ aushängen, in welcher jeder Flugkapitän seine
Wünsche bezüglich des Flugzieles eintragen konnte. „Flugziel Bangkok war
unter uns immer heiß begehrt“, so Wolfgang „und deshalb kam man nur alle
drei Monate dorthin.“
Das Berufsleben als Flugkapitän verlief für Wolfgang ohne
Schwierigkeiten. Mit einer Ausnahme: Bei einem Flug von Düsseldorf nach
Kopenhagen fiel kurz nach dem Start aufgrund starker Überhitzung ein
Triebwerk aus und drohte in Flammen aufzugehen. Der Flug konnte nicht
fortgesetzt werden und nach einer Schleife über Düsseldorf ging es
wieder zum Flughafen zurück, wo Wolfgang die Maschine trotz
ausgefallenen Triebwerks sicher zu Boden brachte.
1990 kaufte sich Wolfgang in Pattaya in der Tappraya Road mit seiner
damaligen Lebensgefährtin und jetzigen Ehefrau ein Haus. Als er am 31.
Dezember 1997 in den Ruhestand versetzt wurde, wanderte er gleich am
nächsten Tag nach Thailand aus.
Mittlerweile genießt er schon jahrelang seinen Ruhestand in Pattaya,
beschäftigt sich aber weiterhin mit Technik, insbesondere mit Computern.
In Pattaya hat er auch seine zweite, große Liebe, den Tennissport,
gefunden. Wolfgang spielt während der Woche täglich(!) auf der Anlage
des Montien-Hotels und an den Wochenenden steht Skat und Billard auf dem
Programm. Aber auch gutem Essen ist er nicht abgeneigt und schwärmt
besonders für die Küche im „Swiss Food“ in Südpattaya.