Immer mehr Arbeitnehmer fühlen sich ausgebrannt und
erkranken am Burn-out-Syndrom. Das Institut für Arbeitsphysiologie an
der Universität Dortmund hat gemeinsam mit der Bezirksregierung Münster
ein Programm zur Vorbeugung entwickelt und mit Beschäftigten der
Verwaltung erprobt. Demnach muss nicht nur der Anteil an belastenden
Situationen für die Beschäftigten gemindert, sondern vor allem die
vertrauensvolle Zusammenarbeit in ihrem Team gestärkt werden.
Wie der Psychologe Sven Hollmann erläuterte, kann es entlastend sein,
sich darüber zu verständigen, welche Grenzen es im „Aushalten-müssen“
von Aggressionen gebe. Auch spezielles Training zum Umgang mit
Konflikten kann hilfreich sein. Ein positives Feedback, der Austausch
mit Kollegen und die Sensibilisierung der Vorgesetzten für das Thema
seien wichtig. Vor allem müssten Handlungsspielräume für die Mitarbeiter
geschaffen werden, damit sie sich den Strukturen und Belastungen nicht
ausgeliefert fühlten.
Bedingungen, unter denen Freude und Erfolg bei der Arbeit erlebt werden
können und bei denen es immer wieder kurze Erholzeiten mit der
Möglichkeit gibt, „man selbst“ zu sein, können vorbeugend wirken. „Nur
wer irgendwann für seinen Beruf ‚Feuer und Flamme‘ war, kann auch
ausbrennen“, betont der Experte. Mitarbeiter, „die für ihren Job
brennen“, seien besonders wertvoll und sollten geschützt werden.
Zu den Ursachen erklärten die Wissenschaftler, dass die Erwartung an die
Arbeitnehmer, ihr Verhalten ständig an Erwartungen und Normen
anzupassen, immer freundlich und verbindlich zu bleiben, auch wenn der
Arbeitstag kaum noch etwas Freudiges zu bieten hat, Anspannung erzeugt
wie Druck auf einem Kessel. Überschreitet dieser Druck eine individuelle
Grenze, kann er sich spontan entladen, beispielsweise in unkon-
trollierbaren Gefühlsäußerungen aus eigentlich nichtigen Anlässen,
beschreibt der Psychologe Klaus-Helmut Schmidt von der Universität
Dortmund die Situation.
Wie viele Betroffene es in Wirklichkeit gibt, ist den Experten zufolge
schwer abzuschätzen. In den meisten Fällen kommt es erst gar nicht zum
voll ausgeprägten Krankheitsbild, das bis zur Arbeitsunfähigkeit gehen
kann. Der Prozess des Rückzugs beginnt schleichend und kann sich über
Jahre erstrecken. Erst im fortgeschrittenen Stadium wird dann das
Problem für den Arbeitgeber sichtbar. Wenn sich aber das
Burn-out-Syndrom soweit entwickelt hat, ist Hilfe sehr zeitaufwendig und
kostspielig, erklärte Hollmann.