Ist Sport wirklich Völker verbindend?
Franz Schmid
Sport verbindet junge Menschen! Sport verbindet Völker! Olympiaden und
auch Weltmeisterschaften bedienen sich gerne dieses Slogans. Ist es aber
wirklich so?
Verbinden die Wettbewerbe die Menschen wirklich? Wettbewerbe, die im
Namen der Nation, des Heimatlandes gewonnen werden sollen?
Ich habe das Gefühl, dass gerade solche Wettbewerbe die Entzweiung der
Nationen noch vorantreiben. Vielleicht nicht die Sportler selbst, aber
ganz sicher die vielen Zuschauer und „Sportbegeisterten“, die weniger
vom Sport selber als vom Sieg für ihr Land begeistert zu sein scheinen.
Darunter gibt es viele, die sehr tatkräftig ihr Land, ihre Sportler
anfeuern – sehr häufig mit Prügel, die sie anderen verpassen, die wieder
ihre Sportler und ihr Land anfeuern. Völker verbindend?
Die Sportler laufen nach dem Sieg mit der Fahne ihres Heimatlandes über
das Spielfeld, die Arena, die Skipisten oder wo sonst auch immer
sportliche Veranstaltungen und Wettbewerbe stattfinden. Aber ist es
nicht vielmehr so, dass eigentlich jeder einzelne Sportler, auch wenn er
einem Team zugehört, für sich selbst gewinnt? Jeder Sportler will den
Ruhm für sich haben. Natürlich sind sie ihrem jeweiligen Heimatland
dankbar für die Unterstützung, die sie während der Wettbewerbe und
vorher schon während ihres Trainings erhalten haben. Aber teilen Sie
ihre Goldmedaillen oder ihr Preisgeld mit dem Land? Ich glaube nicht,
dass Schumacher, Alonso, irgendeiner der Skistars oder nun die
Fußballspieler ihr Geld mit ihrem Heimatland teilen. Das bleibt ganz
sicher (vielleicht von Steuern abgesehen) in ihrer eigenen Tasche und
auch die Medaillen und Pokale hängen bei ihnen zuhause an der Wand. Mit
Ausnahme einiger Thaisportler, welche ihre Medaillen Seiner Majestät dem
König widmeten.
Also warum die Wettbewerbleidenschaft der Völker anheizen, die am Ende
in Rauferein, Prügeleien, Hooligan-Aktivitäten und Straßenschlachten
führt? Manchmal sogar auch zu Todschlag.
Sport ist wunderbar und Sport führt junge wie auch ältere Menschen
zusammen. Vergessen wir also diesen ewigen Wettbewerb, welches Land nun
besser ist. Vergessen wir die Medaillenspiegel, die auflisten, welches
Land erfolgreicher ist als das andere. Lasst uns doch den Sport
genießen, die Kraft und Gelenkigkeit der jungen Athleten, den Witz, den
sie in ein Spiel mit einbringen und die Freude, die sie haben, wenn sie
siegen. Für sich, denn sie sind dann ja als Person die oder der Beste –
und nicht ihr Land.
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