Gigantismus erreicht Pattaya

Franz Schmid
Nun ist es so weit! Der Gigantismus, um es nicht Größenwahn zu nennen, hat Pattaya erreicht. Der Antrag wurde gebilligt und der Bau des höchsten bewohnbaren Gebäudes der Welt kann beginnen. Die südostasiatischen Tigerstaaten, die immer wieder versuchen, die Amerikaner mit riesigen Hotelkomplexen zu übertrumpfen, werden somit einen neuen Weltrekord auf ihrem Kontinent verzeichnen können. Allerdings wird der Ocean Tower 1 mit seinen 305 Metern und 91 Stockwerken Höhe nicht zum höchsten Hochhaus der Welt zählen, denn das ist momentan immer noch der 1973 in Chicago fertig gestellte Sears Tower, mit einer Gesamthöhe von 443 Metern und 110 Etagen.
Er wurde erst 1997 übertroffen, und zwar durch die Petronas Towers in Kuala Lumpur, die 452 m erreichten. Der Rekord der Petronas Towers ist aber arg umstritten, da der Sears Tower bis zum Dach bzw. höchsten Stockwerk deutlich höher ist und dazu noch viel mehr Stockwerke besitzt. Im Jahre 2004 wurde der Taipei 101 in Taipei eröffnet. Er ist 508 m hoch und löst somit die Petronas Towers als höchstes Gebäude der Welt ab. Trotzdem wird der Taipei 101 von der Antennenspitze des Sears Tower um 19 m überragt. Mit seiner Antenne erreicht der Sears Tower insgesamt 527 m und ist damit bis heute der insgesamt höchste Wolkenkratzer und sogar das dritthöchste freistehende Bauwerk der Welt (nach den Fernsehtürmen von Toronto (553 m) und Moskau (540 m). Das höchste Hotelgebäude ist mit 321 Metern das Burj al Arab in Dubai. Die höchstgelegenen Hotelräume befinden sich jedoch im 55. bis 88. Stock des 421 Meter hohen Jinmao-Gebäudes in Shanghai, China. Aber immerhin, der Ocean Tower 1 wird mit 600 Apartments das höchste bewohnbare Haus der Welt werden.
Mir kommt die ganze Sache ein wenig wie der Turmbau zu Babel vor. Wollen die Thais nun Buddha etwas näher kommen? Eines ist jedenfalls sicher, mit 91 Etagen wird dieses Gebäude drei Mal so hoch sein wie alles Andere in dieser Stadt. Kann ein solch unübersehbares Hochhaus wirklich den Tourismus fördern? Werden wirklich alle 600 Apartments auch vermietet werden? Schauen Sie sich doch einmal in der Stadt um. Der seit den 80er Jahren ununterbrochene Bauboom in Pattaya scheint kein Ende zu nehmen. Schon jetzt frage ich mich, wann all die vielen neuen Apartments und Condos jemals mit Leben erfüllt sein werden.
Anstatt die aktuellen Probleme der Versorgungsstrukturen in den Griff zu bekommen, werden immer neue geschaffen. Die Stadtverwaltung ist doch heute schon mit Müll, Frisch- und Abwasser sowie Stromversorgung hoffnungslos überfordert. Größe verspricht nicht immer wirtschaftlichen Erfolg. Und Beispiele der in den Ruin geratenen Bauprojekte gibt es überall auf der Welt.