Kurt Krieger
Pat Nigri ist eine außerordentliche Persönlichkeit. Sie kommt aus dem
tiefsten Dschungel des Nordens und hat es zu einem Uni-Abschluss in
Betriebswissenschaft geschafft. Mittlerweile ist sie Oberleutnant der
Königlichen Marine. Da wurde sie auch im professionellen Rudersport
ausgebildet.
Kurt Krieger und Herbert
Schön bei den Langhals-Frauen. Die Kleine links ist schon seit dem letzten
Jahr von Kurt begeistert und wollte ihn sogar heiraten. Herbert ließ sich
keinen Ehering anlegen, dafür ist er mit Halsringen eingedeckt.
Sie ist Südostasien-Meisterin im Einer und Zweier und
Coach der thailändischen Ruder-Nationalmannschaft und vertrat Thailand bei
der Olympiade in Athen. Ihr nächstes Ziel sind die Weltmeisterschaften in
England.
Am 24. Juni hatte sie Geburtstag und wollte diesen im Kreise ihrer Familie
verbringen. Ob ich denn mitwolle? Mit meinem Freund Herbert fuhren wir also
gemeinsam los über Bangkok - Nakhon Sawan - Tak - nach Mae Sot.
Kurz vor unserem ersten Tagesziel - Mae Sot - passierten wir den „Magic
Hill“. Mein Reiseführer schreibt „12 km vor Mae Sot befindet sich auf der
Straße ein Querstrich“. Nach Abstellen unseres Motors fuhren wir aus
unerklärlichen Gründen einen etwa 100 Meter langen Straßenabschnitt bergauf.
Das
Bergauf und Bergab auf schmalen Sandstraßen lassen das Reisen in dieser
Region abenteuerlich werden.
Auf unserem Weg Richtung Norden Mae Sariang besuchten wir immer wieder
Freunde und Verwandte von Pat und lernten so Dörfer und Familien abseits der
allgemeinen Route kennen.
Wir bekommen auch Einblick in eine uns fremde Lebens- und Wohnkultur.
Und, wenn ich mir die Bauweise der Häuser so betrachte, dann wird es auch
nachvollziehbar, warum der König Einhalt gebieten musste, dass nicht alle
Teakwälder zu Häusern, Treppen und Zäunen verarbeitet werden und – weil es
hier im Norden nachts kalt wird – das wertvolle Holz als Brennholz verheizt
wird.
Kurz vor Mae Sariang besuchten wir, über eine schmale Bergstrecke fahrend,
das Dorf Mae Sam Laep am Salween-River, der dort die Grenze zu Burma bildet.
Eine Bootsfahrt, begleitet mit einem Grenzer mit Maschinengewehr, führt uns
auf einer schönen Strecke durch den Dschungel. Am Tag sei es gefährlich,
meint der Grenzer. Aber wenn es dunkel wird und das Militär schläft, findet
ein lebhafter Handel über den Fluss statt.
Am Mittwoch ging die Fahrt weiter nach Mae Hong Son mit einem Abstecher zu
einem Dorf des Paduang-Stammes, einer Siedlung der Langhals-Frauen, die aus
Burma stammen. Dort muss jeder Farang 250 Baht „Eintritt“ bezahlen. Auch die
Karen, die staatenlos sind und sich maximal 40 Kilometer bis Mae Hong Song
bewegen dürfen, lernen schnell, um über die Runden zu kommen. Da die Frauen
handwerklich geschickt sind, verkaufen sie wunderschöne handgewebte Stoffe
und Kunstgegenstände.
Bevor es weiterging, kam Pats Bruder mit Familie, um uns Farangs abzuholen,
da sie meinten, wir können mit unserem Auto den Weg durch den Dschungel
nicht bewältigen. Aber was ein richtiger Bayer ist, der kommt überall hin!
Nur wenige Kilometer brachten uns von 200 Metern über den Meeresspiegel auf
1.000 Meter. Der Weg durch dichte Bambuswälder, die Steigung beträgt bis
über 40 Prozent, war häufig mit Flugsand bedeckt und das Auto „schwamm“
dementsprechend. Plötzlich lichtete sich der Dschungel und gab einen
Ausblick in die unendliche Weite frei. Nach weiteren 38 Kilometern und fünf
Stunden hatten wir Pats Dorf erreicht.
Zwischen den Bergen - etwa auf einer Höhe von 1.100 Metern hat sich eine
Talsohle auf etwa 500 Metern Breite gebildet, auf der von vielen
Generationen kunstvolle Reis-Terrassen angelegt wurden - Lebensraum für ein
Dorf mit etwa 600 Einwohnern.
Pat hatte Tränen in den Augen, als sie ihren eigenen Gemüsegarten am Anfang
des Dorfes wieder sah. Sie, die durch ihren Sport in Kanada und Australien,
in Deutschland, China, Athen und Saudi-Arabien war,war endlich daheim.
Fortsetzung in der nächsten Ausgabe.
Eine Bootsfahrt bringt immer
Spaß.
Frauen in ihrer Nationaltracht
lassen sich mit (von links) Pats Freundin, Herbert, Kurt und Pat
fotografieren.
Das Dorf von Pat Nigris
Verwandtschaft.