Müssen Kriminaldelikte
gedruckt werden?
Franz Schmid
Neulich erst wurde ich von einigen Leuten darauf angesprochen, warum wir
denn in der Zeitung immer wieder über so schlimme Kriminalfälle
berichten müssen. Das würde doch das Image der Stadt zerstören und
Touristen abschrecken. Ich habe mir dann nach diesem Gespräch so meine
Gedanken darüber gemacht.
Natürlich ist es nicht gerade schön, immer wieder von Einbrüchen,
Überfällen, Vergewaltigungen und Räubereien zu berichten. Natürlich
schädigt so etwas das Image der Stadt und der Leute, die diese bewohnen.
Aber ich glaube, es ist die Pflicht einer Zeitung, darüber zu schreiben.
Die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass irgendetwas in dieser Stadt,
in diesem Land nicht stimmt. Sicher gibt es in der ganzen Welt so
schreckliche Vorfälle, aber wo bitte, frage ich Sie, gibt es so viel
Kriminalität in einer Stadt von der Größe Pattayas in einzigen Nacht?
Wir müssen darüber berichten, ja es ist unsere Pflicht. Natürlich soll
man nicht Schauergeschichten schreiben und die Sache übermäßig
aufbauschen, um dem manchmal perversen Geschmack von einigen
Zeitgenossen gerecht zu werden. Aber, man muss die Menschen warnen, sie
aufrütteln, damit sie nicht im irrtümlichen Glauben hier leben, dass
alles Wein und Rosen ist. Nein! Pattaya ist ziemlich kriminell und das
muss angeprangert werden! Es ist endlich an der Zeit, dass die
Stadtväter, die Polizei und auch die Tourismusbehörde etwas dagegen
unternehmen.
Wenn man immer nur alles schön färbt, dann glauben die Menschen am Ende,
dass alles in Ordnung ist. Sind Sie nicht auch der Meinung, dass das
Image viel mehr zerstört wird durch Schönfärberei, durch Lügen und
Abstreiten von Tatsachen? Ich bin überzeugt davon.
Wir wissen alle, Tote werden durch Berichterstattung nicht mehr
lebendig, Diebstähle können im Nachhinein nicht verhindert werden,
Raubüberfälle auch nicht – aber vielleicht gelingt es uns, durch faire
Berichterstattung so manche Behörde dazu zu bringen, dass sie ihre
Beamten dazu anregt, den Finger aus der Nase zu nehmen und endlich etwas
dagegen zu tun!
Ich würde mich freuen, wenn unsere geschätzten Leser ihre eigene Meinung
dazu bekannt geben würden. Wir drucken sie gerne in unserer Kolumne
„Briefkasten“ ab.
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