Die Tücken der Technik

Franz Schmid
Der Polizei in Pattaya gelangen in der ersten Novemberwoche gleich zwei Aufsehen erregende Zugriffe. Am 1. November wurde der Deutsche Wolfgang Ullrich, in der deutschen Boulevardpresse als „Pate von Pattaya“ bezeichnet, vor dem Haus seiner Ehefrau in Jomtien verhaftet. Ullrich war illegal in das Königreich eingereist. In seiner Zeit in Pattaya waren ihm zahlreiche Steuervergehen zur Last gelegt worden. Er saß hier auch eine zweijährige Gefängnisstrafe ab, bevor er nach Deutschland abgeschoben wurde. Dort wurde er wegen Erschwindelung von Spenden verurteilt. Auch diese Strafe hat er verbüßt.
Am 3. November wurde der Deutsche Heinrich Manfred Becker bei einem missglückten Banküberfall in Naklua gefasst. Er war bereits in Deutschland als notorischer Bankräuber aktenkundig, und es lag gegen ihn in Aachen ein Haftbefehl vor.
Doch die beiden Fälle haben mehr gemeinsam als es auf den ersten Blick scheint. Beide sind Opfer der Technik geworden, wenn man so will. Ullrich hatte anscheinend Glück mit der Technik. Obwohl er auf der Schwarzen Liste steht, gelang es ihm, mit einem gültigen Reisepass, der mit einem gültigen Sichtvermerk versehen war, einzureisen. Wie es zuging? Nun, gerade an dem Tag, an dem er Thailand betrat, streikte der Computer des Grenzkontrollpunkts. Tja, wer kennt das nicht? Die Frage ist nun, war es wirklich so, wie man es normalerweise von der Technik her in Thailand kennt? Gerade in dem Moment, wo man eine eilige E-Mail schicken oder sonst etwas Wichtiges erledigen möchte, fällt der Strom aus. In diesem Falle bedeutete es allerdings, dass die Beamten keinen Zugriff auf den Zentralcomputer in Bangkok hatten. Daher blieb ihnen der Eintrag in der Schwarzen Liste verborgen. Augenscheinlich haben sie auch auf einen Anruf oder ein Fax nach Bangkok verzichtet. Weil der Amtsweg bekanntermaßen sehr mühselig ist? Daher durfte Ullrich ungehindert ins Land. Da aber nun höhere Werte beachtet werden und die Behörden sich keine Blöße geben dürfen - schließlich steht auch der Ruf Thailands als Touristenziel auf dem Spiel, wurde eine Untersuchung des Falles eingeleitet.
Becker hatte Pech mit der Technik. Sein Motorrad wollte nicht richtig starten. Er musste die Flucht zu Fuß antreten, was seinen Vorsprung zu seinen Verfolgern erheblich schmälerte. Trotz seiner Erfahrungen bei Banküberfällen hatte der Täter mit einer solchen Banalität nicht gerechnet. Jeder in Thailand weiß um die Wartung von Motorrädern Bescheid. Becker hatte es wohl versäumt, vor dem Banküberfall das Motorrad auf seinen fahrtechnischen Zustand überprüfen zu lassen. Das hat sich gerächt und seine erfolgreiche Serie von Banküberfällen fand ein jähes Ende. Außerdem hatte er anscheinend vergessen, sich einen Plan für ein eventuelles Nichtgelingen zurechtzulegen oder sich einen anständigen Fluchtweg auszusuchen. Was auch immer es ist, die Moral beider Geschichten ist: Die Tücken der Technik lauern überall, und es kommt meist anders, als man denkt!