Wasser gibt es genug –
nur manche bekommen keins
Franz Schmid
Denjenigen, die im letzten Jahr die Trockenzeit in Pattaya miterlebt
haben, werden diese auch nicht so schnell vergessen. Die
Wasserreservoirs waren leer, Kühe weideten auf dem Grund des
ausgetrockneten Mabprachan Sees und überall waren die hilfreichen
Tankwagen zu sehen, die pausenlos im Einsatz waren, um Häuser, ja ganze
Straßenzüge, mit dem kostbaren – und teuren - Nass zu versorgen. Wie
wertvoll das als Selbstverständlichkeit angesehene Wasser ist, merkt man
erst, wenn es keines gibt.
Die Stadtverwaltung war fest entschlossen, diesen Notstand nicht wieder
eintreten zu lassen. Neue Versorgungsleitungen aus weiter entfernten
Gebieten wurden geplant und auch gebaut. Die schweren Regenfälle trugen
ebenfalls dazu bei, die Wasserreservoirs randvoll zu machen. Soviel
Wasser fiel vom Himmel, dass sogar ganze Stadtteile überschwemmt waren.
An Wasser also kein Mangel!
Die Kühe mussten zwar in diesem Jahr ihre Weideplätze im Mabprachan See
aufgeben, aber die Tankwagen sind erstaunlicherweise immer noch
unterwegs. Wie das?
Nun, die Stadtverwaltung hat mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen.
Immer wieder gibt es bei den Versorgungsleitungen Rohrbrüche, und zwar
bei den Hauptleitungen im ganzen Stadtgebiet. Die Stadt ist zudem eifrig
dabei, die Versorgungsleitungen zu erweitern. Das ist zwar lobenswert,
aber auch in diesem Fall bleibt wohl nichts anderes übrig, als das
Wasser abzudrehen bis die Arbeiten fertig sind.
Leider ist dies in letzter Zeit zu häufig der Fall. Besonders unangenehm
ist dies in den Morgenstunden. Der frisch gebrühte Kaffee und eine
ausgiebige Dusche sind erstmal ersatzlos gestrichen. Doch Abhilfe ist
leicht geschaffen, denn schließlich kann man sich ja Wasser auf dem
freien Markt besorgen. In Thailand hat fast jedes Haus und jede
Hotelanlage Wassertanks für einen Notfall wie diesen. In den westlichen
Ländern verlassen sich die Menschen auf die Wasserwerke, hier in
Thailand auf die Tankwagen und ihren Wassertank. Thailand gehört nicht
zu den Ländern, die unter Wassermangel leiden. Das Problem liegt
vielmehr darin, das Wasser an den Mann zu bringen. Dafür gibt es
augenscheinlich kein Konzept. Eine träge Bürokratie und veraltete
Versorgungssysteme sind eine der Hauptursachen dafür. Fällt einmal die
Wasserversorgung in einem Stadtteil aus, wird dies als unvermeidbarer
Schicksalsschlag hingenommen. Dazu kommt noch, dass fast alle Leute
Pumpen haben, um das Wasser aus den öffentlichen Leitungen für den
privaten Bedarf abzusaugen. Der Wasserdruck ist vielerorts einfach zu
schwach.
Das alles mag ja in einem tropischen Land seine Gründe haben. Aber es
gibt keinen Grund, warum die Stadtverwaltung die betroffenen Anwohner
wegen Reparaturarbeiten nicht vorher benachrichtigt. Ist es wirklich so
schwer, zu gegebener Zeit durch die Straßen und Gassen zu fahren und
dies anzukündigen? Vielleicht könnte sich ein noch zu gründendes
Untersuchungskomitee des Stadtrats damit beschäftigen und die paar Baht
für die entstehenden Benzinkosten für einen Lautsprecherwagen
genehmigen, der dies zweisprachig verkündet.
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