Die unverbaubare Aussicht
Franz Schmid
Vor kurzem kam es in Jomtien zu einer großen
Protestaktion gegen den Bau eines neuen Appartementgebäudes, des View Talay
7. Die Bewohner des Jomtien Complex wehren sich gegen die Errichtung dieses
Baus, da dieser ihnen die schöne Aussicht aufs Meer nehmen wird. Auch die
Stadtverwaltung konnte den Betroffenen nicht helfen, da die vorgelegten
Baupläne den Richtlinien entsprachen.
Bauten, die die Aussicht versperren, sind in Pattaya jedoch nichts
Ungewöhnliches. Für die Bewohner von Anlagen, denen die Aussicht genommen
wird, ist dies bitter. Nicht nur, weil nun der schöne Ausblick dahin ist,
sondern auch, weil der Wert der Immobilie sinkt. Die Marktgesetze greifen
auch hier sofort.
Viele haben auf Grund falscher Vorstellungen Appartements gekauft. Denn wer
will nicht einen schönen Ausblick haben, noch dazu auf das Meer? Da ist man
gerne bereit, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Denn man gönnt sich ja
sonst nichts!
In Anzeigen und in den Verkaufsgesprächen wird den potentiellen Käufern
suggeriert, die schöne Appartementanlage sei eine besondere Wertanlage, da
sie einen atemberaubenden Blick auf das weite Meer bietet. Dann wird noch so
getan, als sei der Ausblick unverbaubar, was zum Zeitpunkt des Verkaufs auch
tatsächlich so sein mag. Aber die Zeiten ändern sich, Grundstücke wechseln
den Eigentümer und dieser hat seine eigenen Pläne.
Grundsätzlich sollte man daher solchen Versprechen wenig Glauben schenken.
Denn eine unverbaubare Sicht kann einem niemand garantieren. Das rührt aus
der Gesetzeslage in Thailand her. Staatliche Bauplanung oder Bebauungspläne
mit festgelegten Kriterien sind in Thailand unbekannt. Daher sind die Städte
bunt durcheinander bebaut, Häuser mit nur zwei oder drei Stockwerken stehen
direkt neben Wolkenkratzern und niemand stört sich am teils hässlichen
Stadtbild.
Wer dies weiß, sollte daher sehr vorsichtig bei der Auswahl seiner Immobilie
sein. Viele sind vom schönen Ausblick hingerissen, kaufen und müssen zu
ihrer Enttäuschung feststellen, dass es eines Tages damit zu Ende ist.
Klagen sind sinnlos, da der Verkäufer die unverbaubare Aussicht mit
Sicherheit nicht im Kaufvertrag festgelegt hat. Eine gütliche Einigung mit
dem Bauherrn neuer Projekte kommt auch kaum in Betracht, da dieser nur
seinen Profit im Auge hat, denn schließlich kann er ja auch mit dem schönen
Ausblick werben. Wie es mit dem Ausblick des neuen View Talay 7 in Zukunft
aussieht, bleibt dahin gestellt.
Viele der in Pattaya geplanten Großbauten sind Spekulationsobjekte. Wer sich
daran beteiligt, muss auch damit rechnen, sich zu verspekulieren und Geld zu
verlieren.
Der unverbaubare Ausblick bleibt für viele nur ein Traum, der im Albtraum
endet. Denn unverbaubar sind nur die Möglichkeiten der Bauherren, möglichst
hohen Profit aus ihren Anlagen herauszuschlagen.
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