Guter Rat muss nicht teuer sein
Felici Curschellas
So laut es in Pattaya auch dröhnt und lärmt, gute Musik und Gesang
vernimmt man selten. Dabei kennen wir den Ausspruch: Wo man singt, da
lass dich ruhig nieder – und sing am besten selber mit. Denn Singen, vor
allem gemeinsam mit anderen, hebt nachweislich nicht nur die Laune und
macht ausgeglichen, es stärkt auch das Immunsystem. Forscher der Uni
Frankfurt a. M. haben die Blutwerte eines Laienchores untersucht und
festgestellt, dass die Konzentration von bestimmten Antikörpern, welche
die Abwehrkräfte stärken, während des Singens ansteigen. Und eine
Essener Forschungsgruppe ermittelte, dass Chorsingen ganz besonders zur
Persönlichkeitsentfaltung beiträgt. Schon haben wir einen guten Rat fürs
neue Jahr.
Von Leuten aus Slowenien habe ich gelesen, dass sie nach der „Ära Tito“
wollten, dass bei ihnen eine neue Schweiz werde. Was sie an der Schweiz
faszinierte war, wie unpolitisch die Schweiz ist. Wer weiss schon etwas
über die Schweiz? - Wer ist ihr Außenminister? - Selbst in
Nachbarländern weiss man dies oft nicht. Dazu passt folgende Geschichte:
In China wünscht man seinen Feinden: „Mögest du in interessanten Zeiten
leben!“ Dabei sind mit interessant schreckliche Zeiten gemeint, wo Krieg
herrscht oder Verfolgung. Die Schweiz dagegen ist nicht immer
interessant, nicht in diesem Sinn. Es geschieht nicht viel, also geht es
den Leuten gut! Für mich sind Kleinstaaten auch noch in den kommenden
Jahren wichtig, sie können weniger Schaden anrichten.
Neulich traf ich an der Beach einen älteren Bekannten. Er jammerte wegen
verschiedener kleiner Gebrechen und meinte, wer behaupte, alt werden sei
schön, der lüge auch sonst. Glücklicherweise gibt es auch muntere
Betagte, die das Gegenteil feststellen. Sie haben ihren Maßstab fürs
Leben gefunden, wissen, dass Maßhalten gesund ist, dass, wer weniger
isst, länger lebt. Einer der Wegbereiter dieser Erkenntnis ist der
Schweizer Wissenschaftler Ernst Hafen. Seit Jahren erforscht der
Professor am zoologischen Institut der Universität Zürich anhand der
Taufliege, wie Wachstum und Alter zusammenhängen. Für seine Forschung
erhielt er namhafte Auszeichnungen. Basierend auf seinen Erkenntnisse
gilt: Wird Nahrungsaufnahme eingeschränkt, aktiviert der Organismus ein
Schutzprogramm, das die Zellen langsamer altern lässt. Wer also weniger
isst, bleibt nicht nur schlank, sondern auch länger am Leben. Man lebt
dabei nicht schlechter, muss nur was Gutes und Feines auswählen und ein
passendes Lokal aufsuchen. So kann man dem Leben mehr Freude und mehr
Jahre hinzufügen.
Wer älter wird, muss sich vorsehen, dass de Zeit nicht über ihn
hinweggeht. Da hilft Bewegung, die auch den Geist in Schwung hält. „Ein
gesunder Geist in einem gesunden Körper“ sagt der Volksmund aus
Erfahrung. Tatsächlich belegen Studien, dass körperlich Fitte auch
geistig länger fit bleiben. Und das Schöne daran: Es ist nie zu spät.
Denn offenbar gelingt es auch Bewegungsmuffeln, die sich erst spät dazu
aufraffen, etwas Sport zu treiben, ihre geistige Fitness zu steigern.
Das haben amerikanische Forscher der Universität von Illinois
nachgewiesen. Dazu untersuchten sie Menschen im Alter zwischen 55 und 79
Jahren, die ein halbes Jahr lang dreimal wöchentlich ein
Aerobic-Programm absolvierten. Hinterher wurden Konzentrationsfähigkeit
und Reaktionszeit der Probanden getestet. Das Ergebnis: Auch die ehemals
Unsportlichen leisteten geistig mehr. Ein möglicher Grund: Durch Sport
wird das Gehirn mit Sauerstoff versorgt. Alt werden ist für diejenigen
keine Bürde, die sich freuen, auf einiges verzichten können und
anderseits stets noch etwas Neues hinzulernen. So sage ich zum
Jahreswechsel: „Nimm’s hin in Dankbarkeit und denk’, die Jahre sind ein
Gottgeschenk. Gönn’ Deinem Herzen Heiterkeit; sag Zukunft statt
Vergangenheit.“
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