Das Geschäft mit der Angst

Franz Schmid
Die Neujahrsfeiern in Thailand wurden durch Bombenanschläge in der Hauptstadt überschattet. Es gab Tote und Verletzte, darunter auch ausländische Touristen. Die Bomben explodierten am frühen Abend und daher sah sich der Gouverneur Bangkoks gezwungen, alle öffentlichen Neujahrsfeiern in der Stadt abzusagen. Die Stadtverwaltung Chiang Mais tat es ihm gleich. Anderswo im Lande gingen die Neujahrsfeiern weiter.
Bestimmt hatten viele ein ungutes Gefühl, als sie sich auf den Weg machten, um in Pattaya an der öffentlichen Neujahrsfeier am Bali Hai Pier teilzunehmen. Augenscheinlich hatte die Stadtverwaltung Pattayas keine Veranlassung die Feier abzusagen. Diese Entscheidung war mutig, denn diejenigen, die darüber zu entscheiden haben, befinden sich immer in einer Zwickmühle.
Die Leute, die Bomben legen, haben nur eines im Sinn: Sie wollen Angst verbreiten und die Gesellschaft lahm legen. Nun ist dieser Terror auch in Thailands Hauptstadt angekommen.
Gibt man der Furcht vor Bombenanschlägen nach, müsste man grundsätzlich alle öffentlichen Feiern absagen, denn gerade Orte, an denen sich viele Menschen aufhalten, sind ein bevorzugtes Ziel der Terroristen. Die Bombenanschläge haben demokratische Gesellschaften oft schon in ihren Strukturen gewandelt. Nicht zu übersehen ist dann das verstärkte Aufgebot von Polizei und Militär in von Terroranschlägen betroffenen Städten und Gebieten. Das bedeutet immer auch ein Stück weniger Freiheit für den Einzelnen.
Doch soll man der Angst nachgeben? Zu einer demokratischen Gesellschaft gehören auch die Versammlungs- und die Meinungsfreiheit. An diesen Grundwerten gilt es festzuhalten. Werden sie unterhöhlt, ist der Weg zur Zensur nicht weit. Die Deutsche Oper Berlin hat mit der Wiederaufnahme einer umstrittenen Inszenierung einer Mozart-Oper Stärke gezeigt, ebenso die dänische Regierung in ihrer Haltung zum „Karikaturenstreit“ – obwohl man in diesem Falle geteilter Meinung sein kann. Denn die Leute sollten sich immer überlegen, ob sie mit solcher Art von Karikatur die Gefühle oder die Glaubensregeln von Mitmenschen verletzen und das sollte niemals geschehen.
Nach den Bombenexplosionen in Bangkok war man sehr schnell mit Schuldzuweisungen bei der Hand. Die Regierung schloss nach Prüfungen aus, dass islamische Extremisten im Süden Thailands dahinter stecken. Der Finger wurde sofort auf den politischen Gegner gezeigt. Vormals „einflussreiche Persönlichkeiten“ hätten ihre Pfründe verloren und wollten sich rächen. Das könnte vielleicht der Fall sein, da viele dieser vormals „Großen“ ihre Felle davonschwimmen sehen. Es gab auch keine Bekennerschreiben von Terrorgruppen. Alles liegt daher im Dunkeln, bis handfeste Beweise gefunden und die Täter ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.
Die Auswirkungen auf die Tourismusindustrie werden hoffentlich gering sein. Die Menschen haben sich an Terroranschläge anscheinend schon gewöhnt, denn es gehört fast leider schon zum Alltag, dass überall auf der Welt Unschuldige Opfer von Bombenanschlägen werden. Würden die Menschen nicht mehr verreisen und sich nicht mehr auf öffentliche Plätze getrauen, hätten die Dunkelmänner hinter den Anschlägen ihr Ziel erreicht. Daher darf das Geschäft mit der Angst nicht zum Erfolg führen. Und letztendlich wird es auf die zurückschlagen, die sich davon einen Vorteil erhoffen.