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Ein Polizist muss gehen
Franz Schmid
Die thailändische Regierung hat die Spitzenposition der nationalen
Polizei neu besetzt. Polizeigeneral Kowit Wattana wurde auf einen
inaktiven Posten versetzt, was immer man darunter verstehen mag. Seinen
Platz nimmt nun Polizeigeneral Seripisuth Temiyavej ein. Dieser gilt als
unbestechlich und hat in der Öffentlichkeit einen guten Ruf. Es gab noch
andere Kandidaten. Aber diese scheiterten daran, dass ihnen zu gute
Beziehungen zum gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin nachgesagt
wurden.
So war die Umbesetzung der Polizeispitze eine politische Aktion. Den
Wink mit dem Zaunpfahl verstanden einige der anderen hohen
Polizeioffiziere sehr wohl, und sie reichten Rücktrittsgesuche ein. Der
Rat für nationale Sicherheit unter Führung des Putschgenerals Sonthi
Boonyaratkalin nahm zum Anlass der Umbesetzung die Tatsache, dass die
Ermittlungsergebnisse der Bombenattentate zu Neujahr in Bangkok
unzulänglich waren. Seit Wochen kursierten in politischen Kreisen
Gerüchte über eine Entlassung Kowits. Denn fast sechs Wochen nach dem
Geschehen konnte die Polizei immer noch nicht die Täter präsentieren,
trotz Aufnahmen von Überwachungskameras und Zeugenaussagen. In der Tat
drängt sich so manchem ein schlimmer Verdacht auf, dass hier alte
Seilschaften am Werke waren.
Kurz nach den Bombenexplosionen und auch nach dem Granatenangriff auf
ein Zeitungsgebäude im letzten Monat wurde von Regierungsvertretern die
Meinung geäußert, „Personen in Uniform“, die durch den Putsch ihren
Einfluss verloren hatten, ständen hinter diesen kriminellen Taten.
Bewiesen werden konnte dies bisher nicht.
Der neue Polizeichef will das Vertrauen in die Polizei herstellen. Er
will in die Ermittlungen eingreifen und auch das Verhalten einiger
Polizeioffiziere im Süden überprüfen. Denn auch hier sind die
Ermittlungsergebnisse, was Bombenanschläge auf Schulen angeht, mehr als
mager. Trotz der Vielzahl der Fälle konnte die örtliche Polizei bisher
kaum Verdächtige oder gar Täter präsentieren.
Seripisuth will weiterhin die Effizienz der Polizei verbessern und
massiv gegen die Kriminalität vorgehen. In Pattaya ist Seripisuth
übrigens auch kein unbeschriebenes Blatt. Er ging im Juni 2005 auf Koh
Larn gegen Landbesetzer vor, die an der Ta Waen Beach illegale Bauten
errichtet hatten. Dabei nahm er keine Rücksicht auf so genannte
„einflussreiche“ Personen, sondern zog den Abriss der Bauten mit 100
Arbeitern der Stadt durch. Aktionen dieser Art festigten seinen Ruf als
„Saubermann“. Nun erntet er die Früchte seiner mühevollen und oft auch
gefährlichen Arbeit.
Aber der neue Polizeichef steht auch unter Druck: Er muss Ergebnisse
produzieren! Zu erwarten ist, dass er innerhalb des Polizeiapparates die
Posten neu verteilen wird und Schlüsselpositionen mit seinen Vertrauten
besetzt. „Polizeioffiziere, die sich nicht an die Richtlinien gehalten
haben, müssen mit Disziplinarmaßnahmen rechnen“, sagte er kurz nach
seiner Ernennung. Er will seinem guten Ruf treu bleiben und vielleicht
gelingt es ihm, den Polizeiapparat zu reformieren. Im Interesse des
Landes ist ihm dabei aller Erfolg zu wünschen.
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