Die Schattenseiten des Wirtschaftsbooms

Franz Schmid

Pattaya befindet sich seit Jahren in einem Wirtschaftsboom. Dies drückt sich vor allem in der wachsenden Zahl von Besuchern und einer regen Bautätigkeit aus. Die wachsende Wirtschaft benötigt Arbeitskräfte. Pattaya ist neben Bangkok wohl eine der Städte, in der viele Menschen aus den ärmeren Provinzen Arbeit suchen und auch finden.
Leider gibt es auch Schattenseiten dieser Entwicklung. Schon ein altes Sprichwort sagt: „Wo es Licht gibt, gibt es auch Schatten“. Die Kriminalität hat meist soziale Hintergründe. Oft zieht es ganze Familien auf der Suche nach Arbeit hierher. Wenn die Eltern arbeiten gehen, werden die Kinder in vielen Fällen vernachlässigt und rutschen in die Drogenszene ab. Um ihre Sucht zu befriedigen, werden sie unter Umständen kriminell, wenn sie nicht mit ausreichend Taschengeld ausgestattet sind. Daneben zieht die wirtschaftlich gute Stimmung auch viele zwielichtige Gestalten an, die hier auf unehrliche Weise ihr Glück versuchen.
Tatsächlich ist die Berichterstattung, auch im Pattaya Blatt, über Straftaten umfangreich. Kritiker meinen, man sollte nicht zuviel darüber berichten, da dies Touristen von einem Besuch Pattayas abschrecken würde. Darüber kann man aber durchaus geteilter Meinung sein. Zu einer Berichterstattung gehört das Zeigen aller Facetten der Gesellschaft, und die Kriminalität nimmt leider einen großen Raum ein. Berichte über Raubüberfälle oder andere Straftaten haben aber auch eine andere Wirkung als die Kritiker befürchten. Es sind Warnungen, wie man sich nicht in der Öffentlichkeit, und schon gar nicht nachts an mehr oder weniger dubiosen Orten bewegen soll. Viele werden nur deshalb Opfer, weil sie ihren Reichtum ungeniert zur Schau tragen oder damit angeben. Dieses Verhalten lockt Kriminelle an. Aus den Opfern sollen aber nachträglich nicht Täter gemacht werden. Der Tatbestand ist eindeutig.
Die Polizeistatistiken sagen, dass zumindest im Bereich der Straßenkriminalität ein Rückgang zu verzeichnen ist. Das ist sicherlich den erhöhten Anstrengungen der Polizei zu verdanken, aber wohl auch der Berichterstattung über diese Straftaten. Die Berichte sind für diejenigen nützlich, die zum ersten Mal nach Pattaya kommen. Aufklärung in dieser Form ist daher ein Anliegen der Presse.
Trotzdem ist die Rate der Kriminalität in Pattaya immer noch hoch. Es gilt, sie weiter zu senken. Das kann man nicht allein der Polizei überlassen. Das eigene Verhalten trägt auch dazu bei.
Wie dringend das Problem ist, zeigt die Einrichtung eines Fonds durch die Verwaltung der Provinz Chonburi, mit dem Touristen unterstützt werden sollen, die Opfer von kriminellen Umtrieben wurden. Diese Neuerung hat viel Aufsehen erregt. Sie ist aber wohl nicht als Freibrief für unvorsichtiges Verhalten gedacht. Die Presse nimmt mit ihrer Berichterstattung die ihr obliegende Verantwortung für die Öffentlichkeit wahr. Schweigen ist in dem Falle nicht Gold.