Duncan Stearn
Teil 1: Die Bedrohung
der Stabilität
Nur sieben Jahre nach dem Tod König Mongkuts (Rama IV.) durch
Malaria im Jahre 1868 wurden Thailand und seine Monarchie durch eine Krise
geschüttelt, die beinahe in einen Bürgerkrieg mündete.
Chulalongkorn, Mongkuts ältester Sohn, rechtmäßiger Thronerbe und
Nachfolger, war gerade 15 Jahre alt. Ein Regent (oder Kalahom) wurde durch
das Senabodi, dem Kollegium der königlichen Berater, ernannt bis er
(Chulalongkorn) die Volljährigkeit erreichte.
Da Chulalongkorn (König Rama V.) zur selben Zeit wie sein verstorbener Vater
an Malaria erkrankte und sein Fortleben unwahrscheinlich erschien, ernannte
der Regent Suriyawongse den Prinzen Wichaichan, Cousin ersten Grades des
Monarchen, zu seinem Thronfolger. Damit war dieser der zweite König (oder
Uparat). Sollte Chulalongkorn vorzeitig sterben, dann stand Prinz Wichaichan
in der Schuld von Suriyawongse.
Obwohl es Chulalongkorn nicht gut ging, erholte er sich ausreichend und war
in der Lage seine Regierung zu kontrollieren, sehr zum Verdruss des
Regenten. Er war ein intelligenter junger Mann und erkannte die
Notwendigkeit für Thailand, Reformen durchzuführen, die Thailand in eine
bessere Position brachten, um sich den imperialistischen Zielen Frankreichs
und Großbritanniens zu widersetzen.
Nichtsdestotrotz war seine Machtbasis nicht ganz gefestigt. Seine Mutter war
tot und ihre Verwandten waren, wie der Monarch später an einen seiner Söhne
schrieb, „entweder unzuverlässig oder hatten keine Schlüsselpositionen in
der Regierung“. Die Verwandten seines Vaters standen, wie er behauptete,
„unter dem Einfluss des Regenten und mussten ihre eigenen Interessen und ihr
Leben schützen. Die meisten unterstützten mich in keiner Weise“.
Chulalongkorn erkannte auch, dass die ihm loyalen Regierungsbeamten nur
untere Positionen inne hatten. Auf die Hilfe seiner Brüder und Schwestern
konnte er nicht hoffen, da sie alle jünger waren als er. Sein ständiges
Kränkeln, seine Jugend, der Mangel an Wissen über Regierungsgeschäfte und
die Erkenntnis, dass er so gut wie alleine war, hätte bei einem weniger
bedeutenden Mann dazu geführt, sich zu beugen. König Rama V. aber konnte
beweisen, dass er ein unbeugsamer Mann war, als er an seinem 20. Geburtstag
volljährig wurde und sich darauf vorbereitete, die Zügel der Macht zu
übernehmen.