Stereotype Vorurteile und Klischees
Franz Schmid
Vom 17. bis 25. März findet die Internationale Woche gegen Rassismus
statt. Diese Aktionswoche geht auf eine Resolution der
Generalversammlung der Vereinten Nationen aus dem Jahre 1979 zurück,
eine Woche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus zu
organisieren. Der 21. März als „Internationaler Tag für die Beseitigung
der Rassendiskriminierung“ ist einer der ersten offiziellen und
gewichtigsten Gedenktage der Vereinten Nationen. Gedacht wird des
„Massakers von Sharpeville“, bei der am 21. März 1960 die
südafrikanische Polizei 69 friedliche Demonstranten erschoss, die gegen
die Passgesetze des damaligen Apartheid-Staates protestierten.
Man sollte meinen, dass nun im 21. Jahrhundert der Rassismus überwunden
sein sollte. Doch stereotype Vorurteile und Klischees halten sich
hartnäckig. Das findet leider auch Ausdruck in verschiedenen
Leserbriefen der letzten Zeit. Doch zunächst muss man einmal klären, was
Rassismus überhaupt ist. Da gehen die Meinungen der wissenschaftlichen
Schulen weit auseinander. Eine der wohl landläufigsten Erklärungen ist
die Einteilung der menschlichen Rassen in Hautfarben, nämlich in
Schwarz, Weiß, Rot und Gelb. Ein typisches Beispiel ist die Wandlung des
europäischen Bildes des Afrikaners von der Antike („Äthiopier“) über das
Mittelalter („Mohr“) bis zur Neuzeit („Neger“). Diese Bezeichnungen
spiegeln die jeweilige historische und politische Situation dar und
suggerieren eine Überlegenheit der eigenen Rasse.
In der Unesco-Deklaration von Schlaining im Jahre 1995 wird unter
anderem festgehalten: Kriterien, anhand derer Rassen definiert werden,
seien beliebig wählbar; die genetischen Unterschiede zwischen Menschen
innerhalb einer „Rasse“ seien im Durchschnitt quantitativ größer als die
genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen „Rassen“; von
ausgeprägten Körpereigenschaften wie der Hautfarbe sei kein Schluss auf
andere Eigenschaften und keine Bewertung derselben möglich.
Jeder Mensch gehört der Volksgruppe an, in der er hinein geboren wurde.
Dies ist ohne sein Zutun geschehen, er hatte keinen Einfluss darauf.
Unabhängig davon hat jeder Mensch eine Staatsangehörigkeit, meist die
des Staates, in dem er geboren wurde. Auch darauf hat der einzelne
Mensch keinen Einfluss.
Die Unverbesserlichen, die immer noch die Überlegenheit ihrer eigenen
Rasse hervorheben, sterben leider nicht aus. Warum wird da so viel
Zwietracht gesät, was mag der Grund sein? Ist es vielleicht die
Erkenntnis, dass in einer globalen Welt der einstige so mühsam erkämpfte
Status verloren geht? Ist es der Neid, dass andere Völker ebenso
bewundernswerte wirtschaftliche und kulturelle Leistungen vorzeigen
können und dies nicht nur dem „weißen Mann“ vorbehalten bleibt?
Es ist niemandem abzusprechen, ein wenig Nationalstolz zu haben. Das
berechtigt aber lange noch nicht dazu, an andere Völker Seitenhiebe zu
verteilen, weil deren kultureller und geschichtlicher Hintergrund einem
vielleicht verschlossen bleibt. Die Internationale Woche gegen Rassismus
gibt Anlass, darüber nachzudenken.
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