Duncan Stearn
Teil 2: Die Bedrohung der Stabilität
Ab 1872 begann Chulalongkorn immer mehr, die Amtsgewalt über sein
Königreich auszudehnen und führte eine Reihe von radikalen Reformen durch,
einschließlich des Verkaufs der regierungseigenen Opiumhöhlen und
Spielhöllen. Die Reformen waren dazu gedacht, die Macht der Monarchie zu
stärken und gleichzeitig die des unteren Adels und von Beamten zurück zu
schneiden, aber auch des Regenten.
Im November 1873 wurde Chulalongkorn offiziell als König Rama V. gekrönt.
Suriyawongse verzichtete auf die Regentschaft. Der Monarch schuf einen
königlichen Geheimrat und versuchte die Sklaverei abzuschaffen, indem er den
Sklavenhaltern Geld als Entschädigung zahlte. Die Sklaverei hielt sich aber,
bis sie 1905 geächtet wurde.
Im Jahre 1874 erklärte der neue königliche Geheimrat, bestehend aus 56
ernannten Personen, er würde Chulalongkorns ältesten Sohn (zu dieser Zeit
gerade drei Jahre alt) als Thronfolger benennen. Damit wurde die Möglichkeit
der Thronbesteigung durch Prinz Wichaichan ausgeschlossen. Diesem Vorschlag
stellten sich Suriyawongse und die Anhänger des zweiten Königs entgegen. Sie
sahen ihre Machtbasis durch die Reformen Chulalongkorns zerstört.
Vermutlich entschloss sich der Uparat auf Geheiß seiner Berater einen
Staatsstreich durchzuführen und sich als Alleinherrscher Thailands
einzusetzen. In der Nacht des 27. Dezember 1874 setzte er angeblich den
Königspalast in Bangkok, die Residenz Chulalongkorns, in Brand. Er erschien
dann mit einer Truppe bewaffneter Männer am Tatort, um scheinbar die Flammen
löschen zu helfen.
Chulalongkorns Wachen verweigerten den Männern Wichaichans den Zutritt zum
brennenden Palast und das Feuer wurde erfolgreich ohne Hilfe von außen
gelöscht. Der britische Konsul Thomas Knox und sein Stellvertreter Newman
teilten dem britischen Außenministerium jedoch mit, dass angeblich
Chulalongkorn ein Komplott schmiedete, um den Uparat auszuschalten.
Es ist aber auch möglich, dass dieser Vorfall ein Missverständnis war oder
absichtlich von beiden Seiten hoch gespielt wurde. Als das Feuer zum ersten
Mal im Königspalast bemerkt wurde, ertönte ein Alarm, und Mitglieder des
Haushalts des Uparat bereiteten sich vor zu gehen und halfen beim
Feuerlöschen.
Das Feuer wurde schnell unter Kontrolle gebracht. Es ist möglich, dass
irgendjemand den Uparat beschuldigte, Truppen zum Angriff auf den
Königspalast vorzubereiten. Von da an verschlechterte sich die Situation.