Eine Frau einer ethnischen Minderheit mit ihrem
Kind auf dem Rücken.
Elfi Seitz
Teil 1: Die Fahrt von Hanoi nach Sa Pa
Josef Inauen, 63, aus Mönchaltorf und Hermann Isler, 64, aus
Hoengg, zwei gestandene Schweizer, waren mit ihren Fahrrädern zwei Monate in
Südostasien unterwegs und legten dabei über 3.500 Kilometer zurück. Die
Reise wurde am 7. März in Pattaya beendet, wo sie zum Abschluss ihrer
Abenteuerfahrt ihre guten Freunde Marianne und Daniel Büsch-Biel besuchten.
Hermann Isler, der eine Akupunkturpraxis in der Schweiz hat, weiß, dass viel
Bewegung für die Gesundheit unbedingt erforderlich ist. Er litt seit einiger
Zeit an einer Krankheit, und die Ärzte hatten ihm Cortison verschrieben und
ihm natürlich vehement von so einer „gefährlichen Reise“ abgeraten. Aber er
blieb hart, und so trafen er und Sepp per Flugzeug in Hanoi ein. Als erstes
fiel den Beiden sofort auf, dass es in Vietnam unheimlich viele
Motorradfahrer gibt. Die meisten tragen keinen Helm, befördern dafür aber
meist schwere und auch gefährliche Waren.
Nach dem fruchtbaren Delta um Hanoi türmen sich viele Berge auf, der höchste
über 3.000 Meter hoch. Von dort oben führen der rote Fluss und seine
Zuflüsse das Wasser zum Delta. Da oben gibt es auch Stauseen und
Stromproduktion sowie viele ethnische Minderheiten. Bei Nebel und 20 Grad
folgten die zwei Schweizer dem Do-Fluss bis Binh Hoa. Hier wird das Wasser
in einem 200 km langen Stausees gestaut. Danach wird es immer gebirgiger.
Kleinere Pässe, der höchste 1200 km hoch, galt es zu überqueren und über Mai
Chau und Moc Chau gelangten sie endlich nach Son La und weiter zum alten
Kriegsschauplatz der Franzosen, wo diese 1954 den Indochinakrieg verloren
hatten, Dien Bien Puh.
Die herrliche Bergwelt des nordöstlichen Vietnams
erschließt sich vor unseren Augen.
Bis Dien Bien Puh sind ihnen vor allem zwei ethnische Minderheitsgruppen
aufgefallen. Mit je einer Million Menschen sind die Muong, die heute
vorwiegend in der Provinz Bin Hoa leben, und die Thai, die nördlicher
zwischen Son La und Dien Bien Puh leben, zahlenmäßig etwa gleich stark
vertreten. Schon früh lernen die Mädchen das Weben und Sticken. Ihre
farbigen Kleider und den prachtvollen Kopfschmuck fertigen sie selber an.
Auch stellen sie Decken her, die sie später als Mitgift in die Ehe
einbringen. Bei Zeremonien und Festen pflegen diese Gruppen noch die
Tradition des Wechselgesangs. Die Schweizer durften an einer ihrer
Vorführungen beiwohnen und haben auch in einem ihrer typischen
Pfahlbauhäuser übernachtet.
Die nordwestliche Bergwelt, die stellenweise Regenwaldcharakter aufweist,
bis Tam Duom ist durch stark erodierte Kalksteingebirge, Karstgebirge
genannt, zerklüftet und von vielen Flüssen durchzogen. In Lai Chau fuhren
sie mit einem Boot den Da-Fluss hinunter, sahen auf dem Weg Goldwaschanlagen
und wussten, warum so viele Menschen hier Goldzähne haben. Es gibt hier die
ärmste ethnische Minderheit der Hmong, die ins Gebirge ziehen musste, da sie
später als die Thai und Muong aus Südchina einwanderten.
In Sa Pa angekommen haben Sepp und Hermann ihr erstes Ziel, 1.600 Meter über
dem Meeresspiegel liegend und unweit der Grenze zu China, erreicht. Hier
gibt es eine weitere Minderheitsgruppe, die Dao, die eine Bevölkerung von
acht Millionen aufweisen.
Die beiden Schweizer haben während dieser Fahrt festgestellt, dass die
Menschen in Vietnam unheimlich begeisterungsfähig sind. Kaum dass sie die
Radfahrer erblicken, winken, rufen und lachen sie und strahlen eine
Herzlichkeit aus, die ihresgleichen sucht.
Fortsetzung in der nächsten Ausgabe.