Es steht viel auf dem Spiel
Franz Schmid
Thailand hat mit Image-Problemen zu kämpfen. Das internationale Ansehen
des Landes hat in den letzten Monaten einige schwere Kratzer abbekommen.
Weltweit Schlagzeilen haben die Bombenexplosionen zum Jahreswechsel in
Bangkok, die „Anlaufschwierigkeiten“ des neuen Flughafens Suvarnabhumi,
die Morde an den beiden russischen Touristinnen und die Zunahme der
Gewaltspirale im Süden des Landes gemacht.
Innenpolitisch gerät die vom Militär eingesetzte Regierung immer mehr
unter Druck, da sie keine Erfolge vorweisen kann. Die Tourismusindustrie
leidet unter schlechten Nachrichten wie die Luftverpestung im Norden und
die Zunahme der Kriminalität, insbesondere in Touristenorten wie
Pattaya. Besorgniserregend sind hier besonders der Anstieg der
Drogenkriminalität und der sexuelle Missbrauch von Kindern und
Jugendlichen.
Auch das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung in einer demokratischen
Gesellschaft ist in Gefahr. Regierungsstellen haben den Zugriff auf zwei
Webseiten gesperrt, die in Thailand sehr populär waren. Zum einen
handelt es sich um ein politisches Forum, das der Militärregierung
kritisch gegenüber stand, zum anderen um YouTube, die dem Vorwurf der
Beleidigung des Königshauses ausgesetzt ist.
Alles in allem kein besonderes schönes Bild. Angetreten ist die neue
Regierung mit vielen Versprechen, doch auf die Einlösung muss man wohl
noch etwas warten. Da wurde zum Beispiel erklärt, man würde innerhalb
von drei Monaten die Probleme im Süden lösen können, jetzt ist von drei
Jahren die Rede…
Von den Tätern der Bombenexplosionen fehlt weiterhin jede Spur.
Tatverdächtige mussten mangels Beweisen frei gelassen werden. Die
Polizei tappt augenscheinlich weiter im Dunkeln. Kleinere Bandenbosse
der Drogenszene sind zwar der Polizei ins Netz gegangen, doch die
mächtigen Hintermänner scheinen ihren Geschäften ungestört nachgehen zu
können. Der Einsatz von verdeckten Ermittlern in der pädophilen Szene
hat zwar einige Erfolge gebracht, aber es ist nicht gelungen, die Szene
auszurotten.
Zu allem Ungemach befinden sich Nachbarländer wie Vietnam, Kambodscha
und Laos in einem wirtschaftlichen Aufschwung. Hält diese Entwicklung
weiter an, könnten diese Länder Thailand bald den Rang ablaufen, was
Tourismus und Investitionen betrifft. Argwöhnisch wird dies von den
entsprechenden Stellen beobachtet. Zu einem Gegensteuern, um diesen
Trend umzukehren, konnte sich bisher leider niemand aufraffen.
Die Zeit bleibt nicht stehen und mit jedem Tag werden die ungelösten
Probleme akuter. Selbstzufriedenheit oder schamhaftes Wegsehen und
Verschweigen hilft niemandem weiter. Jetzt sind Taten erforderlich.
Die Verantwortlichen sollten sich nicht mehr im Herumdoktern üben,
sondern zu einem Befreiungsschlag ausholen, der Klarheit verschafft.
Klarheit bei den eigenen Landsleuten und im Ausland. Alle warten darauf!
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