James Bond – ein Fahrradfahrer in goldenem Gewand

Theerarak Sutthatiwongse
Seit über zwei Jahren wundern sich die Einwohner und Touristen Pattayas über einen Ausländer, der stets mit einem langärmligen goldenen Jackett bekleidet ist und dazu einen mit einer Feder bestückten Hut trägt. Seine Erscheinung mag so manchen an Robin Hood erinnern, wobei dieser meist zu Fuß statt auf einem außergewöhnlich dekorierten Drahtesel unterwegs war. Alle fragen sich: Will er damit ein Zeichen setzen? Will er die Aufmerksamkeit auf sich lenken? Oder ist er gar verrückt?
Jedenfalls ist es nur sehr wenigen Menschen bekannt, weshalb er sich denn anders kleidet und mit dem Fahrrad fährt.
Eines Tages, als ich ihn endlich ansprach, erzählte er mir, was es mit dieser Kleidung auf sich hat und erklärte mit gleichzeitig seine eigene Art des Denkens.
Er gab mir seinen Name als „Bond, James Bond“, an. Seinen richtigen Namen will der 38-jährige Brite nicht verraten. Er zieht es vor, mit dem genannten Pseudonym angesprochen zu werden. Eigentlich ist es auch nicht wichtig.
James Bond erzählte, dass er aus einer Kaufmannsfamilie in England stamme. Vor drei Jahren reiste er nach Bangkok, wo er die meiste Zeit mit dem Fahrrad durch die Stadt fuhr. Um den dortigen Verkehrs- und Umweltprobleme zu entkommen, verschlug es ihn nach Pattaya, denn er wollte die Küste und die Atmosphäre in der Stadt „der Freude“ erleben.
„Es fiel mir sofort auf, dass auch hier fast alle mit Autos oder Mopeds fahren, was natürlich zur Luftverschmutzung ungeheuer beiträgt“, sagte James Bond. „Keiner interessiert sich für die um so vieles gesündere Art der Fortbewegung mit dem Rad. Ich überlegte mir deshalb, wie ich in den Menschen das Gesundheitsbewusstsein wecken könnte und kaufte mir ein Fahrrad. Mit einer Goldschleife und den Lichtern verziert, wusste ich, dass ich damit jedem auffallen würde.“ Aber nicht nur das, auf der Rückseite seines so verzierten Fahrrades wehen auch die britische und die thailändische Nationalflagge. Er selbst kleidet sich auf seinen Fahrradtouren immer in ein goldenes Jackett und trägt einen Hut mit Feder, die durch die Lichtreflexion auch nachts gut erkennbar ist, wie er meint.
„Anfangs dachten die Menschen in Pattaya, ich sei verrückt, weshalb sie mich nicht anzusprechen wagten. Aber ich glaube, jeder, der meint, ich sei verrückt, ist verrückter als ich. Solche Menschen haben nämlich keine Ahnung und machen sich keine Gedanken über die wirklichen Absichten anderer Menschen“, beschwerte er sich. „Ich bin es aber, der sie eigentlich unterrichten möchte. Mit Radfahren spart man nicht nur Geld, man tut auch seiner Gesundheit Gutes. Ich bin täglich mindestens ein bis zwei Stunden unterwegs, allerdings eher auf Straßen mit weniger Verkehr. Mehrmals schon musste ich meine Lichter erneuern, weil einige schamlose Leute sie klauten“, sagte James Bond.
Trotzdem will er auch weiterhin durch die Stadt fahren. Er freut sich über jeden, der ihn anspricht und noch mehr über diejenigen, die seine gute Absicht erkennen, anstatt wegen seiner Aufmachung zu lachen.
Die Moral von der Geschichte ist eigentlich, dass niemand vom Äußeren einer Person auf dessen Inneres schließen sollte. Leider hat das äußere Erscheinungsbild heutzutage mehr Bedeutung als die Absicht, zum Wohl der Gesellschaft beitragen zu wollen, wie James Bond das macht - ein Ausländer, der sich für die Umwelt einsetzt und sich für Energieeinsparungen stark macht. Deshalb sollten wir alle keine oberflächlichen Vorurteile fällen, ohne Bescheid zu wissen, was dahinter steckt und wer davon profitiert. Oft sind das nämlich wir selbst!