Aus Schaden wird man klug
Franz Schmid
Wirklich? Die Regenzeit hat in diesem Jahr unerwarteter Weise sehr
zeitig eingesetzt. Heftige Regenfälle verbunden mit Gewittern haben die
gesamte südostasiatische Region heimgesucht, auch Pattaya war betroffen.
Leider war die Stadt in einigen Gegenden nicht ausreichend dafür
vorbereitet.
Besonders schwere Überschwemmungen gab es im Gebiet der Eisenbahnlinie
und in der Soi Kau Noi, wo durch die Regenschauer große Schäden an
Straßen und Häusern verursacht wurden. Einige Unterkünfte wurden von den
Wassermassen mitgerissen und zum Teil völlig zerstört. Eine Familie
verlor dabei ihr Hab und Gut. Das Haus, in dem sie lebte, existiert
nicht mehr.
Jedes Jahr geschehen solche Unglücke. Gegen Naturgewalten ist der Mensch
zwar machtlos, aber Vorkehrungen können sehr wohl getroffen werden.
Vielleicht wäre das Unglück sogar vermeidbar gewesen. Tatsache ist, dass
es den Behörden erst jetzt aufgegangen ist, dass in dieser Gegend das
Abwassersystem die Wassermassen nicht bewältigen kann.
Vor einigen Monaten fand in Pattaya eine Großaktion statt, bei der die
Abwässerkanäle gereinigt wurden. Die Kanäle verstopfen mit der Zeit,
Müll und Schlamm lagern sich ab. In der Trockenzeit gelangt auch viel
Sand in die Kanäle. Mit einmaligen Aktionen wird den Umständen keine
Rechnung getragen. Regelmäßige Reinigungsaktionen sind vielmehr dringend
erforderlich. Das hat sich wieder einmal bewahrheitet.
Tiefer gelegene Gebiete, besonders am Stadtrand, sind am meisten
gefährdet. In diesen Gegenden leben zum großen Teil Menschen mit
geringem Einkommen. Es hat den Anschein, als ob diesem
Bevölkerungsanteil wenig Aufmerksamkeit von Seiten der zuständigen
Behörden entgegen gebracht wird.
Es fragen sich viele zu Recht, warum immer erst dann reagiert wird, wenn
es zu einer Katastrophe für die Menschen kommt. Besonders peinlich ist
es, dass an den Straßenbauarbeiten besagter Gegend Ingenieure der Armee
beteiligt sind. Es scheint im Phlegma der Beamten zu liegen, erst dann
zu reagieren, wenn Druck durch die Öffentlichkeit ausgeübt wird. Man
verspricht dann hoch und heilig, Abhilfe zu schaffen.
Ein weiteres unrühmliches Beispiel sind die Bauarbeiten an der 2. Road
in Südpattaya, die einfach kein Ende nehmen. Bei der derzeitigen
Wetterlage kann man sich schwer vorstellen, dass die Arbeiten
fachgerecht abgeschlossen werden. Die 2. Road wird wohl an einigen
Stellen zu einer nie enden wollenden Baustelle werden. Leidtragende sind
in erster Linie die Anwohner und Fußgänger.
Aus Schaden wird man klug, heißt ein altes Sprichwort. Das werden wohl
auch in diesem Fall die zuständigen Behörden. Jedoch ist kaum
anzunehmen, dass die Erfahrungen bleibende Spuren hinterlassen. Wir
werden es erleben, in den kommenden Wochen und Monaten.
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