Sparen am falschen Ende

Franz Schmid

Der jährliche Marathon in Pattaya hat sich in den letzten Jahren einen guten Ruf erworben. Besonders auf internationaler Ebene war es gelungen, an andere Veranstaltungen aufzuschließen. Beachtung fand der Marathon in Pattaya vor allem wegen der Beteiligung ausländischer Spitzensportler. Aber in diesem Jahr könnte der Marathon wieder auf ein rein lokales Ereignis schrumpfen.
Um Kosten zu sparen, hat die Sportvereinigung Thailand (AAT) beschlossen, für den am 15. Juli geplanten Pattaya Marathon 2007 keine ausländischen Teilnehmer einzuladen. Genauer gesagt, es sollen in diesem Jahr keine Einladungen an ausländische Läufer versandt werden wie es in den vergangenen Jahren üblich war. Die thailändische Sportvereinigung begründet dies damit, dass eingesparte Geld auf die Gewinner zu verteilen, um bei thailändischen Sportlern und Sportlern aus den Nachbarländern größeres Interesse zu wecken. Ausländische Sportler könnten zwar am Marathon teilnehmen, müssten aber selbst anreisen und sich anmelden. Weiter hieß es, der Marathon sei sowieso unrentabel gewesen, daher wolle man das vorgesehene Budget anders verteilen. Ferner wurden der Hotelindustrie Pattayas zu hohe Zimmerpreise vorgeworfen, die viele potenzielle Teilnehmer abschrecken würden.
Diese Entscheidung ist zu bedauern. Die Sparsamkeit treibt hier seltsame Blüten. Offensichtlich ist man an der Teilnahme ausländischer Sportler nicht sehr interessiert. Vielmehr sollen inländische Läufer angelockt werden. Man erwartet mit diesem Schritt die Teilnahme von 5.000(!) Läufern. Inwieweit diese von den angeblich zu hohen Hotelpreisen verschont bleiben, ist völlig unklar. Zu den Hauptargumenten der Tourismusindustrie in Pattaya gehörten bisher die moderaten Hotelpreise. War diese Argumentation in der Vergangenheit falsch? Sind die Hotelpreise auf Phuket oder Bangkok, wo auch Marathonläufe jedes Jahr organisiert werden, etwa niedriger?
Es sieht so aus, als ob die Veranstalter mit der Umschichtung des Budgets ein Eigentor geschossen haben. Gerade das internationale Flair des Marathons in Pattaya war ja die Attraktion, die viele Besucher in die Stadt lockte. Bleiben internationale Stars aus, werden auch weniger Besucher kommen. Das ist sicher. Sportveranstaltungen dieser Art sind zudem immer unrentabel. Wer von Marathonveranstaltungen materiellen Gewinn erwartet, ist ein Träumer. Der Gewinn an Ansehen in der internationalen Gemeinschaft ist aber nicht in Geldbeträgen auszudrücken. Sport ist ein ideeller Wert, der die Menschen zusammenführt. Marathon ist ein Breitensport. Eine Großveranstaltung wie der Pattaya Marathon ist immer dann ein Erfolg, wenn viele Sportler daran teilnehmen und sich viele Zuschauer an der Strecke einfinden, um die Läufer anzufeuern. Wie es in diesem Jahr damit aussieht, werden wir erleben. Man kann nicht nur am falschen Ende sparen, man kann sich auch zu Tode sparen.