Pattaya Blatt Reporter
Für die Königlich Thailändische Marine (RTN) war der 22. Mai ein
herzzerreißender Tag, aber gleichzeitig auch ein von Stolz erfüllter Tag,
welchen alle in Erinnerung behalten werden. In einer pompösen Zeremonie
wurde die HTMS Nakha – die ehemalige LCS(L)-102 – an die USA zurückgegeben.
Zehn Jahre lang wartete die National Association of LCS(L) 1-130 auf das
historische Schiff, das nun im Museum der Mare Island Naval Shipyard bei
Vallejo seinen Platz findet.
Bobby
Brooks, Präsident des US-Flottenvereins in Thailand, überreicht dem
US-Botschafter in Thailand, Ralph (Skip) Boyce, die Ehrenmitgliedschaft des
US-Flottenvereins.
Ein Veteran hatte in einem Appell an den Minister der US-Marine geschrieben:
„Es gibt noch Zehntausende von Marineveteranen des Zweiten Weltkriegs, die
es sehr zu schätzen wüssten, wenn die letzte verbliebene LCS in Erinnerung
an den Einsatz im Pazifik und aufgrund ihrer Bedeutung für die Geschichte
der amphibischen Kriegsführung den USA erhalten bleibe.“
Die HTMS Nakha weist eine lange und glanzvolle Geschichte auf. Als
LCS(L)-102 wurde sie in den Commercial Iron Works in Portland, Oregon,
gebaut. Am 13. März 1945 wurde sie auf Kiel gelegt und auch gleich in den
Pazifik beordert, wo sie im Zweiten Weltkrieg von hohem Nutzen war.
Die LCS waren Kanonenboote mit immenser Feuerkraft, die auch in flachen
Gewässern eingesetzt werden konnten. „In den ersten Kriegsjahren erkannte
die Marine, dass sie einen effektiveren Feuerschutz brauchte, um ihre
Truppen an Land zu bringen“, sagte ein Sprecher. Mit typisch amerikanischem
Einfallsreichtum wurde ein neues kleines Kanonenboot entworfen, das umgehend
in Produktion kam. Das Ergebnis war die LCS(L) – Landing Craft Support Ship
(Large). „Dieses Schiff hatte mehr Feuerkraft pro Tonne als ein
Kriegsschiff, und man konnte damit bis ans Ufer fahren, um den Truppen
Feuerschutz zu geben“, hieß es weiter. „Die US-Marine stellte 130 von ihnen
her, alle mit 20 mm und 40 mm Kanonen sowie mit Raketenwerfern ausgestattet.
In den Jahren 44/45 wurden sie in den Einsatz geschickt, wodurch durch ihren
Feuerschutz das Leben unzähliger Soldaten bei den Strandinvasionen auf Neu
Guinea, Borneo, Iwo Jima, den Philippinen und in Okinawa gerettet werden
konnte.“ Während der Kriegszeit wurden 26 dieser Schiffe teilweise oder ganz
zerstört.
Ein weiterer Veteran sagte: „Diese Schiffe erhielten, wie viele andere auch,
wenig Berücksichtigung, als die Geschichtsbücher geschrieben wurden.
Flugzeugträger, Kriegsschiffe und Kreuzer wurden hingegen triumphal
gefeiert. Die Seeleute auf den LCS dienten tapfer und gut. Deren Rolle im
Zweiten Weltkrieg muss als Teil unserer Marinegeschichte erhalten bleiben.“
1950 brachte die US-Marine die LCS(L)-102 zusammen mit 52 Schwesterschiffen
zur neu gegründeten Japan Maritime Self-Defense Force (JMSDF), wo sie in
Himawari umgetauft wurde. Als sie nicht mehr benötigt wurde, holten die USA
sie zurück. Nach einer Generalüberholung wechselte sie per
Gemeinschaftsvertrag zwischen den USA und Thailand 1966 unter dem damaligen
Oberbefehlshaber der RTN, Admiral Jaroon Chalermtrien, in den Besitz der
Marinebasis Sattahip. König Bhumipol verlieh ihr den Namen HTMS Nakha, die
seitdem zur Königlich Thailändischen Flotte (RTF) gehörte.
In den 41 Dienstjahren für die RTN fuhr die HTMS Nakha unter 25
verschiedenen Befehlshabern. Sie wurde wie zu Dienstzeiten des Zweiten
Weltkrieges ausgestattet: ein 76,2 mm Einzelschuss Maschinengranatwerfer,
zwei Mk-1L 40 mm Double Action Flugabwehr Granatwerfer, vier 20 mm Gewehre
und zwei .50 Kaliber Maschinengewehre.
Nach einem jahrelangen Bürokratiekrieg kam nun schließlich der Tag, an
welchem die Nakha, wie sie weiterhin genannt wird, wieder in die Hände der
USA wechselte. Dort wird sie den alternden Veteranen und ihren Familien als
Vermächtnis der vergangenen 62 Jahre dienen, in welchen sie entscheidend zum
geschichtlichen Verlauf beigetragen hat. Im vergangenen Oktober wurde die
HTMS Nakha außer Dienst genommen, und im Anschluss wurden die Waffen
demontiert. „Es war ein melancholischer Moment für die thailändischen
Seemänner“, meinte ein Veteran, der die Demontage leitete. „Sie arbeiteten
und lebten über 40 Jahre auf dem Schiff. Es brach ihnen das Herz, die Waffen
abzubauen. Sie wollten dem Schiff nicht wehtun.“
Admiral Sathiraphan Kaeyanon, Oberbefehlshaber der RTN, übergab als
Repräsentant Thailands die HTMS Nakha an die US-Botschaft, vertreten durch
Kapitän Walter B. Watson Jr., Marineattaché, und Dr. William J. Mason,
Repräsentant der National Association der USS LCS(L) 1-130. Admiral
Sathiraphan bestätigte, dass alle Offiziere mit dem Schiff sehr verbunden
seien. Sie seien dankbar und stolz, auf ihr gedient und sie gut gepflegt zu
haben. „Es ist das erste US-amerikanische Schiff, um welches sich die
thailändische Marine kümmerte“, sagte der Admiral stolz. Die HTMS Nakha sei
stets zuverlässig gewesen und hinterlasse bei der RTN eine große Lücke, so
der Oberbefehlshaber. „Wir finden ihren Abschied schade, sind aber auch
glücklich und stolz, dass sie mit dem Thainamen HTMS Nakha ins Museum
kommt.“
Vor sechs Monaten setzte sich die National Association of LCS 1-130 mit dem
Frachtunternehmen National Air Cargo aus Buffalo, New York, in Verbindung,
um über die Möglichkeiten des Transports zu sprechen. Firmenpräsident Chris
Alf machte dem Betriebsmotto „Die Welt auf unseren Schultern“ alle Ehre und
schickte Mitarbeiter nach Südostasien, um Wege der Durchführbarkeit zu
ermitteln. Die Kriegsveteranen können sich bei Alf und dem Team bedanken,
dass ihr Traum bald wahr wird.
Die HTMS Nakha wurde nach Hongkong geschleppt, wo sie mit einem speziellen
Frachttransporter ihre letzte Reise zurück in die Heimat antritt.
Die HTMS Nakha, das letzte LCS Marineschiff aus
dem Zweiten Weltkrieg, dockt vor ihrer letzten Reise am Laem Tien Pier in
Sattahips Marinebasis.
Kapitän Walter Watson überreicht Auszeichnungen
an Hans Schaad, John Shioscet und Andy Wenger für ihre Unterstützung der
US-Marine.
Von links: Luisa und Javier Fabra,
assistierender Marineattaché, Janice und Dr. William Mason, Luly und John
Romero, Business Development Manager bei National Air Cargo.
Peter Thorand mit dem „Einsamen Seemann“,
Kapitän Walter Bruce Watson, Somsak Tangruengsri, der ebenfalls eine
Auszeichnung erhielt, und Botschafter Ralph Boyce.
Am darauf folgenden Tag feierte
Seine Exzellenz Ralph L. Boyce, US-Botschafter in Thailand, den
Erhalt des Schiffs im Marriott Resort & Spa Pattaya. Robert Gregory
Brooks, Präsident des US-Flottenvereins in Thailand, organisierte
die Party, um den Soldaten und Bürgern für die Unterstützung der
Friedensaktionen des US-Militärs speziell an der Ostküste Thailands
zu danken. |