Kein Grund sich zurückzulehnen

Franz Schmid

Der stellvertretende Oberkommandant der Königlichen Thailändischen Polizei, Polizeigeneralleutnant Adul Sangsingkaew, wurde bei seinem Besuch in Pattaya von den Polizeieinheiten der Stadt über die Fortschritte in der Verbrechensbekämpfung unterrichtet. Dabei zog die Polizei von Pattaya eine positive Bilanz. Seit dem 25. März waren verstärkte Einsätze anberaumt, in den bei Razzien der Kriminalität zu Leibe gerückt wurde. Insgesamt sei die Kriminalitätsrate rückläufig, da die Verhaftungen aufgrund von Rauschgiftdelikten gestiegen seien. Wenn die Beschaffungskriminalität abnimmt, sinken auch andere Straftaten, folgerte die Polizei.
Der Besuch aus Bangkok zeigte sich von den Statistiken wohl nicht sehr beeindruckt, da er die Polizei Pattayas aufforderte, in ihren Bemühungen nicht nachzulassen.
Man kann es der Polizei Pattayas nicht übel nehmen, wenn sie sich bei dem Besuch des hochrangigen Polizeioffiziers in einem guten Licht präsentieren wollte. Es mag auch sein, dass ab genanntem Zeitpunkt mehr Erfolge bei der Verbrechensbekämpfung zu verzeichnen waren als in der Zeit zuvor. Aber was die Drogenkriminalität angeht, so hat die Polizei in diesem Zeitraum zumindest keinen einzigen der Drahtzieher dingfest machen können, die den Drogenverkauf in Pattaya kontrollieren. Erwischt werden wie eh und je Kleinhändler oder Junkies. Der große Wurf ist der Polizei bisher nicht gelungen.
Das Bild der Polizei in der Öffentlichkeit ist schlecht. Selbst der Bürgermeister hat dazu Stellung genommen (Pattaya Blatt berichtete darüber in der Ausgabe 24). Der normale Bürger nimmt die Polizei eigentlich nur wahr, wenn da ein Polizist an einer beliebigen Ecke steht und Geldstrafen über Motorradfahrer ohne Helm verhängt. Regelmäßige Patrouillen auf allen Straßen Pattayas sieht man selten. Gerade letzteres begünstigt die Kriminalität, da die Kriminellen diese Lücke in der Polizeipräsenz ausnutzen.
Pattaya ist weit entfernt davon, als eine Stadt zu gelten, in der Recht und Ordnung herrschen. Der anscheinend weithin gleichgültige Polizeiapparat sieht sich einem umtriebigen organisierten Verbrechen gegenüber. Ein Anzeichen dafür ist die offensichtliche Zunahme ausländischer Prostituierter. Prostitution und Drogenkonsum stehen überall auf der Welt in engem Zusammenhang, die Beschaffungsprostitution nimmt auch in Pattaya einen breiten Raum ein.
Alle diese Dinge finden im Verborgenen statt. Die Polizei hat es daher nicht leicht, in diesen Kreisen Untersuchungen durchzuführen. Das ist allerdings auch keine Entschuldigung. Vielleicht gibt es dafür noch andere Gründe, wie viele Einheimische vermuten. Aus diesem Grunde ist eine Reform der Polizei sicher nicht unangebracht.
Nach der glänzenden Präsentation gegenüber den Vorgesetzten aus Bangkok sollte die Polizei in Pattaya sich nicht zurücklehnen und in den alten Trott verfallen. Vielmehr gilt es, noch größere Anstrengungen zu unternehmen, damit Pattayas Ruf verbessert wird. Letztlich profitieren davon alle, die Bürger, die Touristen und die Polizei.