Geschäftemacherei mit Tieren

Franz Schmid

Aus den touristischen Zentren sind sie fast ganz verschwunden: Die Wanderartisten mit lebenden Tieren, die um Futter und Geldspenden für ihre Tiere betteln. Nur ab und an muss die Polizei einschreiten, wenn wieder einmal ein Tierbesitzer seinen Elefanten und Affen zur Schau stellt. Diese Auftritte sind dann nur von kurzer Dauer.
Auf den ersten Blick scheint es, dass für den Tierschutz in Thailand genug getan wird, gerade was bedrohte Arten angeht. Doch hier trügt der erste Anschein. Noch immer gehört Thailand zu den Ländern, in denen Produkte geschützter Tierarten sehr begehrt sind, und es blüht ein Handel auf dem Schwarzmarkt.
Kürzlich wurden einem Elefanten im Nong Nooch Garten von Dieben die Schwanzhaare abgeschnitten. Diese Haare sind in Asien heiß begehrt. Viele Menschen schreiben ihnen Förderung der sexuellen Potenz zu; sie werden auch für magische Zeremonien und Kuren für allerlei Leiden benutzt. Aus den Haaren können Ringe, Armbänder und Halsketten hergestellt werden, die ohne besondere Schwierigkeiten an asiatische Touristen verkauft werden. Der Markt in Pattaya dafür ist groß, obwohl der Handel mit solchen Produkten verboten ist. Bedrohte Tierarten wie Tiger, Leoparden, Gibbons, Panzernashörner und Nashornvögel kommen in Thailand in der Wildnis nur noch selten vor. Die Nationalparks und zoologischen Anlagen Thailands sind ihre letzten Rückzugsgebiete.
Der Vorfall im Nong Nooch Garden ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Wenn man durch die Märkte und Geschäfte in Pattaya schlendert, entdeckt man oft Modeschmuck, bei dem Teile geschützter Arten verarbeitet wurden. Oft sind es Zähne oder Elfenbein, die in Ketten oder Ringe eingearbeitet, angeboten werden. Woher kommt dieses Material? Die Frage bleibt unbeantwortet. Ein Zertifikat über den Ursprung der Ware ist selten vorhanden, und wenn, dann recht zweifelhaften Ursprungs.
Der Markt dafür ist schwer auszutrocknen, die Nachfrage ist groß. Die thailändische Polizei und der Zoll sind personell nicht so ausgestattet, um den illegalen Handel in den Griff zu bekommen. Daher sollten Reisende umfangreicher über den unüberlegten Kauf von Souvenirs wie zum Beispiel Schmuck aus Elfenbein oder Korallen, Krokohandtaschen oder getrockneten Seepferdchen aufgeklärt werden. Nur wenn sich der Einzelne über die Konsequenzen seines Kaufs bewusst ist, kann der Handel eingedämmt werden. Der illegale Handel mit Tier- und Pflanzenarten nimmt mittlerweile bedrohliche Dimensionen an und rangiert an zweiter Stelle hinter dem Drogenhandel, heißt es in einem Bericht des World Wildlife Fund. Jeder kann seinen Beitrag zum Artenschutz leisten, und der verantwortungsvolle Tourist lässt auch die zufällig am Strand gefundene Muschel liegen, denn auch sie könnte zu den bedrohten Arten gehören.