Die Stadt muss sich dem Thema stellen!

Franz Schmid

Die Arbeiten am Naban Harbor Pier auf Koh Larn kommen nicht voran. Bereits im Juni vergangenen Jahres wurde für das Projekt, die Anlagen dort zu überholen und auszubauen, die stattliche Summe von 65 Millionen Baht bereitgestellt. Aber seither hat sich nichts getan.
Der Bürgermeister von Pattaya hat nun die Initiative ergriffen und die Verantwortlichen scharf attackiert. Es hat den Anschein, dass Verwaltungsbeamte mit der beauftragten Baufirma unter einer Decke stecken. Die Firma hat 15 Prozent der Auftragssumme bereits eingestrichen, aber nur Subunternehmer angeheuert, die bis zum heutigen Tag sich nicht haben blicken lassen. Diejenigen Stadtbeamten, die die Aufsicht über das Projekt führen sollten, haben keinerlei Anstrengungen genommen, dieses in Gang zu setzen und diesen Zustand stillschweigend geduldet.
Korruption bei der Vergabe öffentlicher Aufträge in Pattaya ist ein lang andauerndes Übel. Bereits im August letzten Jahres sollte durch die Stadtverwaltung eine schwarze Liste angelegt werden, auf der jene Baufirmen eingetragen werden, welche ihre Arbeit entweder unvollständig abgeschlossen haben oder durch Korruption aufgefallen sind. Diesen Firmen sollte es in Zukunft nicht mehr erlaubt sein, ihre Angebote zu unterbreiten. Auch gehen regelmäßig Beschwerden über untergeordnete Beamte ein, die gegen eine mehr oder weniger kleine Zuwendung Baugenehmigungen beschleunigen oder ausstellen.
Der Fall des Piers auf Koh Larn ist besonders bedeutungsschwer. Die Insel ist von den Besuchern, vornehmlich Touristen, vom Festland abhängig. Viele Menschen dort sind von dem Verschleppen der Bautätigkeit in ihrer Existenz bedroht. Je länger sich die Arbeiten hinziehen (wenn sie je beginnen), desto düsterer stellen sich ihre Einkommensaussichten dar. Von der Untätigkeit des Vertragsunternehmers ist ebenfalls eine Reihe von Zulieferfirmen betroffen. Sie wollen die Stadt verklagen.
Im November, also zum Beginn der Hauptsaison, sollten die Arbeiten eigentlich abgeschlossen sein. Aber daraus wird wohl nichts. Korrupte Firmen und Beamte haben in diesem wie in anderen Fällen der Volkswirtschaft schweren Schaden zugeführt. Werden sie zur Verantwortung gezogen? Wird der Bürgermeister wie versprochen hart durchgreifen? Das wird die Zukunft zeigen.
Schon vor vielen Jahren, genauer im Jahre 2004, drängte der ehemalige thailändische Premierminister Anand Panyarachun die thailändische Gesellschaft dazu, der Korruption skrupelloser Beamter und Regierungsangestellter ein Ende zu setzen, da dadurch der Fortschritt der Nation behindert werde.
„Man muss sich diesem Thema stellen, egal auf welcher Ebene – lokal oder national – korrupte Staatsdiener operieren. Heutzutage schämen sich diese Leute ihrer Taten nicht mehr, sondern fordern von ihren Anklägern, dass sie ihre Korruptionsvorwürfe mit einer Quittung beweisen sollen“, sagte Anand.
Seine weisen Worte haben nach wie vor nichts von ihrer Gültigkeit verloren. Die Stadt muss sich dem Thema stellen!