Alles dem König und der Königin zuliebe

Franz Schmid

Es ist sehr lobenswert, wie die thailändische Bevölkerung Ihre Majestäten, den König und die Königin, liebt und verehrt. Alles was an Gutem getan und gemacht wird, wird meist zu ihren Ehren gemacht. Sie verdienen es hundertprozentig und in jeder Beziehung.
Über eines allerdings mache ich mir Gedanken: Was ist, wenn Thailand kein Königreich wäre? Würde die thailändische Bevölkerung dann auch so viel Gutes tun, wie man es wöchentlich im Pattaya Blatt und in anderen Zeitschriften lesen kann? Würden die Menschen hier die Straßen auch dann sauber halten, wenn man dieses Tun nicht dem König widmen würde? Würden die Slumbewohner dann auch Hilfe erhalten von der Stadtregierung (und nicht nur von Privatorganisationen)? Würden die Mülltonnen geleert oder auch überhaupt nur benutzt werden? Würden die vielen Bäume und Blumen angepflanzt, die Fischsetzlinge und Schildkrötenbabys gezüchtet und dem Meer übergeben werden?
Ach, es gäbe noch so viel anzuführen, aber das würde meine Kolumne bereits füllen. Es sei nur eines gesagt: Viele Einheimische legen wenig Wert auf saubere Wohnungen, duschen sich aber sehr häufig, was wiederum lebenswert ist. Ich möchte auch bezweifeln, dass sich die Einheimischen, von einigen Ausnahmen abgesehen, den Strand zu säubern oder das Leben von Meeresbewohnern zu erhalten, besonders widmen würden. Sie würden sicher auch nicht den Unrat vor den Haustüren der Nachbarn, vor denen sie ihn erst abgeladen haben, entfernen.
Schade! Schade um Thailand, um dieses schöne Land, das trotz der Bemühungen Seiner Majestät des Königs langsam aber sich im eigenen Dreck stecken zu bleiben scheint. Was nützen die schönsten Hotels mit gepflegten Anlagen, die herrlichsten Privathäuser mit hübschen Gärten, die besten und teuersten Restaurants - was Ausstattung, Service und Verpflegung betrifft - wenn sich dahinter oder davor der Müll stapelt, wenn die Elektro- und Telefonleitungen die Aussicht auf die Straße versperren oder gefährlich dicht herunterhängen, so dass die Menschen, falls sie eines dieser genannten Etablissements betreten wollen, es riskieren, einen Stromschlag zu bekommen oder aufgehängt zu werden oder sich auf den bereits berühmten Gehwegen vorher schon ein Glied oder das Genick zu brechen.
Thailand wache auf! Nicht genug, dass es den Ausländern hier schon schwer genug gemacht wird mit den Ausländerregelungen, sie müssen auch den Dreck in Kauf nehmen für ihr gutes Geld (egal ob Investition oder „nur“ hier leben), das sie ins Land bringen.