Hereinspaziert
 

Klein aber fein – Weingärtner Genossenschaft Grantschen

Dr. Raimund Cerny

Die Weingärtner-Genossenschaft Grantschen verfügt mit 152 Hektar Rebfläche zwar über ein Anbaugebiet der kleineren Größenordnung, aber die hervorragende Qualität der Erzeugnisse spricht für sich.
Weinreben, wo man hinschaut. Keine Frage, hier in dieser Gegend hat Wein einen hohen Stellenwert. Die Region Württemberg ist bekannt für edle Tropfen der besonderen Art. Nicht von ungefähr ist hier auch die Weingärtner-Genossenschaft Grantschen beheimatet. Nur ein paar Kilometer von Weinsberg entfernt in einem Nebental des Neckars wird seit 1947 fleißig angebaut, geerntet und gegoren.
Alles fing an mit 50 Weingärtnern, die sich zusammenschlossen und die Genossenschaft gründeten. Seitdem kümmerte man sich gemeinsam um die Erfassung des Traubengutes, den fachgerechten Ausbau im Keller und die bestmögliche Vermarktung. Mit vereinten Kräften wurde daran gearbeitet, den Betrieb zu dem zu machen, was er heute ist. Mittlerweile sind 200 Mitglieder daran beteiligt, erstklassige Weine herzustellen. Beste technische Voraussetzungen dafür sind in Grantschen gegeben.
Denn in den 80-er Jahren wurden Millionen von D-Mark in den rationellen Arbeitsablauf einer zeitgemäßen Kelter investiert. Es entstand Europas modernste Anlage zur Traubenerfassung. Spielt jetzt noch das Wetter mit, Sonne und etwas Regen im Sommer und ein „goldener Herbst“ mit extra Sonnentagen für die Endreife der Trauben, steht dem optimalen Weingenuss aus dem Hause Grantschen nichts mehr im Wege.
Der Geschäftsführer der Weingärtner-Genossenschaft, Bruno Bolsinger, hat allen Grund stolz zu sein. Auch der Weinort Grantschen weiß es zu schätzen, denn wurde der Standort bundesweiter bekannt. Auch international können sich die Weine aus Grantschen behaupten, trotz der übermächtig scheinenden Konkurrenz. Franz Herold, Wein- und Fassküfermeister der Genossenschaft, sagt: „International unterscheiden wir uns vor allem durch unsere fruchtbetonten, filigranen und eleganten Weine. Auch bei hochwertigen Rot- und Weißweinen können wir mithalten.“
Bereits 1970 wurde dem Kellermeister die verantwortungsvolle Aufgabe auferlegt, beste Weine zu erzeugen. Können, Wissen und modernste Technik sind zwar Voraussetzung, jedoch ist man sich einig, dass dies nicht genügt, um auf dem hart umkämpften Markt zu bestehen. So kreiert der Kellermeister des Betriebs mit Fingerspitzengefühl und Experimentierfreude neue und außergewöhnliche Weine.
Mit dieser Strategie liegt man dort goldrichtig. Die Genossenschaft Grantschen konnte sich an der Spitze der Winzer etablieren. Beweis dafür sind nicht nur Generationen von treuen Weinfreunden der Genossenschaft, sondern auch bedeutende Auszeichnungen. 1993 wurde die WG Grantschen von der Jury des „Weltweinführer“ als einzige Genossenschaft Württembergs, zu den 2000 besten Weingütern der Welt gezählt.
„Weine dieser WG glänzen durch Harmonie und feinfühlig abgestimmte Balance aller Komponenten“, hieß es in dem gewichtigen Weinführer. In der Ausgabe von 1995 wurde der Grantsche 90er Grandor sogar als „bester je in Württemberg erzeugter Rotwein“ tituliert. dieser edle Tropfen zählt zu einer der Spezialitäten des Hauses. Der Barrique-
Wein wird in 225 Liter kleinen Holzfässern aus schwäbischer und französischer Eiche ausgebaut. Durch die Gerbstoffe des Holzes (Tannine) erlangt der Wein eine zusätzliche Aromavielfalt. Dennoch ist und bleibt der Klassiker unter den Schwaben-Weinen der Trollinger. Er macht immer noch den größten Anteil der von Grantschen jährlich 1,6 Millionen verkauften Flaschen aus. Der frische, rassige und kernige Wein wird aus großen, süßen, rotblauen Trauben gekeltert. Eine weitere wichtige Sorte des Betriebs ist der kräftige, feinherbe Lemberger. Er wird auch der „König der Rotweine“ genannt. Ebenfalls von großer Beliebtheit ist der rassige, feinblumige Riesling der Weingärtnergenossenschaft.
Bezeichnend für diesen wertvollen Weißwein ist seine frische Säure und dessen fruchtiges Aroma. Ein zarter, fruchtigvoller Schwarzriesling (Rotwein), der süffig-frische Kerner (Weißwein) und ein blumig-milder Müller-Thurgau (Weißwein) ergänzen das Sortiment der Genossenschaft Grantschen.
Aber der schwäbische Winzer hat nicht nur hervorragende Weine zu bieten, sondern auch auserkorene Destillate. Kellermeister Fritz Herold erzeugt die erlesenen Brände in der historischen Brennerei in den Löwensteiner Bergen. Ob ein Riesling-Traubenbrand in Spätlesequalität oder ein Graumarc-Tresterbrand, Liebhaber von Weinbränden kommen hier voll auf ihre Kosten. Die kleine aber feine Weingärtnergenossenschaft lässt für Weintrinker und Genießer also keine Wünsche offen. Hier zählt Qualität statt Quantität und Mittelmaß ist dem renommierten Unternehmen aus dem Schwabenland fremd.