Keine Toleranz gegenüber Pädophilen
Franz Schmid
Der kanadische Kinderschänder Christopher Paul Neil wurde nach einer
weltweiten Verbrecherjagd im Nordosten Thailands verhaftet. Es ist nicht
die erste Verhaftung eines Pädophilen in Thailand, die auch weltweit für
Aufsehen sorgte. Südostasien gilt bei westlichen Pädophilen als
Paradies. Hier gibt es Sexnetzwerke, die es diesen Leuten erlauben, ohne
Aufsehen ihren schmutzigen Neigungen nachzugehen.
Der Fall Neil brachte dies zu Tage. In der Regel tauschen sich die
Sexualstraftäter über das Internet aus. Die kambodschanische Polizei
berichtete im Zusammenhang mit dem Fall über einen Chat zweier
offensichtlich ausländischen Lehrer, die darüber sprachen, wie einfach
es wäre, obdachlose Jungen im Alter zwischen 10 und 14 Jahren auf der
Straße aufzulesen und in ihre Apartments mitzunehmen. „Ich hatte ein
wunderbares sexuelles Erlebnis mit ihnen… es wurde nie langweilig“,
schrieb einer der Lehrer. Das Internet wird auch dazu benutzt, Tipps
über die besten Plätze zu geben, auf denen die Jungen angesprochen
werden können. Selbst sexuelle Rendezvous auf privaten Jachten oder
luxuriösen Appartements werden vermittelt.
Da alles heimlich geschieht, kommen viele der Pädophilen ungeschoren
davon. Es ist nichts Außergewöhnliches, wenn sich ältere Männer mit
minderjährigen Jungen Hand in Hand in Kambodscha, Indonesien, Thailand,
Vietnam und auf den Philippinen öffentlich zeigen. Nach Schätzungen
regierungsunabhängiger Organisationen sind in dieser Weltgegend
Hunderttausende von minderjährigen Jungen in der Sexindustrie
beschäftigt. Die meisten von ihnen kommen aus ärmlichen Verhältnissen.
Schuld an diesen Zuständen ist eine teilweise korrupte Polizei und nicht
zuletzt die Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit. Schmiergelder an
Polizisten oder Schweigegelder an Eltern oder Verwandte sind in dieser
Szene gang und gäbe.
Auffallend bei Fällen, die an die Öffentlichkeit gelangen, ist, dass es
sich um so genannte Lehrer handelt. Es war bis vor kurzem auch relativ
leicht, eine derartige Arbeit zu finden. In asiatischen Ländern sind
Lehrer für die Schüler Respektpersonen, und ein Missbrauch ihrer
Stellung wird von den Schülern selten zur Anzeige gebracht.
Thailand hat aus dem Fall des Amerikaners John Mark Karr im letzten Jahr
Konsequenzen gezogen. Dieser arbeitete in Bangkok und Südkorea als
Englischlehrer. Er wurde in Bangkok verhaftet, da er behauptete, die
kleine JonBenet Ramsey ermordet zu haben. Allerdings wurde er wieder auf
freien Fuß gesetzt, da ein DNA-Test in Amerika keine Beweise erbrachte.
Seitdem werden Lehrer, die in das Königreich einreisen, verstärkt
überprüft. Dies wird von den Schulen und Unterrichtsinstitutionen zwar
begrüßt, aber es ist auch schwieriger geworden, Lehrer zu finden.
Es gibt in Südostasien nach dem Fall Neil den Trend zu besseren
Gesetzen, mehr Polizeiarbeit und größerer Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit. Aber es sollten nicht nur die Anstrengungen zum
Aufspüren dieser Verbrecher verstärkt werden, sondern man muss auch die
Verhältnisse ändern, in den so etwas möglich ist. Daran können alle
mitarbeiten, denn gegenüber Pädophilen darf es keine Toleranz geben.
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