Der Flughafen und die Vögel

Franz Schmid

Zu den Problemen, die den neuen Internationalen Flughafen Suvarnabhumi plagen, ist ein weiteres gekommen. Bekanntermaßen wurde der Flughafen auf einem Sumpf- und Feuchtgebiet gebaut, das ein Rückzugsgebiet für Tier- und Pflanzenarten war, die hier einen ungestörten Lebensraum hatten. Der Flughafenbau vertrieb einen Großteil dieser Bewohner.
Aber um den Flughafen herum gibt es noch passable Lebensräume, die genügend Futter, Wasser und Schutz für einige Tierarten bieten. Dazu gehören vor allem Vögel. In letzter Zeit sind Tausende von ihnen zu ihren angestammten Plätzen zurückgekehrt, denn der Flughafen liegt auf den Wanderrouten verschiedener Vogelarten, unter anderen der Asiatische Silberklaffschnabel, eine Storchenart, die bis zu 81 Zentimeter groß werden kann. Mehrere Schwärme sind in letzter Zeit beobachtet worden. Ein Schwarm besteht aus bis zu 700 Vögeln. Das umliegende Grasland, das regelmäßig Überschwemmungen ausgesetzt ist, aber auch regelmäßig gemäht wird, ist dazu ein idealer Lebensraum für kleinere Vogelarten.
Weitere ideale Lebensräume für Vögel in einem Umkreis von zehn Kilometern sind reichlich vorhanden. Fischfarmen, Reisfelder und Obstplantagen bieten Platz für Zehntausende von Vögeln und sind zugleich ihre Brutstätten.
Anders als die Anwohner, die sich über das laute Getöse der startenden und landenden Flugzeuge beschweren, macht der Lärm den Vögeln anscheinend nichts aus. Alle Versuche, die Vögel mit Beschallung oder anderen Maßnahmen zu vertreiben, erwiesen sich als nutzlos.
Steigen Vogelschwärme auf, kann es leicht zu Kollisionen mit in der Luft befindlichen Flugzeugen kommen. Es sind zwar keine ernsthaften Unfälle bisher passiert, aber auszuschließen sind sie nicht. Die Gefahr liegt in der Geschwindigkeit des Flugzeuges und der Größe der Vögel. Wenn große Vögel in den Flugzeugmotor eingesaugt werden, kommt die Turbine zu Schaden. Am Ende der Landebahnen sind im August über 1.200 Störche gezählt worden. In den letzten zwölf Monaten kam es zu 44 Zwischenfällen mit Vögeln.
Dies hat die Flugaufsicht und die Pilotenvereinigung alarmiert. Unverständlich ist, dass dieses Problem erst jetzt entdeckt beziehungsweise zur Sprache gebracht wurde, schließlich war der Flugplatz ja seit Jahrzehnten in Planung. Ähnliche Probleme wurden bei anderen Flughafenbauten in Europa und in Amerika von vornherein in Betracht gezogen und man hat Vorkehrungen getroffen, dass die Umgebung des Flugplatzes nicht zu Nist- und Brutstätten von Vögeln wird.
Dazu zählen unter anderem Entwässerung und solide Entsorgung von Müll. Hier sind speziell Essensreste gemeint, die in großer Menge auf einem solch großen Flughafen anfallen. Grasmähen während der Regenzeit führt zur Erosion des Bodens.
Man hat sich beim Bau des Flughafens an technischen Meisterleistungen berauscht, es sollte eben ein Flughafen der Superlative werden. Inzwischen ist er leider ein Superlativ an Problemen, Fehlentscheidungen und unzureichender Voraussicht geworden. Nachbesserungen werden teuer, am teuersten für den Geldbeutel wird es, wenn Menschen zu Schaden kommen. Der Schaden an den Vögeln und der Umwelt ist nicht wieder gut zu machen - aber daran denkt man in Thailand anscheinend nicht!