Eine Mordserie macht die Runde

Franz Schmid

Eine Mordserie machte im wahrsten Sinn des Wortes die Runde, die Runde bei Wachmännern. Der Grund: Sie hatten bei ihrer Arbeit geschlafen. Der Mörder, Witaya Jaikhan, ist selbst Wachmann und gab bei seiner Verhaftung an, dass er es nicht mehr mit ansehen konnte, wie die Wachleute, anstatt aufzupassen, geschlafen hätten. Er habe sie immer wieder ermahnt, doch sie hätten ihm dafür nur böse Worte gegeben. Also habe er zu Eisenstangen und ähnlichem gegriffen und die Wachmänner im Schlaf erschlagen. Einige, an die acht, wurden zwar schwer verwundet, sie kamen aber, im Gegensatz zu ihren anderen 10 Kollegen, mit dem Leben davon. Der Mord an sechs anderen Wachmännern ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt, Witaya streitet jede Verbindung dazu ab. Die Frage ist nun, wurden sie von ihren aufgebrachten Auftraggebern umgebracht, nachdem sie schlafend aufgefunden wurden?
Obwohl ich selbst gegen jede Art von Gewaltanwendung bin, möchte ich dazu sagen, dass es einen nicht zu sehr verwundern würde.
Wer von uns hat nicht schon schlafende Wachmänner, sicher mehr als muntere, bei Einfahrten von Wohnsiedlungen oder öffentlichen Gebäuden oder Hotels angetroffen? Auch das ist kein Wunder, denn diese Leute arbeiten oft in zwei oder drei Schichten. Tagsüber gehen sie einer anderen Arbeit nach, nachts schlafen sie, oh pardon, halten sie dann Wache. Viele Wachschutz-Firmen haben so ihre Probleme damit. Aber anscheinend kann nicht viel dagegen gemacht werden, solange diese Leute nur Minimallohn empfangen und andere Arbeiten annehmen müssen, um mit ihren Familien über die Runden zu kommen.
Meiner Meinung nach ist das Leben und Eigentum der den Wachleuten anvertrauten Kunden von Security-Firmen viel mehr wert als Geld. Die Kunden gehen davon aus, dass sie mit dem Anstellen eines Wachmannes beschützt sind, dass Einbrecher frühzeitig entdeckt werden und jeder Schaden, finanzieller oder körperlicher Art, von ihnen abgehalten wird. Dazu aber müssten die Wachmänner auch ausgebildet werden. Natürlich gibt es bei den Firmen einen Drill und ich kenne auch einige, die absolut zuverlässige Leute haben, auf die man sich verlassen kann, aber der Großteil schwächelt doch ein wenig.
Nun, man kann sich ärgern darüber und nichts tun, man kann aber auch des Nachts öfter aufstehen und die Wachleute kontrollieren oder auch Kontrollstationen einrichten, in denen sie sich alle 30 Minuten melden müssen. Eine Stunde ist schon wieder zu viel, in dieser Zeit kann man gut schlafen. Oder einfach Überwachungskameras einrichten, welche die Wachleute überwachen.
Man kann es aber auch so halten, wie Dieter Floeth, der verstorbene Wirt vom Restaurant „Deutsches Haus“, der sagte, als ein Auto mitten in der Nacht in sein Lokal krachte: „Zum Glück hat sich der Wächter wie immer hinter dem Werbeschild versteckt und geschlafen, sonst wäre er tot gewesen.“