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Aus für Tante Emma?
Peter Nordhues
Die geplante Neueröffnung eines Supermarktes mit einer
Verkaufsfläche von 360 qm durch eine große Kaufhauskette an der Soi
Nernplabwan hat einigen Staub aufgewirbelt. Die umliegenden Inhaber
kleiner Einzelhandelsgeschäfte laufen dagegen Sturm und haben schon
Protestveranstaltungen durchgeführt.
Ihr Ärger ist verständlich, denn ein solcher Supermarkt nimmt ihnen
Kunden weg und Umsatzeinbußen sind so sicher wie das Amen in der Kirche.
Die Stadtverwaltung hat zwar versprochen, sich ihrer Sorgen anzunehmen,
aber letztendlich wird sie die Eröffnung des Supermarkts kaum verhindern
können. Die Kaufhauskette hat nun eine Umfrage unter Anwohnern der
Gegend veranstaltet. Die Hälfte der Befragten steht einem solchen
Supermarkt positiv gegenüber. Die Einzelhändler bezweifeln jedoch, dass
die Umfrage unvoreingenommen durchgeführt wurde. Es seien die Ergebnisse
erzielt worden, die von Auftraggeber gewünscht wurden. Ihre Zweifel
trugen sie beim Bürgermeister vor, der den Vorschlag machte, sie sollten
ihre eigene Umfrage machen. Beide Umfragen sollen dem Gouverneur von
Chonburi vorgelegt werden. Dieser soll dann eine Entscheidung treffen.
Aber sicherlich hängt die Genehmigung eines Supermarktes nicht von
Umfragen ab, denn ein Volksentscheid über die Eröffnung von Geschäften
ist in der thailändischen Gesetzgebung nicht vorgesehen.
Die thailändischen Groß- und Mittelstädte machen zurzeit eine
Entwicklung durch, die in Europa in den sechziger und siebziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts zu beobachten war. Große Kaufhäuser und
Einzelhandelsketten verdrängen die alt eingesessenen Tante-Emma-Läden.
Kaufhäuser und Einzelhandelsketten bieten neben einem größeren Komfort
auch konkurrenzfähige Preise, die aus dem Großeinkauf herrühren.
Letztere Möglichkeit bleibt den kleinen Ladenbesitzern verschlossen.
Gerade auf dem Lebensmittelmarkt sind die Preise haarscharf kalkuliert
und die Gewinnspannen bis auf Äußerste ausgereizt. Die kleinen Läden
können da nicht mithalten.
Auf der anderen Seite muss man aber sehr wohl in Betracht ziehen, dass
die Kaufhaus- und Einzelhandelsketten einen nicht zu unterschätzenden
Beitrag für die Volkswirtschaft leisten. Sie dämpfen durch ihre
Preisgestaltung die Inflation, schaffen sichere Arbeitsplätze und zahlen
pünktlich Steuern. Letzteres verhilft dem Staat zu einem durchsichtigen
Überblick über zu erwartende Steuereinnahmen.
Der Verbraucher profitiert vom Warenangebot, da er in einem Geschäft
fast alles findet, was er sucht. Es ist nicht mehr nötig, verschiedene
Geschäfte aufzusuchen, um den täglichen Bedarf zu decken. Das ist alles
sehr bequem, zumal die hygienischen Zustände die mancher
Tante-Emma-Läden übertreffen.
Letztendlich entscheidet der Kunde, welches Angebot er annimmt. Im Zug
der Globalisierung werden die kleinen Läden wie schon vorher in der
westlichen Welt Federn lassen müssen oder ganz verschwinden. Man mag
dazu stehen, wie man will. Auf das Ergebnis dieser Entwicklung wird es
keinen Einfluss haben.
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