Es ist nicht immer so, wie es aussieht

Franz Schmid

Meine Frau, eine Deutsche, ging am letzten Sonntag zum Strand. Da unser Hausmädchen noch ziemlich neu bei uns ist, sich aber sehr ordentlich verhält und sauber und brav ist, nahm meine Frau sie mit. Zuerst ging sie mit ihr in einen Laden, um ihr einen „anständigen“ Badeanzug zu kaufen. Da fing das Ganze bereits an. Sie wurde von der Verkäuferin ziemlich schief angesehen und hörte auch, wie diese das Hausmädchen ausfragte, ob die „Farang“ denn lesbisch sei. Meine Frau ist der thailändischen Sprache durchaus mächtig, schwieg aber dazu und erklärte nur, dass dies ihr Hausmädchen sei.
Das Mädchen ist 21 Jahre alt, sieht aber aus wie eine schlecht entwickelte 12-Jährige aus Europa. Man kann sich gut vorstellen, was passierte, als sie mit dem Mädchen am Strand auftauchte. Nicht nur ältere ausländische Ehepaare aalten sich da in der Sonne bzw. im Schatten, sondern auch viele Farang-Männer mit ihren jungen Thaifreundinnen. Nun sollte man annehmen, dass gerade diese nicht mit Steinen werfen sollten, das Gegenteil war aber der Fall. Meine Frau bekam Blicke zugeworfen, die ihr Gänsehaut trotz der Hitze am Leib hervorrief. Sie hörte auch Gewisper bezüglich „weiblicher Pädophile“ usw.
Man kann sich vorstellen, wie peinlich das meiner Frau war, die sich in den 60er Jahren ihres Lebens befindet und noch nie lesbisch, geschweige denn eine Pädophile war.
Der Gipfel war dann, dass die Masseuse, die kam und fragte, ob die „Farang“ eine Massage wolle, dem Hausmädchen 50 Baht Kommission anbot, damit diese ihre „Freierin“ überrede, sich massieren zu lassen. Meine Frau war absolut empört und ging nach kurzer Zeit mit dem Hausmädchen ziemlich verärgert heim. Ein Tag, der schön sein und der Erholung dienen sollte, war beiden vermiest worden.
Es ist eben nicht immer so wie es vielleicht aussieht. Manchmal gibt es auch nette Menschen, die ihren Mitmenschen, seien es Hausangestellte oder Freunde, etwas Gutes tun wollen. Darum liebe Mitbürger, denkt nicht immer nur Schlechtes, wenn ihr ein Thaimädchen oder auch einen Jungen mit einem älteren Farang, weiblich oder männlich, seht.
Meine Frau jedenfalls wird sich hüten, in Zukunft wieder das Hausmädchen zum Strand mitzunehmen.