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Pattaya im Wandel
Franz Schmid
Überall ist es zu beobachten: Luxushotels und Luxusappartements werden in nie
gekannter Anzahl in Pattaya hochgezogen. Der Bauboom schäumt über, es gibt kaum
Stellen, an denen nicht gebaut wird.
Wer wird in diese neuen glitzernden Bauten einziehen? Wenn es nach den
Vorstellungen der Bauträger geht, die sich offensichtlich an dem von der
Thaksin-Regierung geprägten Begriff „Qualitätstouristen“ orientieren, wohl nur
die gut betuchten und zahlungskräftigen Interessenten. Sie werden umworben, ihr
Geld in Pattaya zu lassen und hier – vielleicht nur zeitweise – zu leben.
Vergessen sind offensichtlich diejenigen, die in den letzten Jahrzehnten Pattaya
zu dem gemacht haben, was es heute ist: eine große und reiche Stadt. Waren es
nicht die kleinen Pensionäre und Rentner, die hier ihre Ersparnisse investiert
haben und ihr Ruhestandsgeld ausgeben? Sie haben Häuser für ihre neuen Familien
gebaut, die Verwandtschaft der angeheirateten Frauen unterstützt und so manchen
Thai in Lohn und Brot gestellt.
Nun will man sie offensichtlich nicht mehr so gerne haben, im Visier ist ein
anderer Personenkreis. Doch was kann Pattaya diesen Leuten bieten? Recht wenig,
denke ich. Glaubt man ernsthaft, mit namhaften luxuriösen Ferienorten in Europa
oder Amerika konkurrieren zu können? Dazu gehört schon eine gewisse Portion
Blauäugigkeit. Die Stadt wirkt leicht ungepflegt, Müll liegt oft herum, es gibt
keine anständigen Fußgängerwege, kein funktionierendes Nahverkehrssystem, Ampeln
fallen oft aus, Raubüberfälle passieren immer noch, das Zweiklassensystem bei
Eintrittsgeldern verärgert viele Touristen und kulturell gibt es häufig
Engpässe, von den Kathoey-Shows abgesehen, die aber oft nicht jedermanns
Geschmack sind.
Die nationalen Wahlen liegen hinter uns. In den Köpfen vieler Wähler scheint
sich landesweit nicht viel bewegt zu haben, alte Anschauungen haben mitunter ein
nicht auslöschbares Beharrungsvermögen.
In Pattaya stehen die Bürgermeisterwahlen noch aus. Vielleicht können ein
junger, aufstrebender Bürgermeister und eine neue Stadtregierung die Projekte in
Angriff nehmen, die bisher liegen geblieben sind.
Es ist alles machbar, wenn man es richtig anpackt und auch den Mut dazu hat.
Gelingt dies nicht, werden viele Neubauprojekte einer ungewissen Zukunft
entgegen sehen.
Einer ungewissen Zukunft sehen allerdings auch die kleinen Pensionäre und
Rentner mitsamt ihren Familienangehörigen entgegen, da man ihnen das Leben
schwer macht. Pattaya hat Platz genug für alle. Nur die Politiker können den
Ausgleich bringen und ein friedliches Nebeneinander möglich machen.
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