Liebe Leser,
Haben Sie Kummer und wissen nicht weiter? Wissen Sie auf
bestimmte Probleme keine Antwort? Wenden Sie sich vertrauensvoll an
mich. Ich helfe Ihnen. Ihre Tante Frieda |
Liebe Tante Frieda,
Neulich habe ich mich mit einem Bekannten unterhalten, und da ich bei
einem Verein bin, der immer Spendengelder für bedürftige Menschen
sammelt, sprach ich ihn darauf an, mir doch auch eine kleine Spende
dafür zu geben. Er lächelte nur und meinte dazu, dass er fast jeden Tag
Spenden gibt. Auf meine Frage an wen, sagte er, dass er so viele arme
Mädchen hier an jeder Ecke sieht. Viele von denen haben nicht mal das
Geld, sich anständig anzuziehen. Die tragen so kurze Röckchen, dass man
ihren Allerwertesten sieht und auch oben rum seien sie oft so spärlich
gekleidet, dass das Oberteil, das sie tragen, sicher noch aus ihrer
Kinderzeit stammt. Diesen Menschen helfe er, sagte er mir, indem er sie
einlade mit ihm nachhause zu kommen, er gäbe ihnen Essen und auch Geld,
nachdem sie eine Nacht bei ihm verbracht hätten. Ich war sprachlos, was
er da von sich gab. Meinst Du, Tante Frieda, dass er das ernst gemeint
hat? Er weiß wahrscheinlich nicht, dass diese freizügig gekleideten
Mädchen ganz sicher nicht arm im Sinne von bedürftig sind, oder? Oder
meist Du, er hat mich ganz einfach auf die Schippe nehmen wollen?
Klara
Liebe Klara,
Ich nehme stark an, dass er das Letztere gemacht hat, nämlich Dich auf
die Schippe genommen. Denn so naiv wird ein erwachsener Mann doch nicht
sein, dass er so etwas glaubt. Obwohl ich da auch nicht ganz sicher sein
kann, denn es gibt genügend blauäugige Männer, die solch „armen“ Mädchen
bereits am zweiten Tag ihrer Bekanntschaft ihre Geldtasche übergeben und
sie damit walten lassen. Mach Dir nichts draus, auch wenn er Dich
diesmal auf die Schippe genommen hat. Ich glaube, der Mensch hat viel
Humor und wollte Dich nicht schocken, indem er Dir so offen sagt, wo er
sein Geld lieber hinträgt.
Liebe Tante Frieda,
Ich kann mich noch gut an Pattaya vor 35 Jahren erinnern, da war ich
nämlich zum ersten Mal hier. Es gab wunderschöne Strände und wirklich
kristallklares Wasser. Die Fische kamen bis an den Strand – ohne Angst
zu haben, durch irgendwelche Chemikalien vergiftet zu werden. Grüne
Palmen wiegten sich im Wind und die Menschen hier waren noch echt
freundlich und hatten nicht nur ein geschäftsmäßiges Grinsen im Gesicht.
Natürlich gab es auch schon damals Nutten. Die gibt es in Thailand schon
seit Ewigkeiten, nicht erst seit dem Tourismus, wie uns die
Thai-Regierung immer verklickern will, aber die hatten echt noch Herz.
Schade, dass sich alles so sehr dem Kommerz beugt und die Menschlichkeit
und die schöne Natur dadurch endgültig verlieren.
Nostalge
Lieber Nostalge,
Ach, wie kann ich mit Dir mitfühlen, kam ich doch das erste Mal bereits
im Jahre 1969 nach Pattaya. Ich stimme Dir in allem voll und ganz zu,
nur darf man eben nicht außer Acht lassen, dass sich nicht nur Pattaya,
sondern die ganze Welt verändert. Schau Dich doch einmal in Europa und
Amerika rum, ja sogar in Afrika, da sieht auch alles ganz anders aus als
zu unserer Zeit. Schade, aber die Zeit geht weiter und die Erde dreht
sich weiter, damit müssen wir uns abfinden. In letzter Zeit verstehe ich
auch, was meine Eltern gemeint hatten, als sie immer von der guten
„alten Zeit“ sprachen, und dass es nicht mehr so sei wie früher – und
das war bereits in den 40er Jahren und sie hatten einen Krieg hinter
sich. Menschen wehren sich eben im Inneren gegen Neuerungen, egal
welcher Art – und das tun wir nun eben auch.
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