Kurt Rufli
Der Mann, der im Amari alle Fäden in der Hand hat
Elfi Seitz
Schlank, gut aussehend und elegant, das ist die Beschreibung,
die auf Kurt Rufli, den allmächtigen Boss der Amari Gruppe, unbedingt
zutrifft. Kurt Rufli lebt bereits seit 36 Jahren in Thailand – und das
alles eigentlich durch Zufall. Sein Hochdeutsch ist immer noch perfekt,
wenn auch mit einem leichten Schweizer Akzent.
Sein Werdegang war eigentlich vorherzusehen, denn er wurde an einem 27.
Januar in Zürich in eine Restaurantfamilie hineingeboren. Mit sieben
Jahren wusste er bereits, was er einmal werden wollte: Koch. Wenn man
ihn kennt, weiß man, dass ihn nichts von einem einmal festgelegten
Vorsatz abbringen kann – also verwundert es nicht, dass er 1961 im Savoy
Hotel, Baur en Ville, in Zürich seine Kochlehre begann.
Das Militär hat seine Ausbildung zwar unterbrechen, aber nicht beenden
können, denn zielsicher hat er dort die Prüfung zum Küchenchef gemacht.
Danach folgten zwei Jahre Hotelfachschule in Lausanne. Kurt sagt
darüber: „Im Gegensatz zu heute war die Hotelfachschule mehr
berufsbezogen. Heute ist sie viel mehr auf Management ausgerichtet.
Deshalb werden auch etliche Abgänger von großen Firmen angeheuert –
nicht unbedingt im Hotelfachberuf, sondern in Banken und Gesellschaften
wie Nestle zum Beispiel.“
Kurt machte neben der Schule auch ein Praktikum in Chur und Lugano,
bevor er seine erste Stellung im fernen Kapstadt im Arthur Seat Hotel
und später im Heerengracht Hotel antrat. „Nach Kapstadt ging ich
eigentlich nur, weil ich die englische Sprache perfekter lernen wollte“,
sagt er. „Aber heute finde ich, dass es die schönste Stadt der Welt
ist“, schwärmt Kurt.
Im Jahre 1971 wurde er von Aga Khan, jawohl, „dem“ berühmten Aga Khan,
eingestellt. Er arbeitete für ihn in Sardinien in Costa Smeralda als
Finanzkontrolleur. Dort hatte der Aga Khan drei neue Resorts mit den
Namen „Cala di Volpe“, „Pitrizzia“ und „Porto Cervo“ erbaut, in denen er
hauptsächlich Privatgäste unterbrachte. Allerdings war Kurt Rufli nicht
besonders glücklich dort, da das Resort nur von Mai bis Oktober geöffnet
war. „Im Winter war es feucht, es gab keine Heizung und es überwinterten
insgesamt nur drei Ausländer dort“, erzählt Kurt. „Ich musste häufig
nach Paris ins Büro. Transportmittel waren Wagen und Fähre, was oft viel
Zeit brauchte wegen der Streiks der Hafenarbeiter.“
Im Jahre 1972 folgte Kurt, der sich schon immer für sanfte mandeläugige
Frauen begeistert hatte, einem Ruf der Peninsula Guppe, zu der Zeit als
diese Gruppe das Marco Polo Hotel in Singapur übernahm. Er erinnert
sich: „Ich unterschrieb einen Vertrag als Residenzmanager für dieses
Hotel, bekam ein Ticket nach Hongkong zum Hauptsitz, um dort an einem
Training für meinen Einsatz in Singapur teilzunehmen. Da ich keine
Ferien nehmen konnte zwischen den Jobs in Sardinien und Hongkong,
beschloss ich, mich bei einem Stop-over in Bangkok drei Tage auszuruhen
- und fuhr nach Pattaya ins Nipa Lodge, eines der zwei führenden
Hotels.“
Wie es das Schicksal so wollte, brauchten sie dort einen Generalmanager
– und Kurt fing nach nur zwei Tagen sofort an. Das Orchid Lodge, heute
Amari Orchid Hotel & Tower, war damals noch im Bau. „Ich hatte das
Paradies auf Erden gefunden“, lacht Kurt verschmitzt. „Es gab damals
noch traumhafte Strände in Pattaya, glasklares, herrliches Wasser – und
natürlich schöne Frauen mit Mandelaugen.“ Selbstverständlich übernahm er
auch das Orchid Resort, nachdem es fertig gebaut war. Übrigens gab es
dort die erste Diskothek Thailands, das Byblos. Beide Hotels gehörten
der Italthai Co. Ltd. Eigentlich Bauherren, fiel ihnen das Nipa Lodge
einfach in den Schoß, weil der damalige Besitzer es nicht zu managen
wusste und es ihnen überließ. Es hatte den ersten Nachtclub in Pattaya,
„Fisch Bowl“, und das erste europäische Restaurant, „Tradewinds“.
Mit Kurt hatte die Firma einen guten Griff gemacht, das wurde sofort
klar, und mit seiner Karriere ging es bergauf. Erst wurde für kurze Zeit
das Samila Hotel in Songkhla übernommen und danach das Rincome in Chiang
Mai. Weitere Hotels folgten, wie das Airport Hotel Bangkok, das Coral
Beach Hotel, das Boulevard Hotel, das Amari Palm Reef Resort und
schließlich das Amari Watergate Hotel und das Amari Atrium Hotel. Es
würde zu viel sein, alle Hotels aufzuzählen, die der Amari Gruppe
gehören oder unter ihrem Management, sprich Kurt Rufli, stehen, aber bis
jetzt sind es 19.
Wie schafft Kurt Rufli, der schon lange der geschäftsführende Direktor
der Amari Hotels ist, dies? Nun, darüber spricht er nicht so gerne. Aber
aus verschiedenen Andeutungen hört man heraus, dass er oft bis zu 16
Stunden am Tage gearbeitet hat. „Heute trete ich langsamer“, sagt er
dazu, „jetzt sind es nur noch 9 bis 10 Stunden. Man wird ja nicht
jünger.“
Apropos jünger: Kurt ist der Ansicht, dass man der Jugend eine Chance
geben muss. „Ich bin deshalb gar nicht so dafür, bereits anerkannte
Manager einzustellen, sondern möchte den jungen Leuten eine Chance
geben, damit sie sich die ersten Sporen in gut angesehenen Hotels
verdienen und viel lernen können.“
Privatleben kennt Kurt nur wenig. 1973 hat er eine mandeläugige Schöne
aus den Philippinen geheiratet und drei hübsche Töchter mit ihr
bekommen. Alle drei leben verstreut in der ganzen Welt, in Zürich,
London und Arizona. Das haben sie wohl vom Herrn Papa geerbt. Von seiner
Frau lebt Kurt heute getrennt, aber er ist trotzdem glücklich und
zufrieden. Nun, wen wundert es, bei so viel Erfolg?
Was ihm noch fehlt ist, Zeit für sich selbst zu haben. „Ich träume
davon, dass, wenn ich einmal in Pension gehe, ich meinen drei Hobbys
frönen kann: Freunde in der ganzen Welt besuchen, Bergwanderungen machen
und viel klassischen Jazz bei Konzerten hören. Ich werde also auch dann
ziemlich ausgebucht sein.“
Bis er aber wirklich in Pension geht, wird wahrscheinlich noch viel
Wasser den Chao Phraya River runter fließen – denn ein Kurt Rufli ohne
Arbeit? Undenkbar, meinen seine Angestellten!
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