Elfi Seitz
Andrea und Roland Sonderegger aus Vorarlberg in Österreich waren die
interessanten Gastsprecher beim Clubabend des Rotary Club Phönix Pattaya (in
Gründung) im Montien Hotel am 29. Januar. Mit dabei war ihr sieben Monate junger
Sohn Christoph, der eigentlich auf ihrer Reise um die halbe Welt, die sie im
Juni 2006 begannen, gar nicht eingeplant gewesen war. Aber davon der Reihe nach.
Bereits vor neun Jahren unternahmen Andrea und Roland eine halbe Weltreise,
gemeinsam mit ihren Schäferhündinnen Asta, damals 13, und Gina, damals zwei
Jahre alt, in einem umgebauten Landrover. Die Reiseroute führte von Feldkirch in
Österreich über Ungarn, Rumänien, Bulgarien, die Türkei, den Iran, Pakistan in
die Vereinten Arabischen Emirate, weiter nach Oman, Jemen bis nach Afrika, wo
sie Staaten wie Eritrea, Äthiopien, Kenia, Tansania und viele weitere
durchfuhren, bis sie in Südafrika landeten. Von dort ging es dann nach einem
Jahr mit dem Flugzeug wieder nachhause.
Moderne
Abenteurer: Roland, Andrea und Sohn Christoph.
Über diese Reise berichteten die beiden und zeigten eine herrliche Power-Point
Präsentation dazu. Dazu gehörten Berichte wie ein einwöchiger
Gefängnisaufenthalt in Äthiopien wegen eines Verkehrsvergehens sowie die Ängste,
welche das Ehepaar beim Grenzübertritt in den Iran auszustehen hatte, als Andrea
von ihrem Mann getrennt und in ein Zimmer mit iranischen Frauen gesperrt wurde.
Erst nach langer Wartezeit wurde sie von den iranischen Zöllnern abgefertigt.
Dazu sagte sie „bei der jetzigen Einreise war dies alles ganz anders, da ging es
dort dank moderner Computertechnik schon sehr professionell zu“.
Trotz verschiedenster Autopannen, 26 Reifenpannen insgesamt, waren die beiden
aber begeistert von der Freundlichkeit aller Menschen, die sie in diesen Ländern
antrafen. Sie erhielten sehr häufig Essen und Bezahlung wurde energisch
abgelehnt. Auch mit Benzin wurden sie oft kostenlos versorgt oder erhielten 100
Liter zum sagenhaften Preis von einem US-Dollar. Sie machten Sandstürme mit,
erlebten die Reise von Marco Polo auf der Seidenstraße im Karakorum, dem
Grenzgebiet von Afghanistan, nach und hätten beinahe ihre Hunde an der Grenze zu
Oman erschießen müssen, da denen die Einreise trotz vorheriger Zusagen durch die
Konsulate verwehrt wurde.
Also brachten beide ihre Hunde ein Stück in die Wüste und kehrten
tränenüberströmt zum Auto zurück, wo sie unverzüglich ihre Reise aufnahmen.
Nachts jedoch schlichen sie sich wieder über die von bewaffneten Soldaten
bewachte Grenze zurück und holten ihre beiden Hunde zu Fuß ab. Im Yeman
allerdings verstarb Asta an Alterschwäche und der großen Hitze, die oft 52 Grad
Celsius betrug.
Im Iran übernachteten sie einmal mitten in einem Minenfeld, durch das sie in der
Dunkelheit gefahren waren. Voller Schrecken fuhren sie im Morgengrauen im
Rückwärtsgang, genau auf ihren alten Reifenspuren wieder heraus. In Aden mussten
sie drei Wochen lang auf ihre Überfahrt per Schiff nach Afrika warten. Endlich
ergatterten sie einen Platz auf einem Schiff, das mit 15.000 Gasflaschen beladen
war. „An Rauchen war da nicht einmal zu denken“, erzählte Roland.
Während der Überfahrt erkrankte er und Andrea stand Todesängste um ihn, der über
40 Grad Fieber hatte, aus. Bald stellte sich heraus, dass auch
Besatzungsmitglieder erkrankt waren, weil der Koch aus Mangel an Frischwasser
Kondenswasser aus der Klimaanlage verwendet hatte. Die Reise durch die
afrikanischen Staaten verlief dann relativ problemlos außer einem kapitalen
Motorschaden und dem Gefängnisaufenthalt, der Durchfahrt durch ein
Grenzgebietsdorf, das von plündernden Stämmen überfallen worden war und wo die
Leichen noch herumlagen, bis zu ihrer Rückkehr nach Österreich.
Im Jahre 2006 entschied sich das Ehepaar, dieselbe Reise mit einigen
Abänderungen nochmals zu wagen. Diesmal aber wollten sie mindestens zwei Jahre
oder länger unterwegs sein. Gesagt, getan und schon fuhren sie wieder ins
nächste Abenteuer. Die Länder waren bis Pakistan dieselben, die sie schon bei
ihrer ersten Reise durchfahren hatten, nur die Route war anders. „Alles war
wesentlich einfacher für uns dieses Mal“, sagt Roland, „wir kannten uns
sozusagen schon etwas aus.“ Er erzählt weiter: „Die Leute im Iran sind immer
noch sehr, sehr nett. Frauen kamen auf Andrea zu, legten die Hände auf ihren
Bauch und wünschten ihr Glück. Wir verstanden damals noch nicht, was dies
bedeutete.
Die Ausreise aus dem Iran dauerte lange, aber endlich landeten wir am
pakistanischen Grenzposten. Wir wurden ins gleiche Gebäude wie damals gebeten.
Danach mussten wir in ein anderes Gebäude und auch hier gab es keine
Veränderung, alles ist geblieben wie es vorher war, dieselben zwei Bilder an der
Wand, Tische und Stühle aus der Zeit, als mein Opa noch lebte. Ich freute mich
und auch die Grenzbeamten, weil wir das alles noch wussten.
Schnell war der Papierkram erledigt, und wir durften sogar den Nachmittag sowie
die kommende Nacht an der Grenze verbringen. Ein laut krähender Hahn und
Sonnenschein weckten uns. Die Straße, auf der wir weiterfuhren, hatte sich seit
damals verändert. Eine super zweispurige Strasse, der man den kriminellen
Zustand von früher, nur so breit wie ein Fahrzeug, und auf der die Schmuggler
damals mit Vollgas daherbrausten, nicht mehr anmerkte.
Bis Quetta, 600 Kilometer entfernt, war es noch weit. Das erste Dorf, das wir
durchfuhren, war typisch für Pakistan, neben der Straße, Wassergräben links und
rechts und dahinter Häuser. So einen Dreck, so einen Gestank muss man erst mal
gesehen haben. Vor und zwischen den Häusern wird gearbeitet. Autos werden
repariert, Brot wird gebacken, Obst und Lebensmittel werden verkauft. Dazwischen
rennen Esel, Hühner und Ziegen rum, die in dem Dreck alles zum Fressen finden,
was sie brauchen. Sogar menschliche Exkremente, die sie im Wassergraben finden,
den die Leute als Toilette benützen. Die Leute sind eben natürlich – und sehr
freundlich. Sie winken, rufen und fragen, ob man ‚Tschei‘ (Tee) trinken oder gar
etwas essen möchte. Wir kaufen etwas und ziehen weiter.
Die Straße fiel nach diesem Dorf in ihren uralten Zustand als einspurige
Schlaglochpiste zurück. Die pakistanischen Autofahrer waren stur und rasant.
Einer wollte uns doch wahrlich von der Straße drängen, ich aber blieb stehen und
er musste aufs Kiesbett ausweichen – mit hundert Sachen – das schepperte
gewaltig, aber wir hatten unseren Spaß daran.
Von Pakistan ging es nach Indien. Der abendliche Schichtwechsel der Zöllner ist
ein Schauspiel für Einheimische und Touristen. Die Inder und die Pakistanis
beschimpfen sich dabei regelmäßig mit den gröbsten Schimpfnamen, schütteln die
Fäuste gegeneinander und wir wunderten uns, dass alles trotzdem so glimpflich
abläuft. Indien ist traumhaft. Wir kommen aus dem Staunen über die vielen
herrlichen Bauten und das bunte Leben nicht heraus und schwören, dass wir
wiederkommen.
In Goa angekommen, musste Andrea einen Arzt aufsuchen, da sie Beschwerden hatte.
Die Beschwerden stellten sich allerdings als fortgeschrittene Schwangerschaft
heraus, von der wir nichts gemerkt hatten. Ein Wunder, nach 20 Jahren
kinderloser Ehe.“
Zur Geburt fuhren sie von Indien nach Nepal. In einem hervorragenden Krankenhaus
wurde Andrea durch eine komplizierte Kaiserschnittoperation von einem gesunden
Jungen entbunden. Das Glück des Ehepaares war perfekt. Der Sohn wurde in Nepal
von einem buddhistischen Priester getauft.
Die Eltern hatten den Namen Christoph ausgesucht, aber der Priester berechnete
anhand des Geburtstages, des Horoskops und verschiedenen anderen astrologischen
Daten, zwei nepalesische Namen. In einer unvergesslichen Zeremonie wurde der
Kleine auf die Namen „Christoph“, „Ajushman“ (langes Leben) und „Bishwakalayan“
(von der Erde gesegnet) getauft. Seine Taufpatin war sogar eine echte
Prinzessin, Sushila, aus Tibet.
Selbst heute hat das Ehepaar Tränen in den Augen, wenn es vom Abschied dort
erzählt. Roland beschreibt es: „Kinder, die wortlos dastehen. Lehrer und die
vielen Bekannten und Freunde, die wir hier kennen gelernt haben, alle haben
verheulte Augen. Sushila, ihre Schwester Meenu und Ronny sitzen zusammen und
weinen. Andrea mit Chris in den Armen ist von unserer weinenden ,Shamrock –
Familie‘ umringt. Derselben Großfamilie, bei der wir uns anfangs nicht wohl und
uns ständig beobachtet fühlten. Bis wir ein Haus angeboten bekamen – und es
ablehnten, weil uns die Familie fehlen würde. Da gehörten wir bereits dazu.
Und als dann unser Sohn geboren wurde, spürten wir die ‚ehrliche‘ Wärme dieser
Familie. Sie half, wo sie konnte und wo immer eine Hand gebraucht wurde, sie war
da. Sie organisierten Essen, besorgten Suppen, um die Muttermilchproduktion von
Andrea anzuregen, wuschen und wickelten unseren Kleinen und kümmerten sich um
Gina.
Ganz besonderen Dank bin ich Prinzessin Sushila schuldig. Trotz Warnungen ihrer
Eltern, sich nicht in Behördenangelegenheiten einzumischen, konnte ich mit ihrer
Hilfe die Geburtsregistrierung und den ganzen Papierkrieg innerhalb von drei
Tagen und nicht wie üblich in sechs Monaten erledigen. Denn ohne diese
Bestätigungen wäre es mir nicht möglich gewesen, in Katmandu meinem Sohn die
österreichische Staatsbürgerschaft zu besorgen.
Und dann die Kinder. Tagelang haben sie immer und immer wieder in ihrer Freizeit
und in unserer Abwesenheit einige Tänze und Abschiedslieder für uns einstudiert.
Wir haben Rotz und Wasser geheult. Alle. Und dann saßen wir nur lange wortlos
da.“
Andrea, Roland und Klein-Christoph flogen, nachdem sie ihr Auto eingeschifft
hatten, nach Malaysia und fuhren von dort nach Thailand, wo sie sich immer noch
in Pattaya erholen und aufhalten. Die elfjährige Gina war allerdings nicht mehr
dabei, sie litt an einer schlimmen Hautkrankheit und musste eingeschläfert
werden.
Sobald aber das Auto wieder voll repariert ist, geht es weiter in den Norden
Thailands und von dort nach Kambodscha, Laos, Vietnam, China, in die Mongolei,
Turkmenistan, Usbekistan, Russland und dann wieder in die Heimat.
Bleiben sie dann dort? Natürlich nicht zu lange, denn sie haben bereits Pläne
geschmiedet, auch die zweite Halbkugel der Welt zu erforschen. Mit dem Auto und
in Begleitung ihres Sohnes. Erst wenn dieser groß genug ist, wollen sie mit ihm
dieselbe Strecke und seine Geburtsheimat wieder besuchen.
Roland Sonderegger wird auch Vortragsreisen durch deutschsprachige Länder
unternehmen. Wer mehr darüber wissen will, bitte E-Mail roland.sonderegger@
yahoo.com kontaktieren.
Eine typische iranische Familie.
Tief verschleierte Frauen bieten ihre Waren an.
Das berühmte Persepolis im Iran wird von Roland
bewundert.
Weihnachten am Strand auf Krabi.
Ein pakistanischer Straßenkoch.
Pakistanische Kammermusik.
So werden Straßen in Pakistan gebaut.
Monsunzeit in der Nähe von Kalkutta in Indien.
Eine schöne Nepalesin in Landestracht.
Auch in Thailand wird Christoph von einem Mönch
gesegnet.
Ein indischer Palmenkletterer pflückt uns
Kokosnüsse.
Abseits der Hauptrouten im Iran.
Elefanten verlangen Straßenmaut.
Flussdurchfahrt im Iran.
Heiße Quellen auf Krabi in Thailand. Andrea und
Christoph fühlen sich wohl.
Als echter Österreicher fährt man auch in Goa Ski.
Indische Frauen beim Wäschewaschen.
Slums – wo arme Menschen ihr Leben fristen.
Wasserspaß am Strand von Goa
Indien – wie man es täglich erleben kann.
Silvesterfeier 2006/07 auf Nepalesisch.
Einer der ersten 8000er Nepals in Sicht.