Blauer Dunst und Nebelkerzen

Franz Schmid

Die thailändische Regierung macht sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Bürger. Und wie kann man die Gesundheit der Bürger besser schützen als mit Verordnungen? Es geht nicht etwa um die steigende Luftverschmutzung durch den ständig wachsenden Straßenverkehr, zunehmende Unfallziffern durch betrunkene Auto- und Motorradfahrer oder das Abfackeln wilder Müllkippen, nein, vor allem in Restaurants und Kneipen lauern die Gefahren.
Daher haben Gesundheitsfanatiker und militante Nichtraucher im Gesundheitsministerium eine Verordnung auf den Weg gebracht, die ab dem 11. Februar in Kraft getreten ist. So wurden kurzerhand alle Kneipen, Bars, Restaurants (Unterhaltungsbetriebe schlechthin) und Märkte jeder Art (dazu zählen auch Gemüse- und Trödelmärkte) mit oder ohne Klimaanlagen zu Nichtraucherzonen erklärt. Geraucht werden darf dann nur noch außerhalb des Betriebes oder des Geländes. Bei Missachtung des Verbots drohen für den Betreiber Strafen von bis zu 20.000 Baht bzw. 2.000 Baht für Einzelpersonen. Die Verordnung ist bereits Ende letzten Jahres verkündet worden und hat so manchen Kneipenwirt in Angst und Schrecken versetzt. Aber es soll auch für die Raucher gesorgt werden. Die Restaurants können Raucherecken an der frischen Luft zur Verfügung stellen, wo der blaue Dunst abzieht und niemand durch den Rauch belästigt wird.
Wie das in den Freiluftbars, die es in Pattaya zu Hunderten gibt, umgesetzt werden soll, bleibt vorerst ein Geheimnis, zudem bei wechselnder Windrichtung die Einrichtung einer Raucherecke erhebliche Probleme aufwirft. Aber sicher werden erfindungsreiche Beamte auch dafür eine, vielleicht sogar profitable, Lösung finden.
Thailand schwimmt hier auf einem Trend mit, bei dem zahlreiche Nebelkerzen geworfen wurden, um von anderen wichtigeren Dingen abzulenken. Die Gesundheit der Menschen ist ein schützenswertes Gut. Hier wird aber der Anschein erweckt, dass es zwei Klassen von Menschen gibt: Raucher und Nichtraucher. Wer da die Bösewichte sind, ist leicht zu erraten. Der Feldzug gegen die Raucher hat schon fanatischen Charakter angenommen. Es ist leicht einzusehen, dass in geschlossenen Räumen, wie etwa Flugzeugen das Rauchen lästig ist. Übrigens nicht nur für Nichtraucher, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Ob nun allerdings die Nichtraucher in Kneipen das Privileg besitzen sollen, ihren Spaß zu haben und die Raucher vor die Tür zu schicken, ist mehr als fragwürdig. In Kneipen wird die auf der Welt am weitesten verbreitete Droge konsumiert, nämlich Alkohol. Warum ist dies gestattet, obwohl die Gesundheitsgefahren allseits bekannt sind? Warum verbietet man nicht generell den Verkauf von Zigaretten, wenn ohnehin zum Genuss dieser Droge in Gesellschaft kaum noch eine Möglichkeit besteht? Wenn ein Raucher zu einem Glas Bier in die Kneipe geht, will er sich dabei eine Zigarette anzünden. Warum wird ihm dieses kleine Vergnügen vermiest? Der Staat sollte es seinen Bürgern überlassen, wie sie mit der Droge Tabak umgehen. Schutz der Nichtraucher: Ja!, aber Hexenjagd auf Raucher: Nein!