Nichts Neues – nur alte Rezepte
Franz Schmid
Die neue Regierung will die etwas lahmende Wirtschaft Thailands ankurbeln. Dafür
sollen 18 Milliarden Baht zur Verfügung gestellt werden, die als
Entwicklungskredite an Dörfer vergeben werden sollen. Finanzminister Surapong
Suebwonglee sagte, über 78.000 Dörfer könnten diese Kredite erhalten, wobei ein
lokales Komitee die Kredite billigen soll. Die Kreditsumme für jedes Dorf liegt
zwischen 50.000 und 350.000 Baht. Dieser finanzpolitische Zug erinnert an die
populistische Politik des gestürzten Premierministers Thaksin Shinawatra, der
seinerzeit jedem Dorf einen Kredit von einer Million Baht anbot.
So wie die ehemalige Regierung Thaksin ist wohl auch die neue Regierung der
Meinung, unerwünschte Wirkungen von Konjunkturzyklen könnten durch Steuerung von
Geldmenge und Staatsausgaben vermieden werden. Dieses Rezept wurde tatsächlich
in den 1960er Jahren erfolgreich angewandt. Doch die Welt hat sich gewandelt und
damit auch die wirtschaftlichen Mechanismen. Die Globalisierung fordert ihren
Tribut, Thailand ist da keine Ausnahme.
Der 1-Million-Kredit damals hat keinen wirtschaftlichen Aufschwung in die Dörfer
gebracht. Mit derart kleinen Beträgen können weder eine deutliche Verbesserung
der Infrastruktur noch neue dringend benötigte Arbeitsplätze geschaffen werden.
Zwar werden zahlreiche Dorfvorsteher diesen kleinen Geldsegen lebhaft begrüßen,
doch die erhoffte Wirkung wird verpuffen. Der von der Regierung Thaksin
ausgelöste Wirtschaftsboom stand auf wackligen Füßen, eine hohe Verschuldung der
öffentlichen Hand und der privaten Haushalte waren die Folge.
Was wurde mit dem Geld damals überhaupt gemacht, wofür wurde es ausgegeben?
Wurden sinnvolle Investitionen getätigt? Alles dies ist schwer nachzuvollziehen.
In Erinnerung bleibt nur, dass in manchen Dörfern die Anzahl der Mopeds und
elektronischer Unterhaltungsgeräte stieg.
Noch immer ist Thailand ein traditionelles Agrarland. Fast 50 Prozent der
Bevölkerung ist in der Landwirtschaft tätig. Jedoch erwirtschaften diese nur 9
Prozent des Bruttosozialprodukts. Es scheint so, als ob man sich mit dem neuen
Kreditangebot bei den Leuten auf dem flachen Land für die hohe Zustimmung bei
den Wahlen im Dezember bedanken will. Ob das letztlich zu einem erhofften
Wirtschaftsaufschwung gerade bei diesem Personenkreis führt, ist mehr als
fraglich.
Der Staat sollte stattdessen gezielt in Infrastrukturmaßnahmen investieren, die
allen zugute kommen, wie zum Beispiel moderne Verkehrsverbindungen und die
Sicherstellung von genügend Trinkwasser und Bildungseinrichtungen. Kleine
„Geldgeschenke“ an Sympathisanten erhalten zwar die Freundschaft, doch an der
Lage der Landbevölkerung ändert das wenig oder gar nichts. Die Bauern stöhnen
unter gestiegenen Kosten von Düngemitteln und dem Preisverfall
landwirtschaftlicher Produkte. Wenn die Regierung diese Probleme in den Griff
bekäme, würde dies eine wirkliche Verbesserung der Lebensumstände dieser
Bevölkerungsschicht bringen. Aber Bargeld auf die Hand ist eben
publikumswirksamer als harte politische Arbeit.
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